Nach der Sturmflut: Milliarden gegen die Wassermassen
Nach der schweren Sturmflut wird in Hamburg über ein Elb-Sperrwerk diskutiert. Das wäre eine Belastung für das Ökosystem – und extrem teuer.
Der Sturm brauste, der Regen peitschte – und das Wasser stieg. In den vergangenen Tagen wütete der Orkan Zeynep in Norddeutschland, auch in Hamburg kam es zu Überschwemmungen. Mal wieder. Aber wie kann sich die Stadt in Zukunft vor Hochwasser schützen?
Eine mögliche Lösung war lange undenkbar, jetzt ist sie wieder im Gespräch: Der Bau eines riesengroßen Elb-Sperrwerks. Das Prinzip eines solchen Sperrwerks ist einfach: Bei einer drohenden Sturmflut verriegeln zwei Stahltore eine Flussmündung, um Wassermassen abzuwehren. Im Normalfall sind diese Tore aber geöffnet, sodass Schiffe durchfahren können. Bewegliche Barrieren – so lautet das Konzept.
Vorbilder für diese mögliche Lösung gibt es bereits, zum Beispiel das Maeslant-Sperrwerk in Rotterdam. Seit 1997 schützt diese Wassersperre Europas größten Hafen in Rotterdam – und ermöglicht dank der beweglichen Tore trotzdem die Zufahrt für Schiffe.
Auch an der Elbmündung ist ein solches Sperrwerk denkbar, theoretisch jedenfalls. Aber es sei das letzte Mittel, sagt der Wasserbau-Experte Peter Fröhle, Leiter des Instituts für Wasserbau der Technischen Universität Hamburg-Harburg.
Der Bau würde Milliarden kosten
Denn: Es gibt einige Argumente, die gegen den Bau eines Elb-Sperrwerks sprechen. Umweltverbände kritisieren, dass dies eine erhebliche Belastung für das Ökosystem sei.
Ein weiterer Kritikpunkt ist die Dimension des Ganzen, also die technische Herausforderung. Ein Sperrwerk in der Elbe müsste nämlich viel größer sein als das in Rotterdam. Zum Vergleich: Das Maeslant-Sperrwerk verschließt rund 400 Meter. Hierzulande kämen zwar verschiedene Elbmündungen infrage – aber bei allen geht es um kilometerweite Abstände, die ein Sperrwerk abriegeln müsste. Dementsprechend wäre der Bau einer solchen Elb-Wassersperre extrem teuer. Mehrere Milliarden Euro würde er kosten.
Aktuell setzt Hamburg beim Thema Hochwasserschutz vor allem darauf, Deiche zu erhöhen und zu sichern. Das ist auch eine Lehre aus der schweren Sturmflut von 1962, als zahlreiche Deiche in Hamburg gebrochen sind. Man hat außerdem gelernt, dass Hochwasserschutz vor allem eines ist: eine Generationenaufgabe.
Auch der Klimawandel ist so eine Generationenaufgabe – und er betrifft den Hochwasserschutz. Denn der aktuelle Bericht des Weltklimarats IPCC verdeutlicht: Der Meeresspiegel steigt immer schneller. Es sind also zukünftig noch höhere Sturmfluten möglich. Ob ein Elb-Sperrwerk dann doch die Lösung sein wird?
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