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Archiv-Artikel

NEU IM KINO Diese Woche frisch

Eine flexible FrauDas Spielfilmdebüt von Tatjana Turanskyi ist eine Übung in lakonisch ins Bild gesetzter Bitterkeit, die die spezifischen Prekarisierungsrisiken von Frauen ausleuchtet und dazu ein Schlaglicht wirft auf die ästhetisch wie sozial fragwürdigen Stadtentwicklungstendenzen in Berlin. Diese beiden Themen in der Figur der arbeitslosen Architektin Greta Mondo zusammenzuführen, ist vielleicht ein bisschen dicke. Ergibt aber Sinn: Die uniformen Wohnumgebungen der gut situierten Mittelschicht finden eben – das ist die plausible These – ihre Entsprechung in einer Form des Konservativismus, der Frauen als Mütter und unterbezahlte Dienstleisterinnen im Nebenjob imaginiert und ihnen diesen unwürdigen Zustand als Resultat der Emanzipation verkauft. Zwischen fast sozialrealistisch ostinatem Hinsehen und bewusst inszenierten, oft kammerspielartigen Szenen oszillierend, schält „Eine flexible Frau“ das fiese Gesicht einer ultraharten Gegenwart heraus. Besonders eindringlich, wie jede Form der Solidarisierung fehlt, wie alle um verbliebene Pfründen von Anerkennung kämpfen und einen rücksichtslosen „pursuit of happiness“ performen. Babylon M. (Fr, Mi) b-ware (Do, Fr), Eiszeit, Lichtblick, Sputnik, Tilsiter

Elly …In seinem Film arbeitet Asghar Farhadi effektvoll mit verschiedenen Modi und Sujets. Reduzierte man ihn auf eine knappe Inhaltsangabe, fiele einem unwillkürlich Antonionis „L’Avventura“ ein. Bei Antonioni wie bei Farhadi dient das Verschwinden einer Frau als Vorwand für eine Sinnsuche der Hinterbliebenen, der iranische Regisseur bewegt sich dabei jedoch zunächst im Modus des Thrillers. Farhadi ringt sichtlich um gesellschaftliche Relevanz und schildert, wie eine vermeintlich weltoffene Gemeinschaft im Ausnahmezustand wieder in vormoderne Strukturen zurückfällt. fsk