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NachgefragtMercedes-Werk lädt Nölle zum Gespräch

■ „Irritation“ über die Koalitions- vereinbarung zum Hemelinger Tunnel

Während die Hemelinger CDU sich schon öffentlich von ihrem Spitzenkandidaten distanziert und die örtliche Bürgerinitiative zum Protest bläst (vgl. taz 18.7.), hält sich das Mercedes-Werk noch vornehm zurück. Hatte man 1991 der Ampel sofort einen bösen Brief geschrieben und den gleich der Presse übergeben, so haben die Merdeces-Chefs diesmal nur höflich zur Wahl gratuliert und um ein Gespräch gebeten. Doch in der Sache hat sich nichts verändert: 1977 hatte Bürgermeister Koschnick, als er die Ansiedlung des Mercedes-Werkes mitten im Stadtteil durchsetzte, die „rechtzeitige“ Lösung der Verkehrsprobleme versprochen. Bürgermeister-Kandidat Nölle hatte im Wahlkampf den Hemelingern zugesagt („Darauf haben Sie mein Wort“), die „unendliche Geschichte“ leerer SPD-Wahlversprechen zu beenden und die Entlastung der Wohnstraßen endlich einzulösen. In der mittelfristigen Finanzplanung der Koalition ist davon nichts mehr übrig geblieben.

Die taz fragte Wendelin von Machui, den Pressesprecher, ob das Bremer Werk sich dem Protest der Bürgerinitiative gegen den Wortbruch anschließt.

taz: 1991 hat die Leitung des Bremer Mercedes-Werkes in Bremen die frisch beschlossene Ampel-Koalition mit einem presseöffentlichen Brief kritisiert, weil Zusagen, die Verkehrssituation in Hemelingen zu verbessern, gebrochen wurden. Gibt es 1995 auch einen Brief an die große Koalition?

Wendulin von Machui: Ja. Mit Datum vom 5.7.1995. Wir haben dem neuen Bürgermeister zu seiner Wahl gratuliert und gleichzeitig daran erinnert, daß die Realisierung des zugesagten Verkehrskonzeptes unverzichtbarer Bestandteil „des Bestandes und der weiteren Entwicklung des Bremer Werkes“ sei.

Warum die Ungleichbehandlung?

Es gibt keine Ungleichbehandlung.

Wäre für Mercedes der „Tunnel“ die beste Lösung poder der vierspurige Ausbau der Osterholzer Heerstraße?

Laut gültigem Flächennutzungsplan ist beides geplant. Beide Elemente gehören zu dem Verkehrskonzept Hemelingen, das 1983 von der Bürgerschaft beschlossen wurde und leider erst zu einem kleinen Teil umgesetzt ist.

Hat sich Herr Nölle einmal mit der Werksleitung zusammengesetzt, um Verkehrsprobleme zu besprechen?

Wir haben zur Zeit keine Veranlassung, am Wort von Senator Nölle aus seinem Brief an die Hemlinger aus dem Mai 1995 zu zweifeln. Gleichwohl hat die Werksleitung Herrn Nölle zu einem Gespräch eingeladen.

Herr Nölle hatte den Bau des Tunnels versprochen, wenn er Bürgermeister würde. Aber in der Koalitionsvereinbarung steht nichts von einem Baubeginn für den Tunnel in den nächsten vier Jahren, da steht nur etwas von Planung vorantreiben.

Die Planungen sind ja abgeschlossen. Der betreffende Text läßt in der Tat Fragen offen. Wir gehen aber immer noch davon aus, daß im dritten Quartal 1997 Baubeginn ist. Dies hat uns die Baubehörde zugesagt.

Daran glaubt außer Ihnen niemand mehr.

Die Aufgabenstellung ist den Verantwortlichen in der Politik und in den Behörden seit 1977 bekannt. Gleichwohl ist bisher konkret nichts geschehen, um die Verkehrsprobleme in Hemelingen (nach Verkehrszählungen ist Mercedes Benz durchschnittlich etwa zu einem Fünftel beteiligt) zu lösen. In diesem Stadium wollen wir dem Herrn Scherf nicht die Luft aus seinem Fahrrad lassen. Wir warten auf den in der Koalitionsvereinbarung für den Herbst avisierten „Zeit- und Maßnahmeplan“. Int.: K.W.

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