piwik no script img

Mutter und Sohn über Sex im Netz"War halt ein Porno"

Fast jeder Teenager guckt online Sexclips. Vielen Eltern ist es peinlich, das anzusprechen. Mutter Corinna Rückert tut es. Ihr Sohn Carl findet das nur "einen Tick peinlich".

Laut der Dr.-Sommer-Studie der Bravo haben fast 80 Prozent der Teenager schon einmal einen Porno gesehen. Bild: ap

"Wie ist das eigentlich bei dir," hat Corinna Rückert ihren Sohn gefragt, als sie in einem Magazin von Jugendlichen und ihrem Pornokonsum gelesen hatte. Schaue ich mir auch an, hat Carl geantwortet. Kein Wunder: Laut der Dr.-Sommer-Studie der Bravo haben fast 80 Prozent der Teenager schon einmal einen Porno gesehen.

Einen Tick peinlich sei das Gespräch schon gewesen, sagt Carl im sonntaz-Gespräch. "Dramatisch fand ich es nicht. Wir haben halt drüber gesprochen, wie fiktiv das alles ist." Dass die Porno-Pärchen vieles nur für die Show machen, dass Frauen dort übertrieben stöhnen und echter Sex viel zärtlicher ist, hat ihm seine Mutter erklärt. Sie kennt sich damit aus, sie hat eine Promotion über Frauenpornografie verfasst. Carl war nach der Unterhaltung eher beruhigt.

Im der Wochenendausgabe der taz berichten der 16 Jahre alte Sohn und seine Mutter von diesem Aufklärungsgespräch. Corinna Rückert sieht hinter der Diskussion um Jugendliche und Pornografie eine grundsätzliche Schwierigkeit: "Eltern haben natürlich Berührungsängste. Die beginnen aber schon viel früher. Sie stellen sich oft nicht der Verantwortung, Kindern Medienkompetenz auf den Weg zu geben. Viele reden mit ihren Söhnen und Töchtern nicht über die Versuchungen im Netz.“

Bild: taz

Die Interviews mit Mutter und Sohn im Wortlaut lesen Sie in der aktuellen sonntaz. Am 20. und 21. Februar gemeinsam mit der taz am Kiosk erhältlich.

Wie sie genau das zu tun versucht, wie sie sich dafür auch über den Inhalt von Pornoseiten informiert, erzählt Corinna Rückert in der sonntaz. Und warum sie glaubt, dass Carl zwar manchmal genervt ist, es im Grunde aber ganz gut findet, über das alles mit ihr zu reden.

Nach ihren eigenen Besuchen bei Youporn war die Buchautorin und Journalistin wegen der vielen seltsamen Begriffe etwas verwundert: "Teilweise waren da Stellungen und Praktiken dabei, von denen ich überhaupt nicht wusste, was das ist. Keine Ahnung, was die da machen. Ausgerechnet ich, die ich jahrelang über Pornografie recherchiert habe!"

Sohn Carl klingt sehr gelassen, wenn er sich an seinen ersten Besuch auf einer Sexseite erinnert: "War halt ein Porno."

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen

10 Kommentare

 / 
  • W
    Wolfgang

    Lieber ein ehrlicher Porno mit Erwachsenen als eine elende Kinderschändung durch Priester.

    Abbildungen von nackten Frauen und Männern gibt es schon tausende von Jahren und ehrlich: den wenigsten hat es geschadet, im Gegenteil.

  • G
    gelderlander

    Naja, solange sich der Prinz nur Hetenpornos ansieht, ost die Welt ja in Ordnung...

  • S
    Stefan

    Ein Satz ist mir diesem Teaser für die Sonntaz ganz besonders aufgefallen. Und zwar der, in der Corinna Rückert fordert, dass Eltern ihren Kindern mehr Medienkompetenz vermitteln sollten. Das trifft es genau!

    Die Probleme, die durch die Versuchungen im Internet für Jugendliche entstehen können, sind nicht zu unterschätzen. Ich habe mir schon oft die Frage gestellt, welches Verhältnis Jugendliche zum Sex überhaupt haben, wenn sie schon zu Beginn ihrer Jugend damit beginnen, Pornos zu konsumieren und verquere Schönheitsideale in den Medien präsentiert bekommen. Ich würde zumindest vermuten, dass so mancher Jugendlicher äußerst überrascht sein dürfte, dass es beim echten Sex bei weitem nicht so zugehen muss wie in den kleinen Netz-Filmchen. Was ich aber als Gefahr sehe, ist, dass Jugendliche den Druck auf sich selbst erhöhen. Immerhin sehen sie in den Pornos Dinge, von denen sie womöglich glauben könnten, man erwarte dies im wahren Leben von ihnen genauso. Oder die Frage von Schönheit und Makel, die in der Pubertät sowieso von Bedeutung ist, dürfte durch Pornografie aber auch anderen Medienprodukten beeinträchtigt werden.

    Um zurück zum Aufhänger zu kommen: Ich denke, dass es äußerst wichtig ist, dass sich Eltern mit ihren Kindern auch über dieses Thema austauschen. Dass Jugendliche auch Pornos konsumieren werden, wenn ihre Eltern es ihnen verbieten, dürfte jedem klar sein, der sich noch an seine eigene Jugend erinnern kann. Umso wichtiger finde ich es deshalb, dass die Eltern das Gespräch suchen und offen darüber reden. Da darf es auch kein falsches Schamgefühl geben oder dergleichen. Schlimm genug, dass viele Eltern alleine schon damit ein Problem haben, ihre Kinder überhaupt aufzuklären. Umso mehr befürchte ich, dass Mütter wie Corinna Rückert eher zu den seltenen Exemplaren zählen dürften.

  • P
    Puzi

    Nun. Wenn der Sohn mit 16 noch nicht aufgeklärt ist... Und warum sollte es der Kerl toll finden mit seiner Mom drüber zu reden? Es gibt dinge über die unterhält man sich eventuell noch im Freundeskreis aber ansonsten ist das eigene Schlafzimmer doch Privatsache.

  • B
    Böhme

    Na endlich: Mal ein gelassener Artikel über Sexualität. Und ein entlarvender! Denn schon die Frage der Mutter an den Sohn, ob er auch Pornos konsumiere, zeigt die faktische Prüderie dieser Gesellschaft. Es gibt zwei große Tabus: Die eigenen Eltern haben keinen Sex (wer will sich schon Mami und Papi - bereits etwas teigig geworden - bei den diversen Stellungen aus Pornofilmen vorstellen); nein, wir selbst sind natürlich vom Storch gebracht worden. Und: Die eigenen Kinder haben natürlich auch keinen Sex! Mit Erschütterung nehmen Eltern dann wahr, dass irgendwann die Kinder mit dem anderen Geschlecht auftauchen - und nehmen erschüttert zur Kenntnis, dass die beiden nicht nur lateinische Vokabeln pauken! Lasst die Jugendlichen in Ruhe Pornos schauen. Die behauptete Sexualisierung einer Gesellschaft (Höre Mixa & Co.) hat nicht geschadet. Offensichtlich scheinen die Zeiten einer spießigen, prüden Gesellschaft mit der Folge sexuell verkrüppelter Menschen schon wieder vergessen!

  • FB
    Franz Beckenbauer

    armer junge . kaputte mutter

  • C
    Christian

    Also zwischen "80% haben schon einmal geguckt" und "fast jeder guckt" ist noch ziemlich viel Luft. Was soll diese unseriöse Zahlenverdreherei hier?

  • R
    Rosi

    Na ja, alles sollte man nicht immer so übertrieben locker nehmen, bei youporn & Co. sind häufig ganz schön gefährliche und schmerzhafte Sexualpraktiken dabei, von Analgangbang von angeblich 18jährigen bis hin zu inszenierten (?) Vergewaltigungen. Aber na ja, wir leben ja in einer offenen Gesellschaft, da ist alles erlaubt und wer was kritisches sagt, ist gleich ein Spiesser. Also, nur weiter so, mögen schon 5 jährige diese Pornos anschauen, den Segen der Gutmenschen haben sie ja !

  • C
    Clara

    Noch so ein Artikel, den keiner brauchte.

  • L
    LeGuan

    Was ist nur los mit Carl? Ein Teenie, der es "beruhigend" findet, mit seiner promovierten Mama über Pornos zu reden, kann doch kaum normal sein.