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■ NachgefragtRadio Bremen bedroht seine eigene Existenz

Am 1. Januar hat der Intendant des Bayerischen Rundfunks, Albert Scharf, den ARD-Vorsitz von Friedrich Nowottny (WDR) übernommen. In einem Spiegel-Interview sagte er am Montag zu dem Vorschlag, Radio Bremen und den Saarländischen Rundfunk aufzulösen: „Auch die kleinen Sender sind wichtige Integrations- und Kulturfaktoren für ihre Region und tragen zur Vielfalt des Gesamtangebots bei. Im übrigen ist der Adressat solcher Vorschläge die Politik. Der Saarländische Rundfunk und Radio Bremen haben sich ja nicht selbst erfunden, der Gesetzgeber wollte es so.“

Der Bremer CDU-Landesvorsitzende Bernd Neumann ist medienpolitischer Sprecher der CDU und Mitglied im Radio-Bremen-Rundfunkrat.

taz: Hat Ihnen gefallen, was der ARD-Chef über Radio Bremen sagt?

Bernd Neumann: Den Beitrag von Herrn Scharf soll man nicht überbewerten. Er sagt ja im Grunde Ja zu Radio Bremen.

Er sagt, wenn es um die Verteidigung von Radio Bremen geht, bin ich nicht zuständig. Da müssen Sie sich an die Politik wenden.

Ja gut, man müßte schon erwarten, daß jedenfalls die ARD-Oberen ein klares Bekenntnis zur Vielfalt im Rundfunkbereich ablegen. In der Politik werden Sie außer Bremen ja niemand zur Verteidigung finden.

Wer macht sich denn dann noch für den Erhalt von Radio Bremen stark?

Außerhalb Bremens wird es sicherlich nicht sehr viele Kombattanten geben. Höchstens vornehme Distanz, weil jeder sich selbst der nächste ist. Gerade die größeren Anstalten leiden ja auch unter Finanzschwierigkeiten und sind nicht begeistert, wenn sie im Rahmen des Finanzausgleichs dann auch noch was abgeben müssen.

Deswegen ist es so wichtig, daß Radio Bremen nicht auch selbst noch Argumente liefert, die woanders die Diskussion zur Auflösung dieses Senders verstärken.

Was meinen Sie damit?

Radio Bremen hat 700 Mitarbeiter und wahrscheinlich noch einmal die gleiche Zahl von freien Mitarbeitern und will trotzdem in den nächsten Jahren Planstellen nur in der Größenordnung von einem Prozent einsparen. In anderen Anstalten wird da deutlich stärker rangegangen. Radio Bremen müßte zum Ausdruck bringen, daß es bereit ist, von seinem gewachsenen Apparat ein Stück mehr abzubauen, um wirtschaftlicher zu werden.

Das zweite ist, daß man alles tun muß, die Einnahmen zu erhöhen. Und das geht nur, indem man die Zahl der Hörer vergrößert. Beziehungsweise, um es realistisch auszudrücken, indem man dazu beiträgt, daß die nicht weiter weggehen. Wir haben da ja eine rasante Bewegung nach unten.

Woran liegt das?

Die sogenannte Hörfunkreform hat im Grunde nichts gebracht. Die zweiten und dritten Programme werden gar nicht mehr gehört, die paar tausend Hörer kann man vernachlässigen. Gleichzeitig machen sie mehr als die Hälfte der Hörfunckosten aus, also 25 bis 30 Millionen Mark. Radio Bremen vier hält sich so gerade. Und die eigentliche Leitwelle, die Hansawelle, hat von Erhebung zu Erhebung weiterhin drastische Verluste. Wenn man da nicht aufpaßt, werden immer weniger Leute den Sender hören.

Was den eigenständigen Sender Radio Bremen ausmacht, ist doch der Hörfunk. Da gibt es das vollständige Programm, und das haben wir beim Fernsehen nicht. Wenn man da jetzt keine Konzepte findet, die den Hörerschwund bremsen, kann man die Selbständigkeit vergessen.

Wäre Radio Bremen ohne Finanzausgleich denkbar?

Nein, das möchte ich gar nicht denken. Der Finanzausgleich macht ja inzwischen schon 40 Prozent des Haushalts aus, das geht nicht. Da muß Herr Wedemeier kämpfen, wenn die Staatsverträge und die Gebührenverteilung von den Ministerpräsidenten neu ausgehandelt werden. Er hat da auch die Unterstützung der Opposition und meiner Person.

Fragen: Dirk Asendorpf

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