■ Nachgefragt: „Erfolge an der Urne“
Trotz flächendeckender Plakatierung hat die DAG ihr Ziel, bei der Wahl zur Angestelltenkammer die absolute Mehrheit zurückzugewinnen, weit verfehlt.
taz: Sie haben bei dieser Kammerwahl noch schlechter abgeschnitten als vor fünf Jahren. Wie erklären Sie sich das?
Hartmut Frensel (DAG-Bezirksleiter): Alle haben ja weniger Stimmen bekommen. Die Wahlbeteiligung war ein Schlag gegen alle Listen.
Trotz Ihrer großen Wahlkampagne ist Ihr Stimmenanteil jedenfalls nicht gestiegen.
Ja, das ist richtig. Wir haben noch keine abschließende Analyse, warum das so ist, aber ich will daraus jetzt keinen Wahlsieg machen.
Wieviel haben Sie für Ihren Wahlkampf insgesamt ausgegeben?
Das kann ich noch gar nicht sagen. Es muß so um die 100.000 gewesen sein. Aber Sie sollten einmal fragen, wieviel die Kammern dafür ausgegeben haben. Das sind 3,5 Millionen. Hätte man die von uns vorgeschlagene Briefwahl für alle angewandt, hätte die Wahl nur eine Million gekostet.
Das war aber nicht Ihr einziger Grund, für die Briefwahl einzutreten.
Ja, ich gebe zu, daß wir geglaubt haben, bei der Briefwahl besser abzuschneiden. Aber dieser Gedanke, Briefwähler seien DAG-Wähler, der hat sich jetzt als falsch erwiesen. Wir haben im Gegenteil eine erhebliche Steigerung an der Urne bekommen. Außer bei Daimler Benz und Klöckner haben wir im Angestelltenbereich in allen Großbetrieben die Mehrheit geholt. Darauf kann man aufbauen.
Aber die Wahlbeteiligung war in den Großbetrieben auch nicht besser.
Die Beschäftigten haben überall dort, wo Personal abgebaut wird, wo es um die nackte Existenz geht, überhaupt kein Verständnis für solch eine Wahl gehabt. Bei der Deutschen Airbus zum Beispiel gab es eine Wahlbeteiligung von 14,5 Prozent. Das zeigt, daß die Kammern nicht als wertvoller Bestandteil beim Kampf gegen Sozialabbau gesehen werden.
Vielleicht sind die Kammern das ja auch gar nicht. Haben Sie sich diese Frage einmal gestellt?
Das dürfen Sie eigentlich nicht die Opposition in der Kammer fragen. Ich will aber heute, zwei Tage nach der Wahl, nicht schon wieder draufschlagen. Die neue Mehrheit aus ÖTV, HBV und IG-Metall hat jetzt eine unheimliche Verantwortung übernommen. Denn sie sprechen ja wegen der niedrigen Wahlbeteiligung nur für 20 Prozent der Kammer-Mitglieder. Das bedeutet, daß jetzt alle zusammen sehr genau darüber nachdenken müssen, wie man die Daseinsberechtigung der Kammern deutlich machen kann.
Fragen: Dirk Asendorpf
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