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Nach OnlinepetitionGordon Brown rehabilitiert Alan Turing

Eine Online-Petition zeigte Wirkung: 55 Jahre nach dem Tod des schwulen IT-Pioniers Alan Turing hat Gordon Brown sein tiefes Bedauern für dessen Behandlung ausgedrückt.

Code geknackt - Enigma-Maschine. Bild: ap

Die letzten Jahre des Alan Turing müssen furchtbar gewesen sein: 1952 wurde der Mathematiker und Computerpionier wegen "schwerer Unanständigkeit", sprich: einer von ihm eingeräumten sexuellen Beziehung zu einem Mann, von einem britischen Gericht zu einer schlimmen Strafe verurteilt - der chemischen Zwangskastration. Zwei Jahre später brachte sich Turing um, nachdem ihm auch alle Sicherheitsfreigaben, die er zur Arbeit an frühen Rechenmaschinen benötigte, genommen worden waren.

55 Jahre lang entschuldigte sich die Regierung in London für dieses Verhalten nicht. Dabei ist Turing einer der ganz großen der Informationstechnik: Seine Forschung zu Elektronengehirnen und sein mathematisches Genie legten die Grundlagen der künstlichen Intelligenz (KI) und trugen unter anderem dazu bei, dass wichtige Geheimcodes der Nazis entschlüsselt werden konnten. Noch heute ist der Turing-Test das Standardverfahren zur Feststellung, ob KI-Algorithmen sich menschlichem Denken nähern.

Nun hat eine Online-Petition, die auf der Website des britischen Ministerpräsidenten eingebracht wurde und Tausende Unterzeichner fand, endlich dazu geführt, dass es eine offizielle Einräumung des Bedauerns durch die Regierung gab. In einem Schreiben, das im Internet veröffentlicht wurde, teilte Regierungschef Gordon Brown mit, er könne im Auftrag des Staates sagen, dass es ihm leid tue.

"Sie hätten so viel Besseres von uns verdient gehabt." Turing sei zwar aufgrund der damaligen Gesetze behandelt worden und man könne die Zeit nicht zurückdrehen. Doch das Vorgehen sei "unfassbar unfair" gewesen. Brown betonte wie sehr er und die Regierung bedauere, was Turing zugestoßen sei.

Die Kampagne für die Turing-Entschuldigung wurde von bekannten britischen Wissenschaftlern, Autoren und Schwulenaktivisten gestartet. Einer von ihnen, der Computerforscher John Graham-Cumming, forderte die Regierung auf, Turing posthum zum Ritter zu schlagen. Ein entsprechender Vorschlag ging bereits an die Queen. Wie die Chancen stehen, ist allerdings noch unklar.

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5 Kommentare

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  • T
    Tsaimath

    Das zeigt das die britische Regierung "offener" ist als die Katholische Kirche...

    Die hat immerhin 350 Jahre gebraucht um sich bei Galilei zu entschuldigen, nicht die 55 Jahre mit denen die Briten hier ankommen ;)

     

    Aber im Ernst, ich hoffe das diese Botschaft der Toleranz irgendwann auch zu den letzten Menschen durchdringt die andere nicht so akzeptieren wie sie sind, ob nun schwarz, weiß, alt, jung, hetero, homo oder sonst wie anders...

    Leider bleibt das vermutlich für sehr lange Zeit nur eine Hoffnung

  • UR
    Uwe Rost
    Was nützt es Alan Turing, wenn er nachträglich zum Ritter geschlagen wird?

     

    Ihm selbst wahrscheinlich nichts mehr ;-)

     

    Aber sowohl die Fragestellung als auch die implizierte Antwort sind m.E. einseitig.

    Es geht beileibe bei posthumen Ehrungen nie darum, den teuren Verblichenen etwas Gutes zukommen zu lassen. Es geht eher darum, als gesellschaftliches Konstrukt (in diesem Fall der Staat) öffentlichkeitswirksame Aussagen darüber zu machen, welche Handlungen von Menschen Anerkennung finden sollen. Nachahmer_innen sollen dazu animiert werden, gleiches/ähnliches zu tun.

    Beifall durch die Gesellschaft ist wichtig für die Menschen, nicht nur für die 'beklatschten', sondern eben auch und ganz besonders sogar für die 'klatschenden'. Sie sind Ausdruck eines weitreichenden Konsenses über gewisse Wertvorstellungen, die die Mitglieder einer Gesellschaft entwickelt haben.

    Wenn nun nach so langer Zeit nicht nur eine Ehrung Turings stattfindet, sondern obendrein auch noch eine (wenn auch leider schwammig formulierte) klare Verurteilung der damals geltenden Rechtsauffassung vorgeht, dann kann ich das nur begrüßen.

    Es dürfte wohl jedweder Regierung in UK schwerfallen, zukünftig mit derart repressiven juristischen Maßnahmen Menschen mit nicht "mainstreamfähiger" Lebensgestaltung zu attackieren.

     

    PS: Wiedergutmachen kann die jetzige Ehrung nichts. Aber zukünftig kann sie helfen, Unrecht zu vermeiden.

  • PM
    Peter Maas

    @antifascista: Was nützt es Alan Turing wenn er nachträglich zum Ritter geschlagen wird? Was nützt es den Ermordeten von Auschwitz, wenn wir ihrer am 27. Januar gedenken? Was nützt es den Wehrmacht-"Deserteuren", wenn ihre Todesurteile posthum als Unrecht verdammt werden?

     

    Das alles geschieht aus dem gleichen Grund: weil damit wichtige Botschaften an die heute Lebenden gesandt werden. Weil es die Trauernden tröstet.

  • K
    kjf

    Es ist eine tragische Ironie, dass der Mann, der wesentlich dazu beitrug, die nationalsozialistische Invasion Großbritanniens zu verhindern, nur wenige Jahre später selbst Opfer eines Menschenversuchs wurde, der in seiner Unmenschlichkeit und in der unseligen Allianz der Justiz und einer zu jedem Schindluder bereiten Medizin eher eines faschistischen Staates als einer angeblich modernen Demokratie würdig gewesen wäre.

     

    Wichtiger und sinnvoller als ein posthumer Ritterschlag für Turing wäre es, all die anderen Opfer dieser unmenschlichen Gesetze endlich offiziell zu rehabilitieren, denn das istt trotz dieser Entschuldigung nicht passiert. Einige von ihnen dürften nämlich heute noch leben. Für Turing kommt es zu spät...

  • EA
    el antifascista

    Was nützt es Alan Turing wenn er nachträglich zum Ritter geschlagen wird? Genausowenig wie jedem anderen als abnorm abgestempeltem Menschen! Wenn die sog. freie Welt so mit ihren wichtigsten Leuten umgeht denn möchte ich kein wichtiger Mensch in der sog. nicht freien Welt sein.