: Nachhaltig Totmachen
Auch Rüstungsindustrie fordert Öko-Label ein
Seit Jahren kämpfen wir auf verlorenem Posten gegen das Lieblingsmodewort der Ökoschwafler: „nachhaltig“. Weil es so tiefsinnig klingt, hat sich das hohle Blabla-Wort inzwischen wie ein Durchfallvirus verbreitet. Spätestens seit die EU-Kommission offiziell der Atomkraft das Label „nachhaltig“ aufgedrückt hat, ist der Kampf endgültig verloren. Aber das ist der Fluch der Labersprache und die gerechte Strafe für alle Rumsülzer, dass sich ihr hochtrabend wirkendes Gequackel irgendwann gegen sie selbst und ihre – noch so ein Sülzbegriff – „Anliegen“ wendet. „Nachhaltig“ ist heutzutage einfach alles, bis hin zur Sadomaso-Branche, die längst auch nachhaltig foltert – nein, das haben wir hier kurzerhand erfunden. Oder doch nicht? Denn wie dpa gestern berichtete, will sich die deutsche Rüstungsindustrie jetzt „Nachhaltigkeit auf die Fahnen schreiben“ und bei der EU „die Einstufung ihrer Geschäfte als nachhaltig“ beantragen. Vermutlich weil ihre Meuchelpuffer ein Leben lang halten. Und mit klimaneutralem Pulver schießen. Und über Generationen hinweg richtig totmachen. Nachhaltiges Foltern – gelingt nirgendwo so gut wie in der Sprache.
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