■ Nachgefragt: Privatsache Sexualität
taz: Ihr Fraktionskollege Frank Lutz ist der Meinung, Helmut Pflugradt müsse jetzt sofort seine Ämter aufgeben, um Schaden von der CDU abzuwenden. Wie siehen Sie das?
Elisabeth Motschmann (stellv. CDU-Fraktionsvorsitzende): Das ist die Meinung von Herrn Lutz. Meine persönliche Meinung ist, daß wir nicht über die Presse mit Herrn Pflugradt verhandeln, sondern mit ihm persönlich. Ich halte überhaupt nichts davon, vor Abschluß von Ermittlungsverfahren weder öffentlich noch intern Rücktrittsforderungen zu äußern.
Das würden Sie erst bei einer Anklage tun?
Ich kann nur hoffen, daß man im Interesse aller das Ermittlungsverfahren zügig zu Ende bringt. Und dann müssen wir entscheiden, wie wir mit dem Ergebnis umgehen. Solange wir das nicht kennen, sollte man nichts machen.
Nun sagt Herr Lutz, allein die Tatsache, daß jemand offenbar häufiger im Schwulenmilieu verkehrt, diskreditiere ihn als Fraktionsvorstand.
Auch das ist ja alles noch ungeklärt. Im Augenblick kann man darüber nicht reden.
Homosexualität ist für Sie kein Grund, bei der CDU von hohen Funktionen ferngehalten zu werden?
Welche sexuelle Veranlagung jemand hat, ist jedermanns Privatsache. Ich glaube nicht, daß Politik sich in diese Privatsphäre einmischen darf.
Wollen Sie sich dafür einsetzen, daß Homosexuelle auch ein Recht auf Ehe bekommen?
Das ganz sicherlich nicht. Das ist auch die Politik der CDU.
Fragen: Dirk Asendorpf
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