Nach Anfeindungen gegen Pfarrer aus Nigeria: Hirte erhält Schutz
Mobbing, Rassismus, Streit um Führungsstil? Was Patrick Asomugha genau dazu bewog, seine Gemeinde zu verlassen, ist unklar. Sein Bischof stellt sich nun hinter ihn.
Der Pfarrer hatte zuletzt eine verschlüsselte Morddrohung erhalten und war seit Mitte vergangenen Jahres mehrfach angefeindet worden. Nun wabert eine öffentliche Diskussion darüber, warum er das Handtuch warf und seiner Gemeinde den Rücken kehrte.
Was ist passiert in dem westpfälzischen 2.900-Seelen-Ort? Es herrscht ein Geflecht von Vorwürfen und Gegenvorwürfen in der Ortsgemeinde und der Kirchengemeinde. Im Raum stehen Mobbing, verschiedene Vorstellungen über die Amtsführung und auch Rassismus. Die Medien haben bundesweit über den Fall berichtet. Selbst der New York Times war der Streit um den schwarzen Pfarrer eine Meldung wert.
Auschwitz-Überlebende kritisierten, dass die Versetzung des Pfarrers Rechtsextreme in ihrem rassistischen Hass bestätige. Zuletzt stellte sich der Speyerer Bischof Karl-Heinz-Wiedemann am Donnerstag in einem offenen Brief hinter Asomugha und kündigte an, einen unabhängigen Mediator zur Versöhnung der zerstrittenen Kirchengemeinde einsetzen zu wollen.
Klar ist: Die Polizei ermittelt weiter gegen Unbekannte, die Asomughas Autoreifen zerstachen und an sein Garagentor mit roter Farbe die Zahl „187“ sprühten: Sie gilt als Code für eine Morddrohung. Zwei Glasflaschen mit mutmaßlich alkoholischem Inhalt wurden vor der Hauseingangstür des Pfarrhauses zertrümmert, in dem Asomugha im Obergeschoss wohnte. Ob den Taten rassistische Motive zugrunde lagen, ist nicht erwiesen. Einer von zwei Einbrüchen in das Pfarrhaus ist mittlerweile aufgeklärt und steht offenbar nicht in Zusammenhang mit dem Pfarrer.
Zudem gab es in der katholischen Kirchengemeinde Queidersbach monatelangen Streit um Asomugha, der als freundlich und liebenswert gilt. Konservative Kräfte seien mit dessen Weltoffenheit und lockerer Art nicht zurechtgekommen, kritisieren Gemeindemitglieder laut Medienberichten. Diese hätten einen Machtverlust befürchtet und ihn gemobbt.
Andere führen an, der Pfarrer habe die Ehrenamtlichen nicht ausreichend in die Gemeindeleitung eingebunden. Weitere Stimmen beklagen auch unterschwelligen Rassismus gegen den Pfarrer: So hätten Gemeindemitglieder den Empfang der Hostie bei der Eucharistie „aus schwarzen Händen“ abgelehnt.
Viele Bürger äußern Bedauern über Weggang
Asomugha selbst hatte bereits vergangenen August in einer Erklärung versichert, dass es in seiner Pfarrgemeinde offene rassistische Anfeindungen gegen ihn zwar nicht gegeben habe. Allerdings sei ihm zugetragen worden, dass hinter seinem Rücken rassistisch über ihn gesprochen worden sei. Dies habe ihn verletzt.
Am 18. April kündigte Asomugha den Rückzug von seiner Pfarrstelle an: „Ich kann unter diesen Umständen meinen Aufgaben als Pfarrer in Queidersbach nicht mehr nachkommen“, gab er zu Protokoll. „Die Angriffe gegen meine Person machen es nahezu unmöglich, in Queidersbach ein normales Gemeindeleben zu führen.“
Asomugha soll im Lauf des Sommers eine neue Aufgabe im Bistum übernehmen. Viele Bürger äußerten indes ihr Bedauern über den Weggang ihres Pfarrers. Queidersbach sei kein „Rassistendorf“, sondern offen, betonte Bürgermeister Ralph Simbgen (CDU), der sich als Vermittler anbot.
Das Bistum Speyer bestätigte, dass es in der Queidersbacher Kirchengemeinde „vielfältige und vielschichtige Konfliktlagen“ gebe. Es wies aber Vorwürfe des Mobbings zurück und warnte vor Rassismusverdacht. In den Auseinandersetzungen um Asomugha sei es vor allem um praktische Fragen des Gemeindelebens gegangen, etwa wie das pastorale Konzept der Pfarrei umgesetzt werden solle.
Dabei habe das Bistum Asomugha stets unterstützt. So seien ihm ein Coach und Supervisor sowie dem Pastoralteam eine Gemeindeberatung zur Seite gestellt worden. Asomugha, den die Vorfälle nach Angaben aus seinem Umfeld schwer belasten, will sich zur Sache nicht weiter öffentlich äußern.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Nahost-Konflikt
Alternative Narrative
Nach der Gewalt in Amsterdam
Eine Stadt in Aufruhr
+++ Nachrichten im Nahost-Krieg +++
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu und Hamas-Anführer
Putins Atomdrohungen
Angst auf allen Seiten
Die Wahrheit
Der erste Schnee
IStGH erlässt Haftbefehl gegen Netanjahu
Wanted wegen mutmaßlicher Kriegsverbrechen