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NRW-SPD-Spitzenkandidatin KraftDie letzte Hoffnung

Als es mit der SPD in NRW bergab ging, ging es mit Hannelore Kraft bergauf. Jetzt soll sie der Partei wieder zur Macht verhelfen.

Sie redet schnell, geht schnell, entscheidet schnell: Hannelore Kraft. Bild: dpa

Hannelore Kraft, 48, betritt forsch den Raum. Er ist hell und klein und heißt "Stoffwechsel". Verkauft werden Babysachen und Kinderkleidung, alles secondhand, ein Laden für arme Leute. Er liegt direkt neben der Arbeiterwohlfahrt in Moers am Niederrhein. Heute wird eröffnet. Der Bürgermeister ist da, Grußworte werden gesprochen. Die Lokalpresse macht Fotos, es gibt Kaffee und Schnittchen. Hannelore Kraft trägt Jeans, eine elegante Jacke, hochhackige Schuhe und eine Stola. Sie wirkt seriös, aber nicht zu sehr. Sie will Ministerpräsidentin werden, aber nicht abgehoben wirken. "Ich kann mit meiner Kleidung Akzente setzen. Das ist für Männer schwieriger", hat sie mal gesagt.

Die lokale Kandidatin der Linkspartei, eine korpulente Rentnerin, drückt der SPD-Chefin die Hand und sagt: "Wir können ja mal Kaffee trinken gehen." Das ist eine Anspielung - kürzlich haben sich ein SPD-Politiker und die Chefin der Linkspartei in NRW in einem Café getroffen, was Kraft schroff kritisierte. Keine Kontakte mit der Linkspartei bis zur Wahl am 9. Mai, heißt ihre Devise. "Ja, ja", sagt Hannelore Kraft knapp, "das sehe ich ganz locker", und geht rasch weiter. Sie wirkt sowieso schnell. Sie redet, anders als viele im Ruhrgebiet, schnell, geht schnell, entscheidet schnell.

Dieser Auftritt ist ein Wahlkampftermin. Einer von hunderten. Morgens hat sie sich die Wünsche niederrheinischer Kiesunternehmer angehört, später wird sie eine Schule besuchen, abends in lockerem Gespräch mit einem Ex-TV-Moderator den Genossen am Ort ihr Leben präsentieren. Kraft beherrscht solche Termine. Den Unternehmern hört sie aufmerksam zu, verspricht aber nichts. Im Secondhandladen fasst sie sich kurz, lobt, dass AWO, Caritas und Rotes Kreuz mal zusammen- statt gegeneinander arbeiten. Der örtliche CDU-Kandidat in Moers findet die SPD-Kandidatin "nett und tough". Sie habe ihm sogar "viel Glück" gewünscht. "Das hätte sie nicht machen müssen", meint er.

Wahrscheinlich ist Hannelore Kraft deswegen die letzte Hoffnung der SPD in NRW. Weil sie mit Leuten reden kann, egal mit wem. "Hannelore", sagt Arno Klare, "hat sich im Wahlkampf in den Neunzigerjahren nie hinter dem Infotisch versteckt wie andere." Klare ist Geschäftsführer der SPD in Mülheim, Krafts Heimatstadt. Er ist Ende 50, trägt Dreitagebart und Jeansjacke und ist einer der wenigen von Krafts Vertrauten. Wahrscheinlich kann man Hannelore Krafts rasanten Aufstieg und den Abstieg der SPD in NRW nicht ohne Mülheim verstehen, eine Stadt im Ruhrgebiet zwischen Essen und Duisburg.

Kraft stammt aus Dümpten, dem proletarischen Norden von Mülheim. Ihre Eltern waren Arbeiter, sie wurde in der Gathestraße groß, einen Steinwurf vom Ruhrschnellweg entfernt. Sie war die Erste in der Familie, die Abitur machte. Sie absolvierte eine Banklehre, studierte Wirtschaft, lernte vier Sprachen, und arbeitete in der Unternehmensberatung "Zenit". "Ich komme ja aus der Wirtschaft", sagt sie oft und gern, seit sie Politikerin ist. Das ist die halbe Wahrheit, Zenit wird vor allem vom Land NRW finanziert.

1994 trat sie in die SPD ein, einen Tag vor der Kommunalwahl, bei der das Unglaubliche geschah. Die SPD bekam nur 40 Prozent und verlor erstmal seit 1956 die absolute Mehrheit. "Ich glaube, ihr könnt mich jetzt gebrauchen", sagte sie damals. Sie - eine Gewinnerin der SPD-Bildungspolitik der 70er-Jahre - wollte sich dafür revanchieren. Die SPD war damals im Ruhrgebiet eine Partei von müden, alten Männern. Die Zeit des berüchtigten roten Filzes, in der Stadtverwaltungen, Partei und Gewerkschaften eigentlich identisch waren, ging zu Ende. Aber die SPD wollte den Zusammenbruch dieses quasifeudalen Systems nicht wahrhaben. Nach der Wahlniederlage setzte die SPD-Spitze in Mülheim missmutig einen Koalitionsvertrag auf und legte ihn den Grünen vor, mit dem Hinweis, sie sollten bitte unten rechts unterschreiben. So wurde Mülheim 1994 die erste Großstadt, in der CDU und Grüne regierten.

Mit der SPD ging es, beschleunigt durch Johannes Raus Abgang 1998, bergab, mit Hannelore Kraft bergauf. Sie war jung, redegewandt, sie war eine klassische Bildungsaufsteigerin, so wie Schröder und Steinmeier. 1999 wollte sie für die SPD in den Landtag. Klarer Favorit für das SPD-Ticket war der örtliche IG-Metall-Chef. Schon dass es mehrere Kandidaten gab, war für die SPD eher ungewöhnlich. Der IG-Metall-Mann hielt beim Unterbezirksparteitag eine laute, lange Rede, Kraft eine kurze, gute. Als das Wahlergebnis feststand, so Kraft, waren "die Delegierten so überrascht, dass mir niemand gratulierte. Es hatte keiner damit gerechnet." Sie allein gegen den Apparat, David gegen Goliath, so klingt es bei Kraft. Ulrich Dörr, damals ihr Gegner und noch immer IG-Metall-Chef in Mülheim, hat die Szene etwas prosaischer in Erinnerung. "Hannelore war schon immer sehr durchsetzungsfähig", sagt er.

Und Hannelore Kraft hatte einen Mentor in Mülheim: Thomas Schröer, den SPD-Chef. Schröer war schwul, gescheit und wusste, dass die SPD neue Gesichter brauchte. Und dass die Zeiten, in denen SPD-Granden wie Friedhelm Farthmann die Frauenquote mit Sätzen wie "Dat is Tittensozialismus" kommentierte, vorbei waren. Schröer starb 2007. Ob Kraft den Karrieresprung ohne ihn geschafft hätte? Wer weiß.

Kaum war sie 2000 im Landtag, kritisierte sie die ineffektive Fraktionsarbeit. Auch das war neu. Als der SPD-Europaminister, für NRW nicht untypisch, über ein Steuerdelikt stolperte, machte Ministerpräsident Wolfgang Clement sie zur Ministerin. Clement, der heute für die FDP wirbt, wurde ihr neuer Mentor.

Hannelore Kraft sitzt in einem neonhellen Büroraum im Jugendzentrum in Moers, es ist abends, halb elf. Sie hat den üblichen 13-Stunden-Tag absolviert, der Pressesprecherin fallen die Augen halb zu, ihr nicht. Sie hat Energie, das bescheinigen ihr alle. "Ich habe keine Vorbilder", sagt sie selbstbewusst. Sie stieg rasend schnell zur Landtagsabgeordneten, zur Europa- und dann zur Bildungsministerin, zur Fraktions- und Parteichefin auf. Nichts war, glaubt man ihrer Erzählung, geplant. Stets hat sie zuletzt davon erfahren, immer war sie am meisten überrascht. So ist sie wundersam die Karriereleiter hochgefallen. Auch 2005. Damals ventilierte eine Journalistenrunde, wer, falls die SPD die NRW-Wahl verliere, die Fraktion führen könnte. Die Journalisten meinten: nur Kraft. "Ich habe", sagt sie, "danach eine Nacht nicht geschlafen und überlegt, ob ich das kann." Als Fraktionschefin muss sie integrieren - und auch mal verbergen, wen sie achtet und wen nicht.

200.000 Mitglieder hatte 2003 die SPD zwischen Rhein und Ruhr, heute sind es noch 136.000 Genossen. Kraft hatte, was der ratlosen Partei fehlte. In manchem erinnert sie an Angela Merkel, die auch in der Krise ihrer Partei Karriere machte.

Kraft zählte zu einer diffusen Gruppe jüngerer Reformer, die die verfilzte Traditions-SPD durchlüften wollte. Aber, so Arno Klare, "eine andere Politik wollten die nicht, nur mehr innere Offenheit". Ihren Aufstieg verdankt sie sich selbst - und dem Zusammenbruch der morschen SPD in NRW. Aber wofür steht sie eigentlich? Vor Genossen wettert Kraft gern gegen prekäre Jobs. Unmöglich findet sie, dass "20 Prozent der Arbeitnehmer im Niedriglohnbereich arbeiten", obwohl fast alle von ihnen eine abgeschlossene Berufsausbildung haben. Dafür bekommt sie Applaus, immer. Klare ist sicher, dass sie im Zweifel "immer auf der Seite der Arbeitnehmer" zu finden ist.

Die Verbreitung von Billigjobs hat nach 2002 Wolfgang Clement, Krafts Mentor, vorangetrieben. Lieber Billigjobs als Arbeitslose, so das Ziel. Der Niedriglohnsektor ist unter Rot-Grün explodiert. Von Kraft hört man kein kritisches Wort über Clement. "Wolfgang Clement wollte die Situation von Hartz-IV-Empfängern verbessern", sagt sie empört. Als Rüttgers längst Nachbesserungen forderte, verteidigte Kraft im Landtag eisern die Agendapolitik.

In dem Moerser Secondhandladen lobt sie die 1-Euro-Jobber, die bei der AWO arbeiten. Und kritisiert, dass sie dies nur ein paar Monate lang tun dürfen und danach wieder arbeitslos sind. Das ist ihr Lieblingsthema: der soziale Arbeitsmarkt für Langzeitarbeitslose ohne Jobchancen. Deshalb hat sie dem Spiegel ein kurzes Interview gegeben, in dem sie empfahl, dass Hartz-IV-Empfänger "in Altenheimen Bücher vorlesen oder die Straßen sauber halten".

Es hagelte böse Schlagzeilen, in denen sie als SPD-Westerwelle auftauchte. Dabei hatte sie, so ihre Rechtfertigung, nur gesagt, dass 1-Euro Jobs auch langfristig sein können. Aber sie benutzte ähnliche Bilder wie Westerwelle. Außerdem erklärte sie im Spiegel, dass dies den Staat nichts kosten würde. Eine Woche später erklärte die SPD-Spitze in Berlin, dass 200.000 Stellen im sozialen Arbeitsmarkt 3 Milliarden Euro kosten werden. Solche Ungenauigkeiten kann man sich im Wahlkampf nicht leisten. "Sie ist eben nicht taktisch" sagt Arno Klare.

"Wenn ich mich von Medien erkennbar falsch behandelt fühle, reagiere ich dünnhäutig", sagt Kraft. Und das kann recht schnell passieren. Wenn ihr ein Kommentar missfällt, kann es vorkommen, dass sie sich persönlich beim Autor beschwert. Nutzen tut das nichts - im Gegenteil. Wenig spornt Journalisten mehr an als persönlich vorgetragene Klagen von Spitzenpolitikern. Über einen Text im Focus, in dem sie schlecht wegkam, redet sie mit atemlos frischer Aufregung, obwohl der Text vor eineinhalb Jahren erschien. Medien betrachtet Hannelore Kraft mit tief sitzenden Misstrauen, das in einem seltsamen Widerspruch zu ihrem Talent steht, offen auf andere zuzugehen. Eigene Fehler zu erkennen gehört nicht zu ihren ins Auge fallenden Tugenden. Im Zweifel sind eben die Medien schuld.

Vielleicht ist dieses Misstrauen der Preis ihres einsamen Aufstiegs. Die Riege ihrer Vertrauten ist klein. Hannelore Kraft will unbedingt die Kontrolle behalten über das Bild, das wir uns von ihr machen. Es soll ein Bild ohne Widersprüche sein. Das wird ihr nicht gelingen.

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18 Kommentare

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  • CB
    Claus Berger

    Es ist schon erstaunlich, wie groß Amnesie sein kann.

    Es begab sich auf dem politischen Aschermittwoch der Gewerkschaft ver.di in Oberhausen. Frau Kraft - behängt mit Schmuck und in feinstem Tuche, da muss ein/e Hartz-4-Empfänger/in mindesten 50 1-Euro-Jobs gleichzeitig machen - schäkert mit dem ver.di-Vorsitzenden Frank Bsirske, posiert für Gruppenfotos und gibt ein Interview nach dem anderen.

    Dann beginnt der politische Teil. Oder besser der Teil der Veranstaltung, an dem bei Frau Kraft die große Amnesie einsetzte. Der ver.di-Chef geisselt in scharfen Worten das Hartz-4-System, Frau Kraft klatscht. Er geisselt die 1-Euro-Jobs, Frau Kraft klatscht. Er zieht über die Agenda 2010 her, Frau Kraft klatscht. Er ruft in den Saal, dass die Studiengebühren ungerecht sind und abgeschafft gehören, Frau Kraft klatscht.

    Moment, halt! War da nicht ein kleines verkrampftes Zucken im Gesicht von Frau Kraft? Hatte sie im SPD-Bundesvorstand nicht für all diese Gesetze, Bestimmungen und Reformen mitgestimmt? Hatte Sie nicht in NRW die Studiengebühren eingeführt? Doch da tritt wieder ein seeliges, leicht weggetretenes Lächeln in ihr Gesicht und sie klatscht weiter. Amnesie ist anscheinend auch eine der stärkeren Charaktereigenschaften von Frau Kraft. Nur dass die nicht so oft in den Medien aufgeführt wird wie ihre angebliche Führungsstärke.

    Angeblich? Naja, wer führen will muss zuhören können und in der Lage sein auch andere Meinungen gleichberechtigt neben der eigenen Meinung stehen lassen zu können. Und genau das kann Frau Kraft nicht. Sie ist und bleibt ein Ziehkind von Wolfgang Clement, auch wenn sie es vor den Wählerinnen und Wählern gerne überschminkt. Und schminken kann sie gut. So z.B. auf den Wahlplakaten in NRW. Keine einzige Falte mehr in ihrem Gesicht. Die Beautyfilter von Photoshop machen's möglich und sogar ihr Doppelkinn kann damit ganz wunderbar wegretuschiert werden.

    Retusche wird Frau Kraft nach dem 9. Mai auch brauchen wenn es an die Koalitionsverhandlungen mit Herrn Rüttgers gehen soll. Oder braucht sie einfach nur wieder ihre Amnesie? Denn ganz im Clementschen Stil, es geht ihr letztendlich nur um Macht und Kontrolle. Ihr Führungsstil in der Partei wird autoritär bis zuweilen autistisch geschildert, auch wenn sie nach aussen hin gerne etwas anderes vermittelt. Nur handverlesenen Menschen wird vertraut und das auch nur so lange es der eigenen Position nützt. Für das gemeine Volk wird die Seifenoper der interessierten und menschlichen Hannelore Kraft inszeniert. Da geht sie in Betriebe und schaut sich für ein paar Stunden an was Arbeit bedeutet. Peinlich wird es dann, wenn sie über Ihre Erlebnisse versucht einen Aufsatz zu schreiben. Da offenbart sie dann ganz ungeniert, dass sie keine Ahnung hat. So ging sie allen Ernstes davon aus, dass ihre Arbeit, in einem Betrieb für die Herstellung von Sanitäranlagen, das putzen von Toiletten sei. Weil das ja sanitär sei. Glaubt mensch nicht? Ist alles nachzulesen in ihrem Blog. Ein wenig mit den eigenen Händen produktiv arbeiten hätte Frau Kraft in den vergangenen 48 Jahren wahrlich gut getan.

     

    In politischen Kreisen in Berlin wird mittlerweile immer offener über eine Schwarz-Rote Koalition in NRW gesprochen. Mit den Grünen handelt sich die SPD nur einen Störenfried ein, so wie die CDU im Bund mit der FDP. Für eine Koalition mit der Linkspartei sind sie in NRW zu dumm und altbacken antikommunistisch. Schaut mensch auf die Koalitionen in Berlin und Brandenburg, dann ist das eigentlich eine Blaupause zur Bekämpfung der Linkspartei. Nirgendwo wurde diese Partei so schnell entzaubert und in den herrschenden Realitäten handzahm gemacht, wie in Koalitionen. Nur, das versteht die SPD in NRW leider nicht.

    Was bleibt nach dem 9. Mai also? Schwarz-Rot. Mit der CDU hat es im Bund gut geklappt. Alle Sauereien, konnten ohne wirkliche Probleme realisiert werden.

    Und, ist schwarz-rot im Land erst mal am laufen, dann wird die FDP auch in Berlin schon einsehen, dass sie entweder das macht, was die CDU will, oder es wird mit Neuwahlen gedroht. Was dann kommt, macht NRW dann vor.

  • Y
    Yasam

    Ich glaube nicht, dass Hannelore Kraft die Ministerpräsidentin eines rot-grünen Bündnisses wird. Ich glaube vielmehr, dass diese Konstellation an der Linken begraben wird. Und das hat auch gute Gründe: Zum einen halte ich Kraft nicht wirklich für ein Zugpferd. Ihre Autritte sind nicht gerade Spitze und ihr Vorschlag mit dem 1-EURO-Job war kontraproduktiv. Die SPD hat m.M. kaum noch Leute, die ich attraktiv und glaubwürdig finde. Die Kraft ist sicherlich anders als die normale Besetzung in der NRW-Politik, aber ich kann mir nicht vorstellen, dass ihre kaum bedeutsamen Aussagen irgendwo auf offene Ohren treffen.

    Rütgers schwächelt, aber mehr passiert wohl auch nicht und da frage ich mich, ob das für die SPD reicht. Die Grünen werden wohl eher besser abschneiden, nachdem Rütgers gesagt hat, er wird es mit ihnen nicht machen.

  • R
    RuhrMam

    @Joachim Bovier: Hi,hi,hi,unter uns, Herr Bovier, der Vertrag mit Frau Kraft und der NRW-SchröderianerPD muß aber gut dotiert sein.

  • MD
    Mellow Dramatic

    Netter Artikel, gut beobachtet und beschrieben. Vor allem die Erstarrtheit der SPD in NRW ist sehr zutreffend beschrieben. Leider verhilft Frau Kraft nur nach außen zu einem neuen Erscheinen.

     

    @Hartmut, offen schwul zu sein war in der wenig toleranten Arbeiteraristokratie der SPD ein echtes No-go, daher ist der Hinweis "Außenseiter der Außenseiterin fördert" relevant und m.E. auch nicht diskriminierend.

  • OP
    Otto Pardey

    Die Demokrtaie-und Rechtsstaatlichkeit fällt

    der Schamlosigkeit-und Korruption deutscher

    Polit-Heuschrecken zum Opfer.

  • DL
    Dr. Ludwig Paul Häußner

    Hoffnungslos - Kraftlos - Ideenlos

    ----------------------------------

     

    Ich gehöre selbst dieser Generation "Bildungsaufsteiger" an und müsste für mein erhaltenes Schüler-BaföG der SPD ein Leben lang dankbar sein.

     

    Doch bereits in den 1970er Jahren dämmerte die nachindustrielle Gesellschaft (Daniel Bell, amerikanischer Soziologe) am Horizont.

     

    Heute ist Deutschland längst eine nachindustrielle Gesellschaft: 2% arbeiten in der Landwirtschaft, 6% im Baugewerbe, 20% (noch) in der Industrie und 72% (!) im Dienstleistungs- und Wissenssektor.

     

    Typisch für die nachindustrielle Gesellschaft sind "nicht-marktgängige" Bereiche wie Bildung und Gesundheit.

     

    Und was bietet die SPD an?

     

    http://www.spd.de/de/pdf/100315_beschluss_arbeitsmarkt.pdf

     

    "Fairness auf dem Arbeitsmarkt: Begrenzung der Leiharbeit - Mehr Mitbestimmung - Mindestlöhne - sozialer Arbeitsmarkt"

     

    Mit Mindestlöhnen ist es daher nicht getan. Die nachindustrielle Gesellschaft braucht ein bedingungsloses Grundeinkommen und eine stärkere Gewichtung der Ausgabensteuer gegenüber der Einkommenssteuer, um Fairness im Sinne von John Rawls zu erreichen.

     

    Fairness soll heißen: Jeder nach seinen Fähigkeiten und jedem nach seinen Grund-Bedürfnissen, d.h. soziokulturelles Existenzminimum im Sinne des Bundesverfassungsgerichtsurteils als Grundrecht.

     

    Wie lässt sich das in der nachindustriellen Gesellschaft realisieren?

     

    Das bedeutet eine höhere MwSt, die EU lässt derzeit 25% zu, und einen MwSt-Freibetrag als Vorstufe für ein bedingungsloses Grundeinkommen - ausgezahlt oder verrechnet über die persönliche Steueridentnummer.

     

    Siehe dazu: GRUNDEINKOMMEN - Idee und Vorschläge zu seiner Realisierung von André Presse im Universitätsverlag Karlsruhe

     

    http://uvka.ubka.uni-karlsruhe.de/shop/isbn/978-3-86644-485-0

     

    Solange sich die Rest-SPD der Grundeinkommensidee verschließt, wird sie weiterhin weiterhin kraftlos bleiben.

     

    Ein Hoffnungsschimmer ist allerdings der Kreisverband Rhein-Erft-SPD mit der Idee eines solidarischen Grundeinkommens:

     

    http://www.rhein-erft-spd.de/meldungen/14275/74758/Solidarisches-Grundeinkommen---eine-sozialdemokratische-Perspektive.html

  • E
    end.the.occupation

    Eine SPD-Kandidatin aus dem Umfeld eines Clement - einem der vielen Sargnägel der SPD.

     

    Eine 'pragmatische' Freundin der würdevollen (!) Armutsverwaltung und der Ausbreitung von zero-income jobs.

     

    Da muss dem 'Pragmatiker' und 'Reformer' Reinecke natürlich ganz zwangsläufig das Herz aufgehen.

  • M
    MikeL

    Ui, ui, Frau Kraft als "letzte Hoffnung" der SPD? Dann ists wirklich aus, jetzt kommen die bayerischen 16,5% für diese SchröderianerPD hoffentlich wirklich bundesweit.

  • JK
    Juergen K

    Dann fasse ich mal zusammen, dass die

    Kraft ihr gesamtes Leben lang subventioniert wurde.

     

    Also genau so lang wie Westerwelle und der andere Abfack.

     

    Nur eben 10 - 50 mal so gut

    wie ein Langzeitarbeitsloser.

  • L
    Lichtgestalt

    @Hartmut

     

    Soll man krampfhaft Homosexualität verschweigen? Das wäre das Prinzip Beust, als der noch dem Koksrichter vertraute.

  • JB
    Joachim Bovier

    Wer sie persönlich kennengelernt hat, wird es schwer haben, sich dem Charme dieser sympathischen Frau Kraft zu entziehen, auch bei anderer politischer Orientierung.

     

    Ihre Charakterfestigkeit zum Durchstehen von Überzeugungen, auch gegen die Mehrheitsmeinung ihrer ideologischen Partei, hat sie jüngst - in der Frage der Beschäftigungspflicht Langzeitarbeitsloser - sogar mitten im Wahlkampf bewiesen. Diese Charakterfestigkeit unterscheidet sie wohltuend von dem gnadenlos billigen Populismus des "Arbeiterführers" Rüttgers.

     

    Diese Dame von Stil und Auftreten wäre eine gute Ministerpräsidentin, schade dass es keine Persönlichkeitswahl gibt. Hoffen wir also auf ein Wahlergebnis, das eine Koalition unter Krafts Führung mit der FDP oder CDU als Juniorpartner erzwingt.

  • DS
    Dr.Friedrich Schreyer

    Der Artikel vermittelt den Eindruck, dass mit einer Ministerpräsidentin H.Kraft gerechnet wird - von Tag zu Tag mehr...

  • A
    Aaann

    Mit der SPD ging es, beschleunigt durch Johannes Raus Abgang 1998, bergab, mit Hannelore Kraft bergauf. Sie war jung, redegewandt, sie

     

    ... sie brauchte die Karriere.

     

    Aber die gibt es nur gegen nachvollziehbare Leistungen, gegen Charisma, Redegewandtheit, gegen Ideen und gegen Publizität. Nicht von ungefähr war Willy Brandt auch Journalist und Schriftsteller, waren Mitterand und Egon Bahr in Diskussionen gefragt.

    Im Kontrast zu den großen der Sozialdemokratie ist Hannelore Kraft eine Schildkröte an einem vergeßenen Strand. Immer wenn es nass und sandig wird, steckt sie ihren Kopf in den Panzer. Mal ehrlich: Was hat die SPD geritten mit einer solchen B-Frau anzutreten? Nach der verlorenen Europa-Wahl war sie im WDR-Studio offenkundig blau und lallte hohles Zeug.

    Ansonsten kann ich mich an keinen einzigen originellen Auftritt dieser Frau erinnern. Und wie will sie gewinnen? Was ist ihr Erfolgsrezept?

    Es gibt schlicht keines, dann muss schon Gabriel auf seine - übliche und bekannte - Pauke hauen. Aber diesen Paukenschlag, den hört niemand, weil ihn niemand höhren will und weil er keine konkrete Bedeutung hat.

    Die SPD hat an Rhein und Ruhr in langen Jahren von Filz, Untätigkeit, Schröder'sche Ignoranz und den verfehlten Hartz-Reformen ihre Basis verloren. Damit hat die CDU zwar auch keine echte Machtbasis dort gefunden, aber es läuft eben auf viel Ratlosigkeit an den Wahlabenden hinaus. Die Zukunft des größten, weil bevölkerungsreichsten Bundeslandes liegt in der Patt- und NIcht-Situation. Politische Mehrheiten für Gestaltung und Aufbruch wird es dort nicht so schnell geben, auch weil es B-Kandidaten ohne Sinn, Verstand, Selle und Ausstrahlung gibt wie Hannelore Kraft. Zwar mag der eine oder andere Genosse noch unken, die sei eben besser als Bodo Hombach, Wolfgang Clement oder Franz Müntefering, aber gegen eine Negativauswahl gewinnt auch noch ein Kreis-Juso ...

  • DN
    Dr. No

    Als Ronald Reagan in den USA Präsident wurde, hat man mal untersucht, wie Pressemeldungen die Meinung von Probanden beeinflusst. Ergebnis: Am effektivsten war die Strategie der versteckten Sympathie. So wie bei diesem Beitrag. Frau Kraft kommt modern, effektiv und mit einem leichten Touch von Sex-Appeal daher. Die Linke wird vertreten durch die "korpulente Rentnerin." So geht das.

     

    Befreit man den Text von der unterschwelligen Sympathie, reduziert er sich auf folgende Aussagen:

     

    1. Frau Kraft kann mit jedem reden.

    2. Keine Kontakte mit der Linkspartei bis zur Wahl.

    3. Sie wünscht dem CDU-Kandidaten Glück.

    4. Ihr Mentor war Wolfgang Clement, "über den sie kein böses Wort verliert".

     

    Alles klar?

  • HM
    Helene M.

    Die SPD hat schon viele Wähler vergrault, an Grüne, an Linke...

     

    Im Artikel von Hr. Reinecke nicht erwähnt ist, dass sich die SPD nunmehr an basisarme Moscheenfunktionäre anbiedert.

     

    Das wird die leider ein"schläg"ig erfahrenen Migrantinnen ebenso vergraulen wie die autochthonen Frauen.

     

    SPD mit absoluter Mehrheit in NRW - das war einmal! Das kommt nie wieder. Schade.

  • S
    sub

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    Na los!

  • J
    jan

    "Von Kraft hört man kein kritisches Wort über Clement. "Wolfgang Clement wollte die Situation von Hartz-IV-Empfängern verbessern", sagt sie empört."

     

    Zählt man noch den Westerwelle-Arbeitseinsatz hinzu gibt es nur ein Ergebnis: die SPD will nicht gewinnen, zu offensichtlich ist die Herumtrampelei auf ihren Wählern.

    Es wird allerhöchste Zeit, dass die letzten fünf Mitglieder aus dem Arbeitskreis "Sozialdemokraten in der SPD" zur Linkspartei wechseln. Und das "S" können sie gleich mitnehmen.

  • H
    Hartmut

    Was hat Herr Schröers Sexualität mit seiner Förderung von Frau Kraft zu tun? Wann hört das endlich auf?