Nach Brand im Lager Moria: Aufnahme von 1.500 Geflüchteten

Angela Merkel und Horst Seehofer wollen nun etwas mehr Menschen aus Griechenland herholen. Nicht alle sollen aus Moria kommen. Unklar ist, ob die SPD dem zustimmt.

Menschen stehen in einer Schlange.

300 Meter Schlange stehen für Essen, geflüchtete Menschen des abgebrannten Lagers Moria Foto: Sebastian Wells/Ostkreuz

BERLIN dpa/reuters | Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und Innenminister Horst Seehofer (CSU) haben sich darauf verständigt, weitere 1.500 Flüchtlinge von griechischen Inseln nach Deutschland zu holen. Seehofer habe der Kanzlerin diesen Vorschlag gemacht, worauf diese zugestimmt habe, heißt es aus Regierungs- und Koalitionskreisen. Es gehe um 400 Familien, deren Asylersuchen bereits positiv beschieden worden sei. Die Geflüchteten kämen nicht nur aus Lesbos und dem dort abgebrannten Lager Moria, wurde betont. Dies sei auch der griechischen Regierung wichtig.

Ob die SPD dem zustimmen wird, war zunächst noch offen. Die SPD-Vorsitzende Saskia Esken hatte gefordert, Deutschland müsse zusätzlich zu den bereits gemachten Hilfsangeboten mehrere Tausend Geflüchtete aus Griechenland aufnehmen. Die griechischen Behörden gehen davon aus, dass das seit Jahren heillos überfüllte Flüchtlingslager Moria vergangene Woche von Bewohner*innen angezündet worden war. Zuvor war die Situation dort eskaliert, nachdem mehrere Asylsuchende positiv auf das Coronavirus getestet worden waren.

Seehofer hatte am Freitag, 11. September, mitgeteilt, Deutschland werde von insgesamt 400 unbegleiteten Minderjährigen, die aus Griechenland in andere europäische Länder gebracht werden sollen, 100 bis 150 Jugendliche aufnehmen. Zudem betonte er, man wolle dann in einem zweiten Schritt mit Athen über die Aufnahme von Familien mit Kindern sprechen. Das Bundesinnenministerium will eine Delegation nach Lesbos schicken, um zu schauen, wer am dringendsten Schutz benötigt. Ziel sei es, bei der Auswahl „objektive Kriterien“ anzuwenden, „damit keine unkontrollierbaren Folgewirkungen entstehen“, hieß es aus dem Ministerium.

Die griechischen Behörden haben – abgesehen von den 400 unbegleiteten Minderjährigen – offiziell bislang nicht um die Aufnahme der nun obdachlos gewordenen Menschen in anderen EU-Staaten nachgesucht. Vielmehr begann man auf Lesbos mit dem Aufbau eines Zeltlagers, in dem die Migrant*innen erst einmal unterkommen sollen. Viele von ihnen zögern jedoch, dort ein Zelt zu beziehen. Einige geflüchtete Menschen haben Angst, dort eingesperrt zu werden, andere hoffen auf eine Umsiedlung auf das griechische Festland oder in ein anderes europäisches Land.

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