Mysterium Onkel Ahmet: Der lächelnde Dönermann
Das Onkel-Ahmet-Logo ist in Imbissstuben allgegenwärtig. Ein BR-Podcast geht dem Schöpfer auf die Spur. Das macht Spaß – eigentlich.

Der zufrieden lächelnde Koch mit dem Zwirbelbart und der Kochhaube ist überall. In fast jedem Kebabladen kann man ihn auf dem Dönerpapier sehen und in letzter Zeit immer häufiger auch auf T-Shirts, Caps und Stickern. Trotzdem weiß niemand, wo der häufig Onkel Ahmet genannte Koch eigentlich herkommt – zumindest bisher.
Denn das Team hinter dem Podcast „Döner Papers“ des Bayerischen Rundfunks hat den Schöpfer ausfindig gemacht. In der sechsteiligen Podcastreihe präsentieren Aylin Doğan und ihr Team die Ergebnisse ihrer dreijährigen Recherche, sprechen mit Dönerverkäufern, treffen Größen der Industrie und gehen auch mal falschen Fährten nach. Die dichte Erzählweise macht Spaß, die Dichte der Jugendsprache dagegen mag Geschmackssache sein.
Der Boom des Döners startet in den 90ern. Die Rezession fördert die Nachfrage nach einfachem Essen. Und die Kündigungswellen treffen als Erstes die Menschen am unteren Ende der Nahrungskette: Gastarbeiter, von denen sich viele daraufhin mit Imbissbuden selbstständig machen.
Etwa zur gleichen Zeit taucht Onkel Ahmet erstmals auf. Doch erst jetzt, 35 Jahre später, kennt die Welt seinen Namen: Mehmet Unay. Das Logo habe er in einer Stunde entworfen, eine Collage aus Cliparts, den Schriftzug „Döner Kebab“ habe jemand anderes hinzugefügt. Daher habe er auch nie Anspruch auf das Werk erheben wollen und es nie patentieren lassen, erklärt Unay.
„Obsessed – Döner Papers“, ARD-Audiothek
Während der Schöpfer einen Archetyp der Bescheidenheit abgibt, versuchen andere, sich das Logo zu krallen. Ein Berliner Hipster-Musiklabel etwa oder ein Immobilienunternehmer, der sich eine Tüte im Dönerladen geben lässt, sie einscannt und für 300 Euro beim Patentamt anmeldet.
Dieses wird gültig, wenn der Urheber sich nicht rechtzeitig meldet. Die Suche nach dem Schöpfer wird damit auch zum Rennen gegen die Zeit, um Gerechtigkeit zu schaffen und Onkel Ahmet nach Hause zu bringen.
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