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Nachgefragt„Einfach schlecht“

■ Referendariat könnte besser sein

Im Vergleich mit Schleswig-Holstein und Hamburg schneiden Bremer Referendare beim zweiten juristischen Staatsexamen erheblich schlechter ab (taz von gestern). Die Verantwortlichen machen die Universität veramtwortlich. Marianne Carl, ein von sieben PersonalrätInnnen der Referendare, argumentiert anders: Schuld ist die Ausblidung im Referendariat.

taz: Liegt das schlechte Abschneiden der Bremer an der Ausbildung der Universität Bremen?

Marianne Carl, Personalrätin der Rechts-Referendare in Bremen: Nein. Dieser Zusamenhang ist nicht so leicht zu ziehen. Das Problem ist vielmehr die Ausbildung während des Referendariats.

Was läuft da schief?

Die Ausbilder der Arbeitsgemeinschaften werden in Bremen anders als in anderen Bundesländern nicht von ihrer richterlichen Tätigkeit entbunden oder entlastet. Das heißt, dass das Engagement für die Ausbildung in weiten Teilen auf freiwilliger Basis beruht. Die Arbeitsgemeinschaften kommen da schnell zu kurz und werden zu schlecht vorbereitet. In diesem Bereich ist die Ausbildung einfach schlecht.

Ein zweiter Kritikpunkt ist der Klausurenkurs am Freitag: Diese Probeklausuren sollen auf die Situation im zweiten Staatsexamen vorbereiten. Man holt sich die Klausur ab und muss sie donnerstags abgeben. Wir haben schon oft angemahnt, dass kein Raum zur Verfügung steht, wo wir die Klausuren schreiben können um die Prüfungssituation zu proben. Diese Klausuren werden teilweise sehr schlecht korrigiert zurückgegeben – die Kontrolle, was nicht so gut gelaufen ist, ist damit mangelhaft. Teilweise werden auch keine Lösungsskizzen herausgegeben. Die Interpretation, dass die Bremer Universität schon vor dem ersten Staatsexamen schlecht auf Klausuren vorbereitet und die Bremer deswegen später schlecht abschneiden, ist also falsch?

Es mag ja sein, dass die Ausbildung in Bremen an der Uni nicht die Beste ist. Auf die Klausuren im zweiten Staatsexamen muss jedoch das Referendariat vorbereiten. Und da liegt das Problem. Besonders deutlich wird es daran, dass im ersten Staatsexamen der Gutachtenstil beherrscht werden muss, während im zweiten Staatsexamen die Klausuren weitgehend im Urteilsstil abzufassen sind.

Verglichen wurden aber auch die Bremer Referendare untereinander. Und man stellte fest: Referendare, die in Bremen studiert haben, schneiden schlechter ab.

Die Statistik ist mir nicht bekannt. Es würde auch an den Mängeln des Referendariats nichts ändern.

Was hat der Ausbildungspersonalrat unternommen, um die Situation zu ändern?

Schon vor meiner Zeit war das immer wieder Thema. Alle zwei, drei Monate gibt es durch unsere Initiative Gespräche mit dem verantwortlichen Oberlandesgericht. Da werden die Missstände immer wieder angeprangert. Ich glaube, dass nun Bewegung in die Sache gekommen ist, liegt auch daran, dass wir einen Brief an Staatsrat Mäurer geschrieben haben.

Fragen: Christoph Dowe

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