NICOLA GLASS ÜBER DIE KATASTROPHENLOGISTIK AUF DEN PHILIPPINEN : Nach „Haiyan“ kam „Hagupit“
Wieder einmal hat ein Taifun die Philippinen heimgesucht. „Hagupit“ ist über jene Regionen hinweggezogen, die bereits durch „Haiyan“ vor einem Jahr schwer verwüstet wurden. Damals starben mindestens 7.000 Menschen. Dass es diesmal bislang offensichtlich weitaus weniger Opfer gab, ist sicherlich den vorausschauenden Massenevakuierungen zu verdanken.
Trotzdem bleibt die Situation prekär. Nicht nur, weil Zehntausende weiter in Notunterkünften hausen. Es geht vielmehr um die Frage, wie man die zumeist arme Bevölkerung besser schützen und deren Lebensumstände nachhaltig verbessern kann.
Eine Katastrophe wie „Haiyan“ hätte jedes Land überfordert. Dennoch haben die Kritiker recht, die der Regierung Benigno Aquino mangelhaftes Krisenmanagement und schleppende Hilfe vorgeworfen haben. Fast ein Jahr hat Manila gebraucht, um einen drei Milliarden Euro umfassenden Masterplan für den Wiederaufbau zu genehmigen. Hinzu kamen Vorwürfe wegen Korruption und Ineffizienz sowie politischer Streit, der den Taifunopfern das Gefühl gab, er werde auf ihren Rücken ausgetragen.
Die Philippinen werden jährlich von etwa 20 Taifunen heimgesucht, deren Ausmaß sich durch den Klimawandel verschärft. Die Regierung muss beweisen, dass es ihr mit einem besseren Katastrophenschutz ernst ist. Umsiedlungen zum Beispiel dürfen nicht auf Kosten der Betroffenen gehen: Fischer beklagten, man vernichte ihre Existenz, wenn man sie weitab vom Meer ansiedle. Sturmopfer und Aktivisten hatten Pläne angeprangert, wonach eine Million Menschen aus gefährdeten Küstengebieten umgesiedelt werden sollten. Die Kritiker befürchten, dass vor allem große Konzerne profitieren, die die Küstenorte in Wirtschafts- und Tourismuszentren verwandeln wollen.
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