Nach Anschlag in Pittsburgh: Protest gegen Trump
Nach dem antisemitischen Attentat in einer Synagoge in Pittsburgh stattet Präsident Donald Trump einen Kondolezbesuch ab. 1500 Menschen protestieren.
Nach Polizei-Angaben nahmen rund 1500 Menschen an dem Protest teil. „Trump, schwöre dem weißen Nationalismus ab“ oder „Hassreden erzeugen Hassverbrechen“ war auf Transparenten zu lesen. Proteste gegen einen Kondolenzbesuch nach einem Gewaltakt sind in den USA ein höchst ungewöhnlicher Vorgang.
Trumps Besuch trage mehr zur Spaltung bei als dass er „zusammenbringt“, sagte eine Teilnehmerin der Demonstration, die 57-jährige Bibliothekarin Nonie Heystek. Vertreter der örtlichen jüdischen Gemeinde hatten bereits kurz nach dem Anschlag klargemacht, dass sie keinen Besuch des Präsidenten wünschten.
„Präsident Trump, Sie sind in Pittsburgh nicht willkommen, bis sie den weißen Nationalismus umfassend verurteilen“, schrieben sie in einem offenen Brief, der auch während der Demonstration verlesen wurde. Die Unterzeichner bezeichneten den wohl bislang tödlichsten antisemitischen Anschlag der US-Geschichte als „direkte Zuspitzung“ von Trumps „Einfluss“.
Kritiker machen Trump mitverantwortlich
Der Bürgermeister von Pittsburgh, Bill Peduto, hat laut der Zeitung „Pittsburgh Post Gazette“ die Einladung des Weißen Hauses zu einem Treffen mit Trump abgelehnt. Auch der Gouverneur von Pennsylvania, Tom Wolf, habe sich nicht mit dem Präsidenten treffen wollen.
Kritiker machen Trumps Attacken auf Medien, Migranten und Gegner mitverantwortlich für ein vergiftetes politisches Klima in den USA. Der in Untersuchungshaft sitzende mutmaßliche Massenmörder soll antisemitische Hasstexte in soziale Medien gepostet haben. Einer richtete sich gegen eine jüdische Flüchtlingshilfsorganisation.
Rabbiner Jeffrey Myers von der „Tree of Life“-Synagoge und der israelische Botschafter in den USA, Ron Dermer, begrüßten den Präsidenten in Pittsburgh. Myers sagte dem Fernsehsender CNN, der Präsident der Vereinigten Staaten sei immer willkommen: „Ich bin ein Bürger. Er ist mein Präsident.“
Laut Medienberichten besuchte Trump beim Angriff auf die Synagoge verwundete Polizisten im Krankenhaus. Während seines etwa vierstündigen Aufenthalts in Pittsburgh gab er keine öffentlichen Statements ab.
Auch Vizepräsident Pence sorgt für Empörung
Bei ihrem etwa 20-minütigen Besuch zündeten der Präsident und die First Lady Kerzen zu Ehren der Todesopfer an. Anschließend legten sie an der provisorischen Gedenkstätte außerhalb des Gotteshauses jeweils eine weiße Blume und einen kleinen Stein vor den Sternen nieder, die an die elf Anschlagsopfer vom Samstag erinnern. Die Niederlegung von kleinen Steinen auf Gräbern ist eine jüdische Tradition.
Für Empörung sorgte auch Vizepräsident Mike Pence, der bei einem Wahlkampfauftritt am Montag einen „christlichen Rabbi“ hatte sprechen lassen. Statt seine Ansprache mit einem Gebet für die elf Toten von Pittsburgh zu eröffnen, pries der Prediger zu Beginn Jesus Christus und betete für vier republikanische Kandidaten bei den in einer Woche anstehenden Wahlen.
Die elf Toten von Pittsburgh ehrte der Prediger dann später nur im Rahmen eines Gebetes an Christus, ohne ihre Namen zu nennen. Jüdische Nutzer der Onlinenetzwerke reagierten entsetzt, unter anderem war von einem „beleidigenden politischen Trick“ die Rede.
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