Nach Sturm „Xaver“: Robbenbabys auf Helgoland vermisst
Sie wurden wohl ins Meer gespült: Seit Sturm „Xaver“ über Helgoland fegte, werden 47 Baby-Kegelrobben vermisst. Es gibt kaum Hoffnung, dass die Tiere wieder auftauchen.
HELGOLAND dpa/afp | Fast 50 Robbenbabys werden nach dem Orkantief „Xaver“ auf Helgoland vermisst. Die kleinen Robben seien seit dem Sturm von einer der Insel vorgelagerten Düne verschwunden, sagte Helgolands Tourismusdirektor Klaus Furtmeier am Dienstag. „Wo genau sie abgeblieben sind oder was genau passiert ist, weiß keiner.“ Viele seien wahrscheinlich ins Meer gespült worden. Es gebe noch „geringe Hoffnung“, dass das eine oder andere Tier irgendwo wieder auftauche, sagte Furtmeier.
Heloglands Naturschutzbeauftragter Rolf Blädel sagte am Dienstag: „Die Weibchen robbten über die Strände und suchten ihre Jungtiere, und die Jungtiere robbten und riefen und quakten nach ihrer Mutter.“
Von den 141 Robbenbabys, die bislang in diesem Winter auf Deutschlands einziger Hochseeinsel geboren wurden, entdeckte er nur noch 94. „Es war deprimierend“, sagte Blädel. Letztendlich seien fünf Jungtiere ohne Mutter geblieben. Die Tier-Waisen wurden eingefangen und zur Seehundstation Friedrichskoog (Kreis Dithmarschen) gebracht.
Zuvor hatten mehrere Medien über den Fall berichtet. Die Wurfsaison der Kegelrobben beginnt in der Regel Mitte November und dauert bis Ende Dezember oder Anfang Januar.
An ungewöhnliche Orte ausweichen
Auch in den „Kinderstuben“ der Kegelrobben im Wattenmeer wirbelte „Xaver“ die Tierfamilien durcheinander. Normale Hochwasser könnten die niedrige vor Amrum und Sylt gelegene Sandbank nicht überschwemmen, erklärte Biologe Christof Goetze von der Naturschutzgesellschaft „Schutzstation Wattenmeer“. Doch: „Durch die von Xaver verursachten Rekordwasserstände mussten die Kegelrobben an Orte ausweichen, wo sie sonst kaum anzutreffen sind.“
Im Wattenmeer wurden vor dem Orkantief 55 erwachsene Kegelrobben und 8 Jungtiere gezählt, sagte die Leiterin vom Kegelrobbenprogramm der Schutzstation Wattenmeer, Silvia Gaus. „Aktuelle Zahlen nach dem Sturm gibt es noch nicht.“
Im nordfriesischen Wattenmeer gehen Nationalpark-Ranger, Seehundjäger und Freiwillige der Naturschutzverbände weiterhin gemeinsam auf „Kegelrobben-Patrouille“, falls sich weitere Robbenbabys verirren sollten. Die Geburtszeit der größten heimischen Robben dauert von Mitte November bis Mitte Januar.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Exklusiv: RAF-Verdächtiger Garweg
Meldung aus dem Untergrund
BSW-Chefin im ZDF
Wagenknecht macht BND für Irrtum verantwortlich
Keine Konsequenzen für Rechtsbruch
Vor dem Gesetz sind Vermieter gleicher
Elon Musk torpediert Haushaltseinigung
Schützt die Demokratien vor den Superreichen!
Fragestunde mit Wladimir Putin
Ein Krieg aus Langeweile?
Pro und Contra Letzte Generation
Ist die Letzte Generation gescheitert?