Nach der Schießerei in Tucson: Giffords kann ihre Augen wieder öffnen

Gabriele Giffords soll in Kürze in ein Reha-Zentrum verlegt werden. Doch Eric Fuller, ein anderes Opfer, ist nun zwangsweise in die Psychiatrie eingeliefert worden.

Lichterkette für Gabriele Giffords. Bild: dapd

WASHINGTON taz | Gabrielle Giffords, die Kongressabgeordnete, auf deren Kopf Jared Loughner am 8. Januar vor einem Supermarkt in Tucson den ersten von 32 Schüssen abfeuerte, hat ihre Augen aufgemacht, gelächelt und ihrem Mann den Nacken gekrault. Binnen Kürze soll die 40-jährige Demokratin von der Intensivstation in ein Reha-Zentrum verlegt werden.

Hingegen ist ein anderes überlebendes Opfer des Massakers von Tucson zwangsweise in die Psychiatrie eingeliefert worden. Eric Fuller, der am Knie und im Rücken verletzt wurde, hat bei einer Diskussionsveranstaltung in Tucson angeblich den Chef der örtlichen Tea-Party bedroht. Fuller fotografierte den rechten Politiker und sagte ihm: "You are dead". Agenten des Sheriffs führten Fuller ab.

Auch drei Friedensaktivisten sind in Tucson festgenommen worden. Sie haben am Montag an der Air-Force-Base versucht, gegen Uran-Bomben und bewaffnete Drohnen zu demonstrieren. Dabei beriefen sie sich auf Präsident Barack Obama, der beim Gedenken an die Opfer der Schießerei gesagt hat: "Lasst uns alles tun, damit dieses Land den Erwartungen unserer Kinder gerecht wird."

Die wunderbare Genesung der Kongressabgeordneten Giffords wird von den US-Medien live verfolgt. Auf den zahlreichen Altären mit Blumen, Kerzen, Teddybären und Luftballons, mit denen Anwohner in Tucson der Schießerei gedenken, ist Giffords eine US-amerikanische Heldin geworden.

Die Ereignisse um die anderen Opfer der Schießerei bleiben vergleichsweise im Schatten. Der 63-jährige Armee-Veteran Eric Fuller war nach der Behandlung seiner beiden Schusswunden noch am selben Tag aus dem Krankenhaus entlassen worden. Mehrere Tage später verlas er im Fernsehen einen Text, in dem er die extreme Rechte verantwortlich für die Verrohung des Klimas in den USA machte. "Es sieht aus, als hätten Palin und Sharron Angle gewonnen", sagte er und beklagte die immer weiter gehenden Rechte für Schusswaffenbesitzer und den Hass in der politischen Rhetorik.

Fuller erwähnte auch eine Anzeige, die der Kontrahent von Giffords während des zurückliegenden Wahlkampfes veröffentlich hat. Darin schrieb der Tea-Party-Mann: "Help remove Gabrielle Giffords. Shoot a fully automatic M16 with Jesse Kelly".

Seit den Schüssen auf Giffords ist ihr Exkontrahent von der Tea-Party nicht öffentlich zu hören gewesen. Am Samstag, bei einer von dem Fernsehsender CNN aufgezeichneten öffentlichen Debatte, ergriff stattdessen der örtliche Tea-Party-Chef Trent Humphries das Wort. Und löste Eric Fullers aufgeregte Reaktion aus. Inzwischen hat sich das Schießerei-Opfer in einem aus der Psychiatrie geschickten Brief bei Humphries für seinen "deplatzierten Ausfall" entschuldigt. Der Tea-Party-Mann Humphries beklagt, dass er seit der Schießerei "zahlreiche wütende E-Mails" erhalten habe.

In einigen US-Blogs gilt Richter John Roll, der bei der Schießerei ums Leben kam, als das eigentliche Ziel des Attentates. Der Chef des Berufungsgerichts von Arizona hatte mehrfach Morddrohungen erhalten. Unter anderem Anfang 2009, nachdem er einer Klage von papierlosen Immigranten gegen einen Rancher aus dem Süden Arizonas stattgegeben hatte. Damals wurde Roll einen Monat lang rund um die Uhr von Bodyguards bewacht. Am 8. Januar war er unbegleitet zu Giffords Versammlung gekommen.

Überwachungskameras haben die Schießerei vor dem Supermarkt exakt dokumentiert. Sie zeigen, dass der erste Schuss aus knapp einem Meter Entfernung der Kongressabgeordneten galt. Der zweite traf den Richter. Insgesamt hat der Schütze binnen einer halben Minute 32 Schüsse abgegeben.

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