Nach Werksbrand mit sieben Toten: Thyssen-Manager für 16 Jahre in Haft
Ein Turiner Gericht macht den Italien-Chef der deutschen Firma ThyssenKrupp für einen Arbeitsunfall verantwortlich. Mit ihm müssen fünf weitere Manager für Jahre ins Gefängnis.
ROM/ESSEN afp/dpa | Wegen des Todes von sieben Arbeitern bei einem Brand in einem ThyssenKrupp-Werk in Turin ist der Italien-Chef des deutschen Stahlkonzerns zu sechzehneinhalb Jahren Haft verurteilt worden. Das Gericht sprach den Deutschen Harald Espenhahn am Freitagabend wegen Totschlags mit bedingtem Vorsatz schuldig.
Vier weitere Manager wurden wegen fahrlässiger Tötung zu dreizehneinhalb Jahren Haft verurteilt, ein weiterer Manager zu zehn Jahren. ThyssenKrupp erhielt eine Geldstrafe von 1 Million Euro. Es war das erste Mal, dass ein Manager nach einem Arbeitsunfall in Italien wegen vorsätzlicher Tötung verurteilt wurde.
Am 6. Dezember 2007 hatte sich in dem ThyssenKrupp-Werk eine Explosion ereignet, auf die ein Brand folgte. Die sieben Arbeiter starben durch schwere Verbrennungen. Laut Zeugen waren die Feuerlöscher leer. Auch das Notruftelefon funktionierte demnach nicht. Sechs der Opfer rangen bis zu drei Wochen lang mit dem Tod. Im März 2008 wurde das Werk geschlossen. Es war der schwerste Arbeitsunfall in der Geschichte Italiens.
Die Familien der Opfer werfen ThyssenKrupp vor, nach der Entscheidung über die bevorstehende Schließung des Turiner Werks notwendige Reparaturen unterlassen und damit einen Unfall herbeigeführt zu haben. Auch die Staatsanwaltschaft warf den Angeklagten vor, das Risiko eines Brands "bewusst in Kauf genommen" zu haben. Einer der Verteidiger hatte den Prozess dagegen als "politisch motiviert" kritisiert. Es gab zahlreiche Nebenkläger: 48 Arbeiter, Gewerkschaften und Vereine sowie die Stadt und die Region Piemont, in der Turin liegt.
ThyssenKrupp bezeichnete das Urteil als "unverständlich und nicht nachvollziehbar". "Wir werden auf jeden Fall in Berufung gehen", sagte ein Unternehmenssprecher am Samstag. In seinen Leitlinien habe der Konzern festgelegt, dass Arbeitsschutz neben Qualität und Erfolg ein gleichrangiges Unternehmensziel sei.
Staatsanwalt Raffaele Guariniello lobte dagegen nach der Urteilsverkündung den "größten Sprung, den die Jurisprudenz jemals im Zusammenhang mit Arbeitsunfällen (in Italien) gemacht hat". Arbeitsminister Maurizio Sacconi sprach von einem "wichtigen Präzedenzfall".
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