piwik no script img

Nach monatelangem BER-FührungsstreitAmann verliert gegen Mehdorn

Die Kontrolleure am Berliner Hauptstadtflughafen setzen Technik-Chef Amann ab. Damit setzt sich Flughafenchef Mehdorn durch, der Amann loswerden wollte.

Bis einer heult... oder den Job wechselt: Amann (l.) und Mehdorn arbeiten nicht mehr zusammen am Fughafen. Bild: dpa

BERLIN dpa | Nach monatelangem Führungsstreit am neuen Berliner Hauptstadtflughafen verliert Technik-Chef Horst Amann seinen Geschäftsführerposten. Dies teilte der Berliner Regierende Bürgermeister Klaus Wowereit am Mittwochabend mit. Er sprach von einer Entscheidung „in gegenseitigem Einvernehmen“. Wowereit kündigte zugleich an, dass in diesem Jahr kein Starttermin für den Flughafen mehr festgelegt wird, dessen Eröffnung schon mehrfach verschoben wurde. „Wir werden erst dann einen Zeitpunkt bestimmen, wenn wirklich erkennbar ist, dass die Sache so auf dem Weg ist, dass da wirklich nichts mehr schief geht.“

Der Vorsitzende der Grünen-Fraktion im Bundestag, Anton Hofreiter, kritisierte die Absetzung scharf und forderte Konsequenzen. „Die Zustände am BER haben ein Ausmaß erreicht, dass man sich kaum vorstellen kann“, sagte Hofreiter Handelsblatt Online. Der amtierende Bundesverkehrsminister Peter Ramsauer (CSU) müsse „endlich Verantwortung übernehmen und nicht weiter so tun, als hätte er mit all dem nichts zu tun“.

Zugleich forderte Hofreiter den Rückzug von Wowereit aus dem BER-Aufsichtsrat. „Wowereit sollte den Aufsichtsrat völlig verlassen, statt weiter die Lösung der Probleme zu stören“, sagte der Grünen-Fraktionschef.

Wegen Fehlplanungen und Baumängeln sind schon vier Eröffnungstermine geplatzt. Eigentlich sollte der Flughafen vor zwei Jahren in Betrieb gehen, Beobachter rechnen nun nicht mehr mit einem Start vor 2015. „Wir sehen noch viele Hindernisse“, sagte Wowereit. In wesentlichen Bereichen seien aber Lösungen für die Probleme gefunden, etwa für die komplexe Brandschutzanlage.

Versorgungsposten bei gleichen Bezügen

Der Bauingenieur Horst Amann war im August 2012 als großer Hoffnungsträger vom Flughafen Frankfurt nach Berlin gekommen, um das Milliardenprojekt aus der Krise zu führen. Kurz nach dem Amtsantritt des neuen Flughafenchefs Hartmut Mehdorn im März kam es aber zum Streit über die Strategie für das Milliardenprojekt. Mehdorn forderte mehrfach, Amann rauszuwerfen.

Nun führt Amann ab 1. November die Flughafen Energie und Wasser GmbH. Sie betreibt das Strom-, Wasser-, Abwasser-, Wärme- und Kältenetz der bestehenden Airports Tegel und Schönefeld sowie des neuen Berliner Flughafens. Amanns Bezüge behalten die bisherige Höhe. „Wir wollen, dass dieser Bereich entwickelt wird“, entgegnete Wowereit auf die Frage, ob Amann lediglich einen Versorgungsposten erhalten habe.

„Natürlich gab es Höhen und Tiefen“, sagte Wowereit zur Bilanz des Managers. Er hob hervor, dass Amann in einer schwierigen Zeit zum Flughafen gekommen sei und mit seiner Bestandsaufnahme der mehr als 60 000 Mängel eine Grundlage für die weiteren Entscheidungen geschaffen habe. Zugleich äußerte sich Wowereit enttäuscht, dass ein von Amann genannter Eröffnungstermin kippte. Der Aufsichtsrat erwähnte auch den öffentlichen Streit mit Mehdorn.

Dieser hatte Amann vorgeworfen, für ein Jahr Stillstand auf der Baustelle gesorgt zu haben. Die Bestandsaufnahme sah Mehdorn kritisch, weil er den Blick lieber in die Zukunft richten wollte. Amann wiederum hält nichts von Mehdorns Plan, schon im nächsten Jahr in einem Seitenflügel des Terminals einen Testbetrieb mit höchstens zehn Flügen am Tag zu starten.

Einen neuen Technik-Geschäftsführer wird es laut Wowereit bei der Flughafen Berlin Brandenburg GmbH vorerst nicht geben. Voraussichtlich werde Mehdorn einen Großteil von Amanns Aufgaben mit übernehmen. Zur Geschäftsführung gehört außerdem Finanzchefin Heike Fölster.

Das Land Berlin verlängerte am Mittwoch Wowereits Mandat im Aufsichtsrat, das Gremium wählte ihn auch wieder zum stellvertretenden Vorsitzenden. Der Regierende Bürgermeister führt den Aufsichtsrat kommissarisch, seit sich der damalige Brandenburger Regierungschef Matthias Platzeck (SPD) im August zurückzog. Wowereit werden Ambitionen nachgesagt, den Posten wieder zu übernehmen, den er erst im Januar unter dem Eindruck des Flughafendebakels abgeben musste.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

Mehr zum Thema

5 Kommentare

 / 
  • Ich bin schon gespannt was eher fertig ist. Das Stadtschloss oder der Flughafen.

  • HK
    Hans Klemm

    Langsam, aber sicher wird das geplante Riesenobjekt zum Fiasko!

     

    Nun hat es auch noch der kommissarische Chef geschafft, den wahrscheinlich einzigsten Experten in die Katakomben (Wasser/Abwasser) abzuschieben. Wenn das mit dem für Fehlleistungen bekannten Mehdorn passiert wäre, hätte man wenigstens wieder Licht am Ende der längst fertigen Rollbahn gesehen.....

     

    Interessant ist auch, die wirklich seltenen Vorgänge zu verfolgen, wo ohne Inbetriebnahme reihenweise die Garantieleistungen vieler einzelner Ausrüstungen bzw. Anlagen verfallen!

  • M
    MASTEROFDESASTERStepsCornieze

    laut DIE WELT beschäftigt die flughafen energie und wasser GMBH keine mitarbeiter nur den angestellten geschäftsführer amann

  • M
    masterOFdesaster

    amann hat gewonnen.er bekommt jetzt nen alterssitz mit weniger arbeitsanforderung und verantwortung bei gleicher bezahlung.

     

    aus seiner elefantenhonorierten froschaugenperspektive kann er nun genüßlich zuschauen,wie sich der allseits versager mehdorn unter der aufsicht unsres regierenden verschwendungsmeisters selbst zerlegt und mit immer gewagteren sprüchen sein versagen auf andre schieben will und wird.

     

    so kennen wir es von mehdorn seit heidelberger druck,deutsche bahn,air berlin und nun BER

     

    herz was begehrtst du mehr....

  • irgendwie bekommt mich das Gefühl, dass in der ganzen BER-Sache jetzt alle die überhaupt irgend ne Ahnung haben raus sin...