Nachgefragt: Personalleiter zum Gesellenbrief
■ Meistermarken geben Leuten ohne Abschluß wenig Chancen
taz: Was halten Sie vom „kleinen Gesellenbrief“, den Bundesbildungsminister Rüttgers einführen will?
Christiane von der Weyden, Personalleitung bei der Meistermarken-Werke GmbH: Finde ich nicht überzeugend. Die Abschlußprüfung wird nicht bestanden und als Ersatz gibt es einen „kleinen Gesellenbrief“und das war's dann. Anders wäre es, wenn in den kleinen Gesellenbrief die Fähigkeiten und Fertigkeiten individuell zum Ausdruck kommen würden.
Würden Sie jemanden einstellen, der einen „kleinen Gesellenbrief“vorweisen kann?
Grundsätzlich würde ich das verneinen, halte es jedoch für sehr unwahrscheinlich.
Warum ?
Meines Erachtens verändert sich die Situation nicht. Verlangt mein Anforderungsprofil eine abgeschlossene kaufmännische Ausbildung, würde ich mich mit einem „kleinen Gesellenbrief“nicht zufriedengeben.
Ich denke, man sollte eher über eine Veränderung des leicht veralteten Ausbildungssystems nachdenken. Schulen sind durch Verordnungen die Hände gebunden, auf Veränderungen kann man, wenn überhaupt, nicht schnell genug reagieren. Bessere Abstimmung zwischen Theorie und Praxis und besserer Austausch zwischen Schule und Ausbildungsbetrieb wären sinnvoll. Allerdings erwarte ich auch auch mehr Engagement von jungen Menschen. Informationsveranstaltungen wie zum Beispiel die Berufsorientierungsbörse BOB, sollten von Jugendlichen als echte Informationschance genutzt werden. Das Leistungsniveau scheint insgesamt niedriger geworden zu sein, was sich im Bereich Mathematik/Rechnungswesen besonders deutlich zeigt. Katja Ubben
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