Nach Doping-Enthüllungen im Reitverband: Kader aufgelöst, Beerbaum suspendiert
Die Deutsche Reiterliche Vereinigung hat hart durchgegriffen. Nach den jüngsten Enthüllungen um Doping im olympischen Reitstall löste sie den Kader auf und suspendierte Olympiasieger Ludger Beerbaum.
WARENDORF dpa | Mit beispiellosen Maßnahmen hat die Deutsche Reiterliche Vereinigung (FN) auf die jüngsten Enthüllungen und Doping-Diskussionen reagiert und mit sofortiger Wirkung die Kader der olympischen Disziplinen Springen, Dressur und Vielseitigkeit aufgelöst. Zudem schlossen das FN-Präsidium und der Vorstand des Deutschen Olympiade-Komitees für Reiterei (DOKR) am Donnerstag bei ihrer Außerordentlichen Sitzung in Warendorf Ludger Beerbaum bis auf weiteres aus der deutschen Nationenpreismannschaft aus.
Die Gremien reagierten damit auf Beerbaums umstrittene Aussagen am vergangenen Wochenende über den Umgang von Medikamenten bei seinen Pferden. Der viermalige Olympiasieger hatte unter anderem gesagt: "In der Vergangenheit hatte ich die Haltung: Erlaubt ist, was nicht gefunden wird."
"Mit der Auflösung der Kader möchten wir einen wichtigen Schritt Richtung Glaubwürdigkeit unternehmen", sagte FN-Präsident Breido Graf zu Rantzau in einer Presseerklärung. Bevor ein Reiter wieder in den Kader aufgenommen werden könne, müsse er sich der Sonderkommission stellen und sich zu seiner Einstellung sowie seinem Verhalten als Spitzenreiter äußern, so der Verbandschef weiter.
Verbandsfunktionäre und Reiter würden von einer unabhängigen Kommission des Deutschen Olympischen Sportbundes (DOSB) untersucht. Diese Kommission erhalte den Auftrag, die Situation im Spitzenreitsport zu analysieren und dem Verband Empfehlungen zu geben, wie mit der aktuellen Manipulations- und Dopingproblematik im Pferdesport umzugehen sei. Die Empfehlungen würden auch Vorschläge zu möglichen Sanktionen von Funktionären und Reitern enthalten.
ARD und ZDF hatten am Mittwoch den Reiterverband unter Druck gesetzt. Die Sender wollten die anstehenden Verhandlungen über die Verlängerung des TV-Vertrages aufgrund der aktuellen Enthüllungen vorerst aussetzen. "Wir warten, wie die FN mit diesen Dingen umgeht", hatte ARD-Sportkoordinator Axel Balkausky der Deutschen Presse- Agentur dpa gesagt. "Es ist eindeutig, dass wir gerne Aufklärung hätten." Vor den Beerbaum-Äußerungen hatte unter anderem das Doping-Urteil für Olympia-Reiter Christian Ahlmann für Wirbel gesorgt.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Die Wahrheit
Der erste Schnee
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen