Nachruf Ruth Drexel: Die resolute Resi
Ohne sie wird auch die Fernsehserie "Der Bulle von Tölz" nicht weiterleben: Die Schauspielerin Ruth Drexel starb am Donnerstag im Alter von 78 Jahren.
Wenn sie auftauchte, bebte das Bild. Mit Schwung fegte sie einmal durch, machte auf gut Bayerisch ihrem Ärger über arrogante Städter Luft, klopfte Betten aus, versohlte ihrem Sohn verbal den Hintern oder suchte selbst nach dem Täter, den eigentlich er, der Polizist, finden sollte. Als Resi Berghammer in der Sat.1-Serie "Der Bulle von Tölz" mit Ottfried Fischer, war Ruth Drexel die letzte große Fernsehmutter.
Eine Mutter Courage war nur eines der vielen Sprachetiketten, die nun mit der 78 Jahre alten Schauspielerin gestorben sind. Brecht-Schülerin, Volksschauspielerin, Charakterdarstellerin, Skandalregisseurin, Urbayerin sind weitere, vor allem aber: die resolute Frau. Zupackend, bodenständig, unerschrocken und störrisch war sie, zur Not auch mal grantig, aber mit dem Herz am rechten Fleck. Im Leben wie im Film.
Als Resi Berghammer und bayerische Miss Marple verkörperte Ruth Drexel die resolute Frau im Fernsehen und wurde damit deutschlandweit bekannt, weg von der Kamera und vom Mama-Image prägte sie das Kulturleben vor allem in München als resolute Intendantin und Geschäftsführerin des Münchner Volkstheaters. Fast ohne staatliche Zuschüsse entstaubte sie von 1988 bis 1998 die damals eher vor sich hin dümpelnde Traditionsbühne, zeigte gutes, anspruchsvolles Volkstheater - volksnah, aber nie volkstümelnd, manchmal sogar skandalträchtig.
Gemeinsam mit Hans Brenner, ihrem langjährigen Herzensmenschen, brachte sie mit großem künstlerischem Feingefühl Franz Xaver Kroetz auf die Bühne, Gorki, Horváth und Nestroy, bei dessen "Talisman" sie 1981 am Bayerischen Staatsschauspiel Regie führte, als erste Frau an einem großen Münchner Theater.
Damals stand Ruth Drexel, die in Vilshofen bei Passau geboren wurde, in vielen Serien für den Bayerischen Rundfunk als streitbare Urbayerin vor der Kamera, etwa als resolute Wirtin der Schlachthofwirtschaft in "Zur Freiheit", im "Monaco Franze - der ewige Stenz" oder in "Irgendwie und Sowieso". Sie machte Nebenrollen zu Hauptrollen. Denn eigentlich war sie auch im "Bullen von Tölz", in dem sie seit 1995 spielte, viel seltener zu sehen, als es wirkte.
Sie, die so präsent war, hatte sich ein Begräbnis im engsten Familienkreis gewünscht. Wie am Donnerstag bekannt wurde, starb Ruth Drexel bereits am 26. Februar. Am Montag wurde sie in ihrem Wohnort Feldkirchen beerdigt. "Ohne sie wäre ein Teil meines Lebens und ein Teil der Kultur des bayerischen Volksschauspiels sicher anders und weniger erfolgreich verlaufen", sagte ihr Ottfried Fischer zum Abschied. Ihr Tod bedeutet auch das Ende der Serie. Ohne Ruth Drexel fehlt dem Bullen von Tölz der Schwung.
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