Nach Bienen-Vergiftung: Wenig Geld für Imker
Nachdem ein Bayer-Gift Millionen Bienen tötete, werden jetzt Entschädigungen verteilt. Doch die Imker sind unzufrieden.
Nach dem Bienensterben durch ein Pestizid des Bayer-Konzerns in Baden-Württemberg kritisieren Imker, wie die Landesregierung die Entschädigungen verteilen will. "Die Landesregierung scheint es als ihre Aufgabe zu sehen, Bayer CropScience vor den Schadensersatzansprüchen der Imker zu schützen", vermutet der Präsident des Deutschen Berufs- und Erwerbsimkerbundes (DBIB), Manfred Hederer.
Zu Beginn des Jahres waren rund 330 Millionen Bienen durch das Pestizid Poncho umgekommen. Bayer kündigte daraufhin an, 2 Millionen Euro an freiwilligen Hilfen zur Verfügung zu stellen. Dieses Geld gilt es nun zu verteilen - und das übernimmt die Landesregierung in Stuttgart. Im Schnitt 150 Euro pro verlorenem Bienenvolk würden den Imkern angeboten, so Hederer. "Diese Summe mag für einen Hobbyimker angemessen sein." Berufsimker wandern jedoch mit ihren Völkern und erzielten daher höhere Erträge.
Die Landesregierung geht derweil von einem differenzierteren Verfahren aus. "Wir verteilen das Geld je nachdem, wie stark ein Bienenvolk geschädigt wurde, zwischen 80 und 350 Euro", erklärt Sprecherin Isabel Kling. Der Preis für den verlorengegangenen Honig sei da schon mit eingerechnet.
Für den DBIB ist das zu wenig. Er kalkuliert eine Schadenssumme von gut 600 Euro pro gestorbenem Bienenvolk - den verlorenen Honig mit 5 Euro pro Kilogramm inklusive. "Und wenn man noch Bienen- oder Königinnenzüchter ist, dann geht jahrzehntelange Arbeit zum Teufel." Dazu käme der Verlust von Kundenkontakten, wenn der Imker nicht wie üblich liefern könne.
88 Prozent der Imker haben nach Angaben der baden-württembergischen Landesregierung das Entschädigungsangebot angenommen. Viel mehr werden es auch nicht werden - denn die Frist ist zum gestrigen Abend abgelaufen. Wer sich für das Geld entschieden hat, verzichtet gleichzeitig auf weitere Schadensersatzansprüche und juristische Schritte. Auch das ist für Hederer ein Affront: "Schließlich kann derzeit niemand Spätfolgen bei den Bienen ausschließen."
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