Nach den Unruhen in Großbritannien: Polizeiopfer Mark Duggans letzte Reise

Der Mann, dessen Tod die Unruhen in London ausgelöst hat, wurde am Freitag beigesetzt. Alles verlief friedlich, aber es gab Kritik an der "Desinformationspolitik" der Polizei.

Letztes Geleit für Mark Duggan. Bild: reuters

DUBLIN taz | Mehr als tausend Menschen nahmen am Freitag in London an der Beerdigung von Mark Duggan teil. Der 29-Jährige war am 4. August in einem Taxi durch einen Schuss in die Brust von der Polizei getötet worden. Das löste tagelange Krawalle in London und in anderen englischen Städten aus, zumal die Polizei zunächst fälschlich behauptete, Duggan habe das Feuer eröffnet, als er festgenommen werden sollte.

Der Trauerzug mit dem Sarg in einer von vier Pferden gezogenen weißen Kutsche begann an Duggans Elternhaus in Tottenham und ging dann durch das Problemviertel Broadwater Farm, wo Duggan aufwuchs, zur New Testament Church of God in Wood Green, wo Bischof Kwaku Frimpong-Manson die Messe las. Duggans Angehörige sagten, sie wünschten sich eine "friedliche und würdevolle Beerdigung". Obwohl die Polizei noch immer ein erhöhtes Aufgebot von 10.000 Beamten in London im Einsatz hat, waren am Freitag nur wenige Polizisten in der Nähe der Beerdigung zu sehen.

Clasford Sterling, ein Jugendarbeiter im Gemeindezentrum von Broadwater Farm, sagte dem Guardian, dass die Wut der Menschen zwar immer noch groß sei, er aber in der Nacht nicht mit weiteren Krawallen rechne: "Jetzt geht es darum, Respekt für Duggans letzte Reise zu zeigen. Aber die Wut bleibt, und wir haben gesehen, was passieren kann, wenn die Menschen brüskiert und gedemütigt werden."

David Lammy, der Abgeordnete für Tottenham, wo Duggan lebte, kritisierte die Polizei am Donnerstag im Unterhaus scharf für ihre Desinformationspolitik. Außerdem warf er der Unabhängigen Beschwerdekommission der Polizei vor, sie hätte Duggans Familie "im Dunkeln gelassen" und den Bewohnern von Tottenham nicht deutlich gemacht, dass sie von Scotland Yard unabhängig sei und eine Untersuchung des Falles eingeleitet habe.

"99 Prozent der Menschen in Tottenham sind entsetzt über die Krawalle, über Messerstechereien und Bandenkriminalität", sagte Lammy. "Sie brauchen eine kompetente Polizei, aber ihr Vertrauen ist schwer erschüttert worden." Er warf der Polizei vor, nach dem Tod von Duggan nicht mit dem Ausbruch von Krawallen gerechnet zu haben, obwohl das auf der Hand gelegen sei.

Die Koalitionsregierung aus Tories und Liberalen Demokraten hat auf die Krawalle mit Gerichtsurteilen im Schnellverfahren reagiert. Darauf schnellte die Zahl von Jugendlichen unter 18 in den englischen Gefängnissen um 8 Prozent in die Höhe. Der Tory-Staatssekretär für Immigration, Damien Green, warnte seine Partei davor, es sich mit "scharfen Reden und hartem Durchgreifen" einfach zu machen. Man dürfe moderate und progressive Politik nicht den Liberalen überlassen, sonst würde man Wähler verlieren.

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