: Nach dem Musicalboom
Das Bremer Musical-Theater hat im vergangenen Jahr Verluste gemacht. Der Betreiber, die städtische „Hanseatische Veranstaltungsgesellschaft“, gibt sich trotzdem verhalten optimistisch und hofft auf neue Formate
Von einer Krise zu reden, ginge vielleicht ein bisschen weit. Aber große Freude dürfte die Jahresbilanz des Bremer Musical-Theaters kaum auslösen: Auf 200.000 Euro beläuft sich das Defizit des Theaters aus dem vergangenen Jahr. Das geht aus einem Schreiben der Bremer Wirtschaftsbehörde hervor. Demnach konnte die Zahl der Aufführungen zwar gesteigert werden, die Zuschauerauslastung lag aber nur bei 52 Prozent. Angepeilt worden seien 70 Prozent.
Schwierigkeiten mit dem Theater hatte es immer wieder gegeben. Nach dem Flop des Musicals „Hair“ stand das aufwendig umgebaute Haus in der Nähe des Hauptbahnhofs zunächst leer, wurde dann vom Bremer Theater als Interims-Spielstätte genutzt und ging im Sommer 2004 an die Stadt, nachdem die Hamburger Stage-Holding als neuer Betreiber abgesprungen war.
Seitdem ist die stadteigene „Hanseatische Veranstaltungsgesellschaft“ für das Theater verantwortlich. „Bremen ist kein Musical-Standort“, gibt deren Sprecher Torsten Haar unumwunden zu. Man habe eben damals an der Weser gedacht, im allgemeinen Musical-Boom mitschwimmen zu können.
Noch im Januar letzten Jahres hatte die Stadt gehofft, dass die Münchner Musical-Produzentin Andrea Friedrichs in Bremen einsteigen würde, doch auch die sagte kurzfristig ab. Im Sommer floppte dann auch noch „Aida“ – mit dem Defizit habe das allerdings nichts zu tun, sagt Pressesprecher Haar. „Aida“ sei eine reine Gastproduktion der Hamburger Stage-Holding gewesen. Vielmehr hätten die Übernahmeverhandlungen mit Friedrichs die Vermietungsaktivitäten gebremst, und die Eigenproduktion „Robin Hood“ habe auch nicht „den Erfolg gehabt, den wir uns gewünscht hätten“, sagt Haar.
Die Stage-Holding hat mittlerweile Konsequenzen gezogen und geht mit ihren Musicals nicht mehr auf Tournee. Für das Bremer Musical-Theater wird damit das Ende der mehrmonatigen „Long-Run-Musicals“ eingeläutet. Die Sprachregelung heißt jetzt, dass man auf „wechselnde Produktionen“ mit „möglichst langer Laufzeit“ setzt – und auf neue Formate wie jüngst „Roncallis Circus meets Classic“, wo Artisten und Clowns zusammen mit einem großen Orchester auftreten.
Im vergangenen Jahr habe man 160.000 Besucher gezählt, sagt Pressesprecher Haar. Und so könne man es schließlich auch sehen: „Dieses Angebot hat die Stadt 200.000 Euro gekostet.“DANIEL WIESE