Nach dem Freitagsgebet in Teheran: Demonstrationen und Verhaftungen
Nach der Rede Rafsandschanis bilden sich Demonstrationen gegen die Regierung. Nach ersten Berichten kam es zu Verhaftungen und Übergriffen der Miliz. Auf YouTube sind Videos der Proteste zu sehen.
TEHERAN/BERLIN afp/taz | Die iranische Polizei ist in Teheran laut Augenzeugenberichten gegen eine Demonstration von Oppositionsanhängern vorgegangen und hat mehrere Teilnehmer festgenommen. Das berichteten Augenzeugen am Freitag in der iranischen Hauptstadt.
Der Demonstrationszug von mehreren tausend Menschen hatte sich nach dem Freitagsgebet gebildet. Die Teilnehmer skandierten laut Berichten der oppositionellen Iran-Twitter-Accounts von "Oxfordgirl" und "StopAmadi" Parolen für Oppositionführer Mir-Hossein Mussawi und riefen "Allahu Akbar" ("Gott ist groß") oder "Nieder mit dem Unterdrückungsregime". Auch die Forderung an den Präsidenten zurückzutreten war zu hören.
Die Freitagspredigt in der Universität von Teheran war erstmals seit zwei Monaten vom Ex-Präsidenten und Unterstützer Mussawis, Haschemi Rafsandschani, gehalten worden. Hunderttausende Anhänger der Opposition hatten sich zu diesem Anlaß in Teheran versammelt. Im Umkreis von drei Kilometern um die Universität, wo Rafsandschani sprach, habe sich eine Menschenmenge gebildet, berichteten Augenzeugen.
Rafsandschani forderte unter anderem die Freilassung aller politischen Gefangenen, die bei Protesten gegen die umstrittene Präsidentschaftswahl festgenommen worden waren.
Das staatliche Fernsehen hatte das Freitagsgebet nicht übertragen, was sehr ungewöhnlich ist. Dafür haben diverse Protestierer Videos von den Demonstrationen hochgeladen auf YouTube. Das Video oben zum Beispiel wird auch über vertrauenswürdige Quellen der Opposition verlinkt. Am frühen Nachmittag war dann das Mobilfunknetz plötzlich unterbrochen.
Kurz zuvor hatten Quellen der Opposition über twitter.com/oxfordgirl berichtet, dass nach dem Freitagsgebet an einige Stellen wieder Bassidschi-Milizen gegen die Protestierer vorgegangen seien.