Nachgefragt: „Kein Zentralismus“
■ Leiter des Gesundheitsamtes ist sauer auf Gesundheits-Forscher
Wenn externe Berater der Verwaltung auf die Finger sehen, geht es nicht immer glimpflich ab. Diese Erfahrung mußte jetzt Heino Berg machen. Der gelernte Historiker hat ein Jahr lang MitarbeiterInnen und NutzerInnen des Gesundheitsamtes nach ihrer Zufriedenheit befragt – im Rahmen eines Weiterbildungsprojektes zum Kommunikations-Manager. Dabei war er auf Schwachstellen gestoßen – z.B. daß die Amtsleiter zu wenig mit ihren MitarbeiterInnen reden. Jetzt hat Berg auch mit dem Leiter des Gesundheitsamtes ein Kommunikationsproblem. Wir sprachen mit Amtsleiter Heinz-Jochen Zenker.
taz: Als die Krebsberatungsstelle aus Spargründen aufgelöst werden mußte, hätten die Mitarbeiter das aus der Presse erfahren. Dieses interne Kommunikationsproblem hat Heino Berg kritisiert.
Heinz-Jochen Zenker: Dieser Vorwurf hat mich besonders gekränkt, weil Herr Berg weiß, daß der Sparvorschlag aus Sicht der Amtsleistung als erstes den betroffenen Mitarbeitern mitgeteilt wurde, nachdem die Senatorin zugestimmt hatte. Daß diese Information vorab in den Weser Report gelangt ist, habe ich nicht zu verantworten.
Warum sind Sie so häufig mit Herrn Berg aneinandergeraten?
Ich teile seinen Anspruch nicht, alles komplett basisdemokratisch regeln zu wollen und zu können. Herr Berg hat zum Teil versucht, Probleme zwischen MitarbeiterInnen und der Amtsleitung kontraproduktiv zu dramatisieren.
Also hat Berg ihrer Meinung nach weiße Mäuse gesehen, die es gar nicht gibt.
An unserem Leitungsstil gibt es sicherlich etwas zu verändern. Aber zentralistisch, bürokratisch ist er nicht. Herr Berg hat versucht, im Amt Politik zu machen. Das war nicht sein Auftrag. Sein Auftrag war, ganz präzise zu beobachten. Aber er hat immer bewertend eingegriffen. Seine Interpretationen waren häufig inaktzeptabel einseitig.
Sie vertreten natürlich die andere Sicht.
Ja klar. Ich repräsentiere die Leitung und muß zu dieser Verantwortung mit allen Konsequenzen stehen.
Reden sie denn noch miteinander?
Das ist in letzter Zeit zunehmend schwierig geworden. Herr Berg hat versucht, den Eindruck zu erwecken, als ob es auf der einen Seite den hochwertigen Sozialpsychiatrischen Dienst gibt und andererseits teure niedergelassene Nervenärzte und Krankenhäuser. Herr Berg hat diese Thematik jedoch völlig überzogen und polarisierend dargestellt. Er muß wissen, was er damit politisch anrichtet. Ich bin deshalb immer wieder mit Herrn Berg aneinandergeraten, weil er das offensichtlich nicht einsieht. Und da kann man mit Herrn Berg mehrere Stunden drüber reden. Fragen: kat
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