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NACHRUFLanger Marsch beendet

■ Chinas Ex-Staatschef Li Xiannian starb am Sonntag

Seinen letzten wichtigen Auftritt hatte Li Xiannian am 9.Juni 1989. An diesem Tag erschien Deng Xiaoping im Kreise überwiegend hochbetagter Parteiführer im chinesischen Fernsehen und begründetete die „Notwendigkeit“ der brutalen Niederschlagung der demokratischen Proteste am Tiananmen wenige Tage zuvor.

Doch ebensowenig wie im Falle der anderen Anwesenden war es die offizielle Funktion in Partei oder Staatsführung, die Li Xiannian zum konservativen und daher verläßlichen „Garanten der Rettung Chinas vor dem Chaos“ machte. Das Auftreten der Gerontokraten zeigte vielmehr erneut, wie personenbezogen die Macht in China immer noch ist. Der nach offiziellen Angaben 1909 geborene Li Xiannian war wie Deng, Mao, Zhou Enlai und andere spätere Parteiführer Teilnehmer am berühmten „Langen Marsch“ von 1934 bis 1935. Damals hatten hatten sich die von den nationalistischen Truppen Chiang Kaisheks bedrängten kommunistischen Verbände in einem verlustreichen Marsch bis in das unwirtliche Yan'an zurückgezogen.

Li Xiannian, der in seiner Jugend als Zimmermann arbeitete, hatte sich 1926 zuerst den Truppen der Nationalarmee angeschlossen, die aufgebrochen war, den beherrschenden Einfluß lokaler Kriegsherren im Norden auszuschalten. 1927 trat er in die sechs Jahre zuvor gegründete chinesische KP ein und beteiligte sich an der Organisation bäuerlicher Guerillaverbände.

Nach 1949 bekleidete er zunächst in seiner Provinz Hubei führende militärische und politische Positionen. In den fünfziger Jahren dann wechselte er in die Zentrale nach Peking, wurde Vizefinanzminister, Vizeministerpräsident und rückte in das Politbüro der KP auf. Im Windschatten Zhou Enlais konnte Li auch die Kulturrevolution unbeschadet überstehen. 1977 wurde er Vizeparteivorsitzender und Mitglied des Ständigen Komitees des Politbüros. Von 1983 bis 1988 schließlich war er Staatspräsident Chinas. Nach Angaben von Diplomaten gab es zwischen Li und Deng grundlegende Meinungsverschiedenheiten über die Gangart und den Umfang der Wirtschaftsreformen. Li habe vor allem im Gegensatz zu Deng an der zentralen Kontrolle der Wirtschaft festgehalten, hieß es. Wenig mehr als eine verzögerte Veröffentlichung von Dengs Reden, mit der der Spitzenpolitiker seit Anfang des Jahres die Hardliner in der Regierung bekämpfte, konnte Li aber offenbar nicht gegen Deng ausrichten. Seinen letzten, eher repräsentativen Posten als Vorsitzender der Politischen Konsultativkonferenz des chinesischen Volkes hatte er in den letzten zwei Jahren aufgrund seiner schlechten Gesundheit kaum noch wahrnehmen können. li

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