Nachruf auf George Foreman: Der mit dem Punch: Der große Boxer George Foreman ist tot
Er war ein Schulabbrecher aus Texas und ein wahnsinniges Boxtalent, vor dem sich später im Ring die Gegner fürchteten: Ein Nachruf auf George Foreman.
George Foreman hat es immer kurz machen wollen. Der Boxer mit dem unheimlichen Punch war nie in den Ring getreten, um über die volle Rundenzahl zu gehen. Versuchen wir es also ebenfalls kurz zu machen: Erstens war George Foreman Schulabbrecher. Zweitens wurde er ein Olympiasieger, den die einen hassten und die anderen nicht ernst nahmen. Drittens wurde aus ihm ein Weltmeister, vor dem alle Angst hatten. Viertens fiel er ohne Titel in eine Lebenskrise und wurde christlicher Prediger. Fünftens wurde er später wieder Weltmeister, und zwar, sechstens, ein von allen respektierter und von den meisten geliebter Champion.
So kurz lässt sich das Leben des George Edward Foreman, geboren am 10. Januar 1949 in Marshall, Texas, erzählen. Doch jede dieser sechs Runden enthält unglaublich viel Leben.
Der 15-Jährige, der von der Highschool flog, landete in einem staatlichen Förderprogramm, auf das ihn erst seine Schwester aufmerksam machen musste. Er hörte Bob Dylan, las Malcolm X und fing an zu boxen. „Du bist groß genug, und du bist hässlich genug“, sagte sein erster Trainer, „komm in mein Gym.“
Und er war stark genug. 1968 wurde er in Mexiko Olympiasieger. Noch im Ring schwenkte er die Stars and Stripes; die meisten sahen das als Distanzierung von den Black-Power-Protesten. Foreman verteidigte sich hilflos: Er habe doch nur zeigen wollen, dass er aus den USA komme. Was nur wenige wussten, ist, dass er John Carlos – einen der 200-Meter-Läufer, die bei der Siegerehrung die Faust zum Black-Power-Gruß in die Luft reckten und dann lebenslang gesperrt wurden – finanziell unterstützte. Noch ein weiterer Aspekt, auf den Foreman bezüglich der Olympiaproteste afroamerikanischer Sportler hinwies, wurde übersehen. „Wussten Sie, dass aber nur die Collegesportler eingezogen wurden?“, fragte er in einem Interview und sagte: „Die Armen spielten keine Rolle.“
1969 wurde Foreman Profi, gefürchtet für seine Schlagkraft. 1973 wurde er Weltmeister – gegen den favorisierten Joe Frazier. Als er 1974 gegen Muhammad Ali zum „Rumble in the Jungle“ antrat, gelang es Ali, ihn zu diskreditieren: „Er vertritt das weiße Amerika, das Christentum, die Fahne, den weißen Mann, Schweinekoteletts.“ Ali siegte.

Eine Weile boxte Foreman weiter, aber als er 1977 verlor, sprach er von Nahtoderfahrung und trat zurück. Foreman wurde Prediger der Church of the Lord Jesus Christ, zunächst auf Straßen, später in einer eigenen Gemeinde, danach auch in Fernsehgottesdiensten.
1987 wagte er ein Comeback, zunächst erfolgreich, aber zwei wichtige Kämpfe verlor er. Doch 1994, mit 45 Jahren, konnte Foreman den Schwergewichtsweltmeister Michael Moorer durch K. o. in der zehnten Runde besiegen. Den Titel verteidigte er auch gegen Axel Schulz. 1997 beendete Foreman seine große Karriere.
Mit Hamburgern überzeugt
Es folgten Jahre, in denen der so oft Geschmähte endlich Anerkennung genoss. Doch auch hier ging es holprig los. Mehr als ein paar Werbeverträge für Tortillachips und Schalldämpfer hatte er nicht, und als ihm 1995 einer für einen Elektrogrill vorgeschlagen wurde, musste ihn seine Frau mit Hamburgern überzeugen, ihn zu unterschreiben. Heute gehört der George-Foreman-Grill fest zur amerikanischen Küche. Ein Modell steht im Smithsonian National Museum of American History.
Foreman hat Schläge eingesteckt und ist seinen Gegnern nie ohne Respekt begegnet. Am 21. März ist er im Kreise seiner Familie in Houston gestorben. Nur 76 Jahre alt wurde er. Aber er hat ja immer alles kurz machen wollen.
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