Nach wahrscheinlichem Tippfehler: Kursabsturz an den Börsen
Ein Tippfehler war möglicherweise der Grund für den Kurssturz an der New Yorker Börse. Der Dow Jones Index verlor teilweise an die 1.000 Punkte. Auch in Japan gaben die Kurse am Freitag massiv nach.
NEW YORK/TOKIO apn/rts | Es war möglicherweise nur ein Tippfehler und nicht vor allem die Krise in Griechenland, die am Donnerstag zu einem der turbulentesten Tage in der Geschichte der Wall Street geführt hat. Der Dow Jones Index verlor zwischenzeitlich in weniger als einer halben Stunde fast 1.000 Punkte und damit ein Zehntel seines Werts durch computerisierte Verkäufe. Es war der größte Kurssturz in der Geschichte während eines Handelstag. Am Ende schloss der Index dann mit einem Minus von 347 Punkten.
Was genau passierte, war zunächst noch unklar. Eine Möglichkeit, die untersucht wurde, war, dass ein Händler Aktien im Wert von 16 Milliarden Dollar statt 16 Millionen Dollar verkaufte. Im Englischen macht nur ein Buchstabe den Unterschied: Billion (Milliarden) statt Million (Millionen). Das löste dann die automatischen Verkäufe aus, die zum Sturzsturz führten.
Die US-Börsenaufsicht untersuchte den Fall. Die Technologiebörse Nasdaq teilte zwei Stunden nach Handelsschluss mit, dass alle offensichtlich irrtümlichen Handelsaktionen zwischen 14.40 Uhr und 15.00 Uhr rückgängig gemacht würden. Ein Grund wurde nicht genannt.
Die Märkte waren angesichts der Finanzkrise in Griechenland aber ohnehin nervös. Der Dow verlor seit Dienstag 631 Punkte oder 5,7 Prozent. Es waren die größten Verluste innerhalb von drei Tagen seit März 2009 zum Höhepunkt der Finanzkrise in den USA. Händler erklärten deshalb die Talfahrt mit der Sorge von Investoren angesichts der griechischen Schuldenprobleme.
Nach den starken Verlusten der Wall Street hat auch die Tokioter Börse am Freitag deutliche Verluste verzeichnet. Anhaltende Sorgen um eine Ausbreitung der griechischen Schuldenkrise sorgten für Pessimismus unter Händlern. Besonders Exportwerte gaben nach.
Der 225 Werte umfassende Nikkei-Index lag im Verlauf 3,8 Prozent tiefer bei 10.286 Punkten. Der breiter gefasste Topix-Index sank um 3,4 Prozent auf 924 Punkte.
Griechenland erinnere Investoren an die Folgen des Kollapses der US-Investmentbank Lehman Brothers, sagte Kazuhiro Takahashi von Daiwa Securities Capital Markets. Der Zusammenbruch beschleunigte die weltweite Finanzkrise.
Auf der Unternehmensseite gehörten Unternehmen wie der Kamerahersteller Canon mit einem Kursverlust von 4,2 Prozent zu den Verlierern. Deutlich schlechter wurden auch Aktien der Modekette Fast Retailing gehandelt. Sie gaben mehr als fünf Prozent nach.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Wahlprogramm der Union
Scharfe Asylpolitik und Steuersenkungen
Krise bei Volkswagen
1.000 Befristete müssen gehen
Scholz stellt Vertrauensfrage
Traut mir nicht
Rechtsextreme Demo in Friedrichshain
Antifa, da geht noch was
Mord an UnitedHealthcare-CEO
Gewalt erzeugt Gewalt
++ Nachrichten zum Umsturz in Syrien ++
Neue israelische Angriffe auf Damaskus