piwik no script img

Nach Angriff auf Jemens PräsidentenpalastVerletzter Saleh ausgereist

Der nach einem Angriff auf den Palast verletzte Präsident lässt sich in Saudi-Arabien operieren. Das Nachbarland hat jetzt auch eine wichtige Schlüsselrolle inne. Salehs Gegner feiern schon.

Saleh-Gegner feiern seinen Abflug nach Saudi-Arabien. Bild: dpa

SANAA dapd | Der verletzte jemenitische Präsident Ali Abdullah Saleh ist nach Angaben des saudischen Königshauses zur medizinischen Behandlung nach Saudi-Arabien geflogen. Ein Ärzte-Team sei in den Jemen gereist, habe Saleh untersucht und ihm dann empfohlen, sich im benachbarten Königreich behandeln zu lassen, hieß es in einer Stellungnahme des Königshauses. Der jemenitische Präsident habe eingewilligt und sei noch am Samstag abgereist.

Ein ranghoher jemenitischer Regierungsvertreter berichtete der Nachrichtenagentur ap, dass ein Großteil seiner Familie Saleh begleitet habe. Die saudische Regierung wünsche ihm eine schnelle Genesung und habe alle Parteien zur Zurückhaltung aufgerufen, da dem Jemen ansonsten ein weiteres Abrutschen in die Gewalt drohe, meldete die amtliche saudische Nachrichtenagentur.

Saleh war bei einem Raketenangriff auf den Präsidentenpalast am Freitag verletzt worden. Elf seiner Wachleute kamen ums Leben. Seiner Abreise war ein immer stärker werdender Druck seitens der benachbarten Golfstaaten sowie des Langzeitverbündeten USA vorangegangen, die ihn zum Rücktritt aufgefordert hatten. Saleh hatte wiederholt einer Machtübergabe zugestimmt, nur um dann im letzten Moment wieder von dem Vorhaben abzurücken.

Der Verfassung nach müsste nun der Vizepräsident führen

John Brennan, der Sicherheitsberater von US-Präsident Barack Obama habe am Samstag mit dem jemenitischen Vizepräsidenten Abed-Rabbo Mansur Hadi telefoniert, berichtete ein Vertreter des Weißen Hauses ohne Einzelheiten zu nennen. Die jemenitische Verfassung sieht vor, dass der Vizepräsident die Amtsgeschäfte während der Abwesenheit des Präsidenten führt.

US-Vertreter konnten aber nicht bestätigen, dass die Macht nun tatsächlich an Abed-Rabbo Mansur Hadi übergegangen ist. Bislang wurde allgemein angenommen, dass Saleh seinen Sohn Ahmed als seinen Nachfolger aufgebaut hat.

Salehs Abreise lasse nun Saudi-Arabien eine Schlüsselrolle beim Umgang mit der Krise zukommen, sagte der Nahost-Experte Reva Bhalla. Saudi-Arabiens größte Sorge gelte der Vermeidung von Chaos in seinem südlichen Nachbarland Jemen. Sodass es wahrscheinlich versuchen werde, einen Mittelweg zu beschreiten, zwischen dem Erhalt einiger Elemente von Salehs Regime und der Forderung nach einem Wandel, sagte Bhalla.

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

0 Kommentare

  • Noch keine Kommentare vorhanden.
    Starten Sie jetzt eine spannende Diskussion!