Nach Putschversuch in Madagaskar: Regierung verhandelt mit Militär
In Madagaskar haben 20 Offiziere am Tag der Abstimmung über die geänderte Verfassung versucht, die Macht an sich zu reißen. Nach der missglückten Aktion verhandeln sie mit der Regierung.
ANTANANARIVO afp | Nach dem gescheiterten Putsch in Madagaskar hat die Regierung am Donnerstag Verhandlungen mit den abtrünnigen Militärs aufgenommen. "Wenn die Verhandlungen scheitern, wird die Regierung härtere Saiten aufziehen", sagte ein Armeevertreter, der namentlich nicht genannt werden wollte. Es werde kein pauschales Vergeben von Seiten der Regierung geben. Die rund 20 aufständischen Offiziere um den Armeegeneral Noël Rakotonandrasana hielten sich in einer Kaserne nahe des Flughafens der Hauptstadt Antananarivo verschanzt.
In dem Inselstaat im Indischen Ozean war am Mittwoch über einen umstrittenen Verfassungsentwurf abgestimmt worden, durch den sich Übergangspräsident Andry Rajoelina seine Zukunft im Amt sichern könnte. Überschattet wurde die Wahl von dem Putschversuch: Rakotonandrasana erklärte, ab sofort seien "alle Institutionen aufgelöst". Ein Militärkomitee übernehme die Führung des Landes.
In Antananarivo war die Lage am Donnerstag jedoch ruhig: Geschäfte waren geöffnet, auf den Hauptstraßen staute sich der Verkehr und in der Stadt waren keine zusätzlichen Sicherheitskräfte im Einsatz. Trotz des Putschversuches verlief auch die Abstimmung am Mittwoch ordnungsgemäß, wie die Wahlkommission mitteilte. Demnach stimmten rund 80 Prozent der Wähler für den Verfassungsentwurf. Die Abstimmung wurde jedoch von den drei größten Oppositionsbewegungen boykottiert. Mit dem Referendum sollte die seit mehr als eineinhalb Jahren anhaltende Staatskrise beendet werden.
Der Verfassungsentwurf sieht vor, das Mindestalter für einen Präsidentschaftskandidaten von 40 auf 35 Jahre zu senken. Das würde dem 36-jährigen Rajoelina eine Kandidatur bei der für Mai geplanten Wahl eines neuen Staatschefs ermöglichen. Der Ex-Bürgermeister von Antananarivo hatte im März 2009 mit Hilfe der Armee den damaligen Präsidenten Marc Ravalomanana entmachtet und sich zum Übergangspräsidenten ausrufen lassen. Dabei war er noch von dem jetzt abtrünnigen General Rakotonandrasana unterstützt worden.
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