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Nach dem Amoklauf in MünchenTat akribisch vorbereitet

Die Ermittler gehen nicht von einem politischen Hintergrund der Tat aus. Der 18-Jährige litt unter Depressionen und verfasste ein Manifest.

Bei der Pressekonferenz zum Ermittlungsstand: Robert Heimberger (l), Präsident des bayerischen LKA, Thomas Steinkraus-Koch (Mitte), Oberstaatsanwalt Staatsanwaltschaft München I, und Vize-Polizeipräsident Werner Feiler Foto: dpa

München/Berlin dpa | Der Amokläufer von München hat seine Tat ein Jahr lang akribisch vorbereitet und dazu wie der norwegische Massenmörder Anders Behring Breivik ein Manifest verfasst. Einen politischen Hintergrund schlossen die Ermittler am Sonntag aber aus. Zur Vorbereitung seiner Bluttat reiste der psychisch kranke 18-Jährige auch nach Winnenden, den Ort eines früheren Amoklaufs. Seine Opfer, die überwiegend aus Migrantenfamilien stammen, suchte er sich nach bisherigen Erkenntnissen nicht gezielt aus.

Der Amoklauf hatte am Freitagabend ganz München in Angst und Schrecken versetzt. Der 18-jährige Täter schoss in und vor einem Einkaufszentrum in der Innenstadt sowie in einem Schnellrestaurant um sich, tötete neun Menschen – überwiegend Jugendliche – und anschließend sich selbst. Drei Menschen schwebten noch in Lebensgefahr. Insgesamt gab es laut Landeskriminalamt 35 Verletzte.

Polizei und Staatsanwaltschaft informierten am Sonntag über die ersten Ermittlungsergebnisse. Danach hat der Schüler unter „sozialen Phobien“ und Depressionen gelitten, war zwei Monate in stationärer, später in ambulanter Behandlung. Der letzte ärztliche Kontakt datiert vom Juni. In seiner Wohnung wurden auch Medikamente gefunden.

Im Jahr 2012 wurde der Täter von Mitschülern gemobbt. Ob es einen Zusammenhang zur Tat gebe, sei noch unklar, erklärten die Ermittler. Mitschüler seien aber nicht unter den Opfern.

Über Breiviks Tat informiert

Der Amoklauf fand am fünften Jahrestag von Breiviks Massenmord in Oslo und auf der norwegischen Insel Utøya statt, bei dem der Rechtsextremist 77 Menschen tötete. Der Täter von München informierte sich über dessen Tat und hatte in seiner Wohnung auch ein Buch mit dem Titel „Amok im Kopf – Warum Schüler töten“.

Nach Angaben der Ermittler spielte der Täter intensiv Videospiele wie „Counter-Strike“, die als gewaltverherrlichend kritisiert werden. Mit seiner Pistole gab der Täter den Ermittlungen zufolge mindestens 57 Schüsse ab. Die Waffe hat er anscheinend in einem anonymen Bereich des Internets gekauft, dem sogenannten Darknet. Sie sei einst zu einer Theaterwaffe umfunktioniert worden, dann aber wieder zu einer scharfen Waffe umgebaut worden, sagte der Chef des Landeskriminalamts, Robert Heimberger.

Mit einem Fake-Account bei Facebook habe der Täter angekündigt, dass er in einem Schnellrestaurant eine Runde spendieren werde, sagte Heimberger. „Das war wohl der Versuch, Personen dorthin einzuladen.“ Nach bisherigen Ermittlungen gehörten die Menschen, zu denen der Täter auf Facebook Kontakt hatte, aber nicht zu den späteren Todesopfern.

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4 Kommentare

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  • Laut Interview mit jemanden der ihn von Computerspielen kannte, hatte er durchaus ausländerfeindliche (so seltsam das klingt) und antisemitische Ansichten und die Facebook Einladungen passen ja auch dazu. Denke nicht, dass Ort des Anschlags und Opfer zufällig sind.

    Es klingt leider auch so, als ob es vermeidbar gewesen wäre, wenn Eltern, Ärzte und Spielfreunde die Zeichen erkannt und rechtzeitig reagiert hätten.

    • @JoWall:

      "Es klingt leider auch so, als ob es vermeidbar gewesen wäre, wenn Eltern, Ärzte und Spielfreunde die Zeichen erkannt und rechtzeitig reagiert hätten."

       

      Zumindest Ärzte, gerade im Bereich der Psychologie und Psychiatrie, schalten üblicherweise sofort die zuständigen Behörden ein, wenn ein Patient offenkundig eine Gefahr für sich und/oder andere darstellt.

       

      Es ist verwegen, davon auszugehen, dass der Täter z.B. einem Psychologen von seiner Absicht erzählte, andere Menschen zu töten.

      • @anteater:

        Ich meinte damit nicht, dass die Tat vorhersehbar war, aber die intensive Beschäftigung mit Amoktätern, das Spielen gewalttätiger Computerspiele, ... muss doch auch Eltern, Angehörigen und evtl. auch den Ärzten bekannt gewesen sein. Und in Kombination mit einer psychischen Erkrankung sollte das dann schon ein deutliches Warnsignal sein.

        • @JoWall:

          Da bin ich sehr skeptisch. Es spielen Millionen von Menschen in D solche Spiele und viele davon haben sicher auch psychische Probleme, da das leider auch ein Massenphänomen ist.

           

          Mensch wird niemals alle potentiellen Täter im Vorfeld erkennen, zudem es ja meist auch sehr ruhige Typen sind.

           

          Und der Rechtsstaat erlaubt es dankenswerterweise auch nicht, alle Menschen mit Hobby x und Sensibilität y in Sicherheitsverwahrung zu stecken.

           

          Wichtig ist auf jeden Fall der persönliche Kontakt zu Menschen im eigenen direkten Umfeld. Aber wer hat dazu heute noch ausreichend Zeit? Kriege ich durch Meldungen von Twitter/WA/FB wirklich mit, wie es denen geht oder gar bei einem kurzen Treffen im Café? Auch Psychologen und Psychiater müssen nicht automatisch den Täter erkennen, dafür müsste er erstmal offen reden, was aber kaum einer tun wird. Ich beantrage ja auch kein Asyl und lasse mitvermerken, dass ich als Attentäter gekommen bin. Auch der Pilot war vorher in Behandlung.