Nachgefragt: Debatte um Lehrer-Bezahlung geht weiter
GEW erwartet „heftigen Streit“
Der Streit um die unterschiedliche Bezahlung von angestellten und verbeamteten Lehrkräften geht weiter. Denn obwohl die Schlichtungskommission – Vertreter aus Senat und der Lehrer-Gewerkschaft GEW – sich jetzt einstimmig auf einen Kompromissvorschlag geeinigt hat, sei eine Zustimmung der GEW keineswegs gesichert, sagte die Landesvorstandssprecherin Yasmina Wöbbekind gestern. „Uns stehen harte Diskussionen und heftiger Streit bevor.“
Die Kommission unter Vorsitz des früheren Bürgermeisters Hans Koschnick (SPD) hatte vorgeschlagen, den LehrerInnen, die nicht verbeamtet wurden und daher netto bis zu 500 Euro weniger im Monat verdienen, eine Zulage von rund 200 Euro zu bezahlen, um das geringere Einkommen teilweise auszugleichen. Die Kosten von 1,2 Millionen Euro will der Senat durch eine Stunde Mehrarbeit in der Woche für jene Lehrkräfte ausgleichen, die jünger als 45 Jahre sind.
Ein zu hoher Preis?
„Dieser Vorschlag ist ein Versuch, das Thema vom Tisch zu kriegen“, sagte Wöbbekind. „Aber er bindet uns keineswegs.“ Teile der GEW lehnten die geplante Mehrarbeit ab. Auch Wöbbekind, die selbst Mitglied in der Schlichtungskommission war und die Empfehlung unterzeichnet hat, ist skeptisch: „Bremen ist schon jetzt das Land mit der höchsten Arbeitsbelastung für Lehrer. Wenn nun eine weitere Arbeitszeitverlängerung vorgeschlagen wird, müssen wir diskutieren, ob dieser Preis nicht zu hoch ist.“ In der Vergangenheit hatte die GEW das Angebot, die höheren Löhne durch Mehrarbeit zu finanzieren, als Provokation zurückgewiesen.
Bis zum 15. August müssen Senat und GEW erklären, ob sie dem Kompromissvorschlag zustimmen. „Wir werden uns die Zeit nehmen und in den Gremien intensiv diskutieren müssen“, sagte Wöbbekind.
Die Gewerkschaft will auch mit dem Senat erneut verhandeln. Dieser hat in der Einigungsempfehlung als Ausgleich für die geplante Mehrarbeit in jungen Jahren angeboten, dass Lehrer ab 55 weiterhin eine Stunde weniger arbeiten müssen. Eigentlich wollte der Senat diese Vergünstigung streichen. Die Zusage, sie nun doch zu erhalten, ist der GEW-Sprecherin allerdings zu unverbindlich. „Wenn es zu einer Einigung kommen sollte, müssen wir hier eine Lösung finden, die verhindert, dass der nächste Senat das wieder rückgängig macht.“
MALTE KREUTZFELDT
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