Nachbarplanet Mars: Ideal für "extremophiles" Leben
Das NASA-Roboterfahrzeug "Spirit" hat Spuren entdeckt, die auf eine frühere Bewohnbarkeit des Mars hindeuten. Dabei droht "Spirit" im nächsten Mars-Winter den Geist aufzugeben.
Die Frage, ob es einst biologisches Leben auf dem roten Planeten gegeben hat, könnte ausgerechnet ein defektes Rad am NASA-Roboterfahrzeug "Spirit" beantworten helfen. Es dreht sich bereits seit Frühjahr 2006 nicht mehr. Seither zieht der kleine Rover im Rückwärtsgang über die Planetenoberfläche, und das erlahmte sechste Rad am Wagen wird einfach mitgeschleift, was zu Verwerfungen auf dem Marsboden führen kann.
Eine der Stellen, die "Spirit" so generierte, interessiert die Forscher der US-Weltraumbehörde NASA ganz besonders. Der helle Fleck wurde im Mai diesen Jahres entdeckt - und um was es sich handelt, wurde nun Schritt für Schritt untersucht. Dazu musste der Rover zunächst etwas gedreht werden. Dann wurde versucht, zwei Steine in der Nähe aufzubrechen, was allerdings nur bei einem gelang. Das Ergebnis, das die NASA-Wissenschaftler in dieser Woche auf einem Treffen der "American Geophysical Union" in San Francisco präsentierten, ist durchaus spannend: Es wurden hohe Werte an Quarz festgestellt, dem Hauptbestandteil von Glas. Und dieser Quarz entsteht eigentlich nur dann, wenn an seinem Fundort einst vulkanische Dampfaustrittsstellen (Fumarolen) oder heiße Geysire existierten. Dazu wurden kleine Mengen an Titan entdeckt. die sich auch auf der Erde an Plätzen mit vulkanischer Aktivität finden lassen.
Geysire und Fumarolen wären eine ideale Umwelt für Mikroorganismen und damit einstiges Leben auf dem roten Planeten. Steve Squyres vom Rover-Wissenschaftsteam sagte gegenüber der "BBC", auf der Erde wimmele es in ihrer Umgebung nur so von Leben in mikrobiologischer Form. Er und seine Kollegen hofften nun, in dem aufgefundenen Quarz alte Spuren davon zu entdecken. Dieses "extremophile" Leben kann zumindest auf der Erde mit einer besonders problematischen Umwelt umgehen, weshalb Squyres einen gewissen Optimismus zeigte, dass dies auch auf dem Mars möglich sei. Das gefundene Quarzmaterial habe jedenfalls "Auswirkungen auf die Bewohnbarkeit"gehabt, die auf dem Mars möglicherweise in der Vergangenheit existierte. Die nun entdeckbaren Mikroben wären allerdings Millionen oder gar Milliarden von Jahren alt.
Bei ihrer weiteren Forschung müssen Squyres und sein Team jedoch gegen technische Widerstände und die widrigen Umweltbedingungen kämpfen. "Spirit" ist seit vier Jahren auf dem roten Planeten unterwegs und hat seine Haltbarkeit bereits mehrfach überschritten. Um den nächsten Mars-Winter zu überstehen, muss er sich in einen Bereich begeben, der von der Sonne erfasst wird, da sonst die Batterien ihren Geist aufgeben. Zwei Wochen habe der kleine Rover noch, sagte Projektmanager John Callas auf dem Treffen in San Francisco. Auf dem ganzen Mars herrschten zwei Monate lang Sandstürme, die bis zu 99,5 Prozent des direkten Sonnenlichtes blockierten und zu Ablagerungen auf Spirits Sonnenkollektoren führten, die nur noch mit knapp 42 Prozent ihrer Kapazität arbeiten. Um so wichtiger ist es, den Bereich mit der besseren Sonneneinstrahlung zu erreichen.
Problematisch ist das vor allem, weil der Rover jeweils nur einen Tag fahren, dann aber einen Tag wieder aufladen muss. Daraus ergeben sich insgesamt sieben Chancen, die die Bodencrew der NASA hat, eventuelle Veränderungen an der Richtungssteuerung vorzunehmen. Die Kapazität des Rovers nimmt mit jedem Mars-Winter ab. Hatte Spirit in seinem ersten Jahr während dieser Zeit noch 70 Prozent seiner Energie, waren es im letzten nur noch 50. Das bedeutet, dass das Roboterfahrzeug vermutlich sieben Monate still stehen muss, um Energie zu sparen.
Auch an einer anderen Front kämpft die NASA mit Problemen. Die Raumfähre Atlantis, die eigentlich in diesen Tagen mit dem europäischen Weltraumlabor "Columbus" zur internationalen Raumstation ISS aufbrechen sollte, wird nun erst im Januar starten. Grund sind Probleme an den Tankanzeigen. Diese sollen nun am 18. Dezember genau getestet werden, um dann einen neuen Starttermin festlegen zu können. Bei der Mission ist mit Hans Schlegel auch ein deutscher Astronaut dabei, der zum zweiten Mal in den Weltraum aufbricht.
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