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Muslim-AlarmDie Islamisten kommen

Der "Islamische Weg" aus Delmenhorst richtet von Freitag an eine Muslim-Tagung in der Imam-Ali-Moschee an der Hamburger Außenalster aus. Die deutschen Konvertiten in der Gemeinde sind empört.

Eigentlich ein Traum aus 1001 Nacht: Für einige ist die Imam-Ali-Moschee in Hamburg derzeit eher ein Alptraum. Bild: Wikimedia Commons

Die Imam-Ali-Moschee an der Hamburger Außenalster sieht mit ihrer hellblauen Kuppel und den beiden Türmen aus wie ein Traum aus 1001 Nacht, doch für manche ist die Moschee derzeit eher ein Alptraum. "Islam-Extremisten tagen in Hamburger Moschee", schrieb das Abendblatt, und die Morgenpost fragte: "Wird hier Hass gepredigt?"

Grund für die Besorgnis ist die "Islamische Tagung deutschsprachiger Muslime", die von Freitag an in der Moschee abgehalten wird. Als Veranstalter tritt die Organisation "Islamischer Weg" aus Delmenhorst bei Bremen auf. Deren Vorsitzender Yavuz Özoguz hat mit seinem Bruder Gürhan ein Buch mit dem Titel "Wir sind ,fundamentalistische Islamisten' aus Deutschland" geschrieben. Die beiden Brüder sind außerdem Betreiber des Internet-Portals Muslim Markt. "Es kann nicht sein, dass radikale Islamisten hier in Hamburg unter dem Deckmäntelchen der Völkerverständigung ihre Ideologien verbreiten", erklärte der Vorsitzende der Hamburger CDU-Fraktion, Frank Schira.

Doch auch aus der Moscheegemeinde selbst kommt Kritik. "Wir fühlen uns an den Rand gedrängt", sagt der Schriftsteller Peter Schütt, Mitglied der Gemeinde deutschsprachiger Muslime in der Imam-Ali-Moschee. Die Leute vom Islamischen Weg seien "nicht alle Bösewichter". Aber "wir sind überhaupt nicht gefragt worden", sagt Schütt, der ehemals bei der DKP war und 1990 zum schiitischen Islam konvertierte. Die Tagung deutschsprachiger Muslime habe es schon öfter gegeben, sie finde abwechselnd in Hamburg, München und Aachen statt. Der Islamische Weg sei immer dabei gewesen, aber noch nie habe er die alleinige Regie übernommen.

Die Özoguz'

Mehmet Yavuz und Gürhan Özoguz kamen in den 60er Jahren nach Hamburg. An der Uni Bremen promovierten sie in Verfahrenstechnik.

Eine Anklage gegen Yavuz Özoguz "wegen öffentlicher Aufforderung zu Straftaten" lehnte das Landgericht Oldenburg 2006 ab. Özoguz hatte einen in Gebetsform verfassten Text veröffentlicht, in dem er den Islamkritiker Hans-Peter Raddatz für den Fall, dass der mit seiner Kritik unrecht habe, der Strafe Allahs anheim stellte.

Aydan Özoguz, die Schwester der beiden, ist SPD-Bundestagsabgeordnete in Berlin und Migrationsbeauftragte ihrer Partei.

Die Zwillinge Gökhan und Hakan Özoguz, Cousins der Familie, belegten mit ihrer Band Athena den achten Platz beim European Song Contest 2004 in Istanbul.

Das Islamische Zentrum Hamburg, das die Moschee betreibt, gilt beim Verfassungsschutz als "verlängerter Arm Teherans". Tatsächlich ist der jeweilige Leiter des Zentrums direkt dem iranischen Revolutionsführer unterstellt, derzeit also Ali Chamenei, und fungiert als dessen Stellvertreter in Deutschland. 2009 wurde der vergleichsweise liberale Leiter des Zentrums, Ayatollah Ghaemmaghami, von Ayatollah Ramezani abgelöst, den Schütt als "unzugänglich" beschreibt.

Die Befürchtung der deutschen Muslime in der Moschee ist, dass mit dem Islamischen Weg als Ausrichter der Tagung die inneriranischen Machtkämpfe in die Moschee getragen werden. Die Organisation, noch zu Schah-Zeiten von iranischen Studenten an der Bergbau-Hochschule Clausthal-Zellerfeld gegründet, sei ein "Vorkämpfer der islamischen Revolution" im Iran, sagt Konvertit Schütt, sie stünden auf der Seite von Staatspräsident Ahmadinedschad. Bei Diskussionen sei er schon einige Male mit den Islamisten aus Delmenhorst zusammenstoßen, sagt Schütt. Sie stünden auf Seiten der Hardliner in Teheran, und sie hätten ein schwieriges Verhältnis zu Selbstmordattentaten. "Sie rekrutieren keine Selbstmordattentäter, Gott bewahre! Aber sie versuchen, Selbstmordattentate als äußerstes Mittel zu rechtfertigen."

"Ich sag dazu nur so viel", sagt Yavuz Özoguz, "seit Anfang des Jahres sind keine Israelis gestorben, aber 50 Palästinenser". Bei der ganzen Aufregung um die Tagung in der Imam-Ali-Moschee geht es seiner Ansicht nach "um Israel, das ist ein Fakt".

Özoguz, der an der Uni Bremen in Verfahrenstechnik promoviert hat, kennt die Kunst der Vorwärtsverteidigung. Er und Anhänger Ahmadinedschads? "Ahmadinedschad ist nicht mein Präsident, meiner heißt Merkel", sagt er. Revolutionsführer Chamenei dagegen sei für ihn "die Heiligkeit unserer Zeit", das sei kein Geheimnis. Er habe darüber ein Buch geschrieben.

An sich seien die Unterschiede zwischen dem iranischen System und der Demokratie gar nicht so groß, meint Özoguz: Im Iran seien "nur zehn Prozent der Ideale verwirklicht, ähnlich wie in Deutschland". Die Springer-Presse beispielsweise stehe im Widerspruch zum Grundgesetz, denn sie sei für Israel als ein Staat, der den Juden gehöre. Das widerspreche dem Gebot, dass es keine religiöse Diskriminierung geben dürfe.

"Also gut, wenn der Druck so enorm groß wird, bleibt einem ja gar nichts anderes übrig, als sich zu unterwerfen", hat Özoguz in einem Artikel geschrieben, der seit Februar im Forum des Internetportals Muslim Markt steht. "Wir erkennen hiermit das Existenzrecht eines Israels an, in dem Juden, Christen und Muslime gleichberechtigte Bürger sind und der zionistische Rassismus als Verbrechen gilt!"

Über Israel redet Özoguz, der an der Bremer Uni in Verfahrenstechnik promoviert hat, deutlich lieber als über den Iran. Er halte die Theorie des Islam für "grundsätzlich überlegen", sagt er. "Sonst wäre ich kein Muslim." In der Verfassung der Iranischen Republik stehe etwa, dass die Wirtschaft dem Menschen zu dienen habe. "Bei uns ist es genau umgekehrt."

In seinen Muslim Markt-Artikeln lässt Özoguz keine Gelegenheit aus, das "kapitalistische Imperium" zu geißeln. Als die Finanzkrise kam, schrieb er über die "Gleichschaltung" deutscher Medien, die selbst ein Teil des Systems seien, über das sie schrieben. Beifall hat ihm dies nicht etwa von der Linken, sondern von rechts eingetragen: "Wo wahr gesprochen da sollte man zuhoeren. Bei den Musels gibt es eben auch jene und solche", lobt ein User des Internetportals Altermedia den eingestellten Text.

In einem Özoguz-Porträt des Schweizer Tagesanzeigers stand, dass Özoguz zum schiitischen Islam über den Umweg der christlichen Befreiungstheologie gekommen sei. Ganz unwahrscheinlich ist das nicht, der Text steht unwidersprochen auf muslim-markt.de. "Sie dürfen nicht vergessen, dass ich auch ein Konvertit bin", sagt Özoguz - seine Eltern kommen aus der Türkei, und dort sind Schiiten eine winzige Minderheit.

Bei der Tagung in der Imam-Ali-Moschee wird Yavuz Özoguz eine Podiumsdiskussion zum Thema "Frieden mit Muslimen" moderieren. Das Problem scheinen demnach auf keinen Fall die Muslime zu sein.

Unfrieden stiften die anderen. So ähnlich sagt das Ahmadinedschad auch.

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18 Kommentare

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  • A
    Anna

    Ich dachte, ich lebe in einer Demokratie und nun sehe ich mich hier einer Schlammschlacht gegen Andersdenkende, besonders gegen Muslime, ausgesetzt.

    Sollte das nicht verboten werden ? Nein ?!

    Ach ja, glatt hätte ich vergessen, dass solche Verbote nur in sozialistischen Diktaturen praktiziert wurden.

    Anna

  • M
    Marx

    Oh, die "linke" Publikation TAZ entdeckt wieder "linke" Werte wie Toleranz und Gleichberechtigung. Und wagt es, auf jene zu zeigen, die diese Werte mit Füßen treten.

     

    Ich dachte, die offizielle Redart in Deutschland sei, dass wer dem Islam Toleranz und Gleichberechtigung abverlangt, ein "Nazi", oder zumindest "rechtsextrem" sei?

     

    Es geschehen noch Zeichen und Wunder. Oder?

  • V
    vic

    Moslems tagen in einer Moschee. SKANDAL!

    Deutsche und die taz sind empört.

    Was soll der Quatsch, was soll die Schlagzeile "Muslim Alarm"?

    Wie wär´s, wenn taz den ganzen religiösen Mist den Fachblättern überlassen würde?

    Ich möchte hier keine Glaubenskrieger, von keiner Seite.

  • L
    Lulu

    Also, das was ich bis jetzt auf Muslim-Markt gelesen haben, klang eigentlich immer ganz gut und war ein schönes Gegengewicht zu der westlich-prapagandistischen Presse.

    Vor allem empfehle ich den Text über die Nobelpreisträger, gut recherchiert.

     

    Vielleicht mal weniger Abendblatt und Morgenpost lesen.

  • WF
    Walter Frank

    In der Muslim-Markt-Rundmail vom 24. Mai hat Herr Dr. Yavuz Özoğuz diesen Artikel bereits eingehend kommentiert. Nachdem ich einige Kurzgeschichten von Peter Schütt gelesen hatte, hielt ich anfangs große Stücke von ihm, doch dann machte mich ein Beitrag des deutsch-iranischen Schriftstellers Said stutzig, er könne sich nicht vorstellen, Peter Schütt sei wirklich Muslim geworden, sondern ein „ewiger Konvertit“.

    Später fand ich seinen Namen auf der Unterstützerliste für den vom Islam abgefallenen Prof. Sven Kalisch. Spätestens dann war mir klar, daß mit seiner Vorstellung vom Islam etwas nicht stimmen konnte. Bereits vor Jahren ist mir die „taz“ durch islamfeindliche Beiträge aufgefallen, doch dieser Artikel treibt die Unsachlichkeit auf die Spitze. Es steht mir fern, für den schiitischen Islam und dessen Vertreter Partei ergreifen zu wollen, aber wenn es darum geht, Unwahrheiten über die Muslime zu verbreiten, machen die Leute, die dies tun, keinen Unterschied zwischen Sunniten und Schiiten.

  • MM
    mR: Mr

    Der Muslim Markt hat diesen Artikel kommentiert, Scheint wohl einiges an Schmarn hier unhinterfragt weiterverbreitet worden zu sein:

  • L
    Lars

    hier ist die Antwort von Yavuz Özgüz auf diese Artikel

     

    http://www.muslim-markt.de/forum/messages/1795.htm

  • F
    Franziska

    Entschuldigung liebe TAZ, aber was bitte ist das denn hier für ein Artikel? Ich dachte für eine Sekunde ich wäre aus Versehen auf der Seite der BILD gelandet!

    Muslim Alarm? (Bild Niveau?)

    Die Islamisten kommen? (Bild Niveau?)

    DIE DEUTSCHEN KONVERTITEN? (Und dann wird nur ein einziger Konvertit befragt?)

     

    Herr Wiese, ein bisschen weniger Hamburger Abendblatt lesen und ein bisschen besser recherchieren, dann klappts vielleicht auch mal mit einem seriösen, ernst zunehmenden Artikel. Wenn Sie dies nicht vorhaben sollten empfehle ich Ihnen sich gleich bei der Bild zu bewerben. Die werden auf ihren Schreibstil den Islam betreffend sicherlich "total abfahren".

     

    Und noch an die TAZ allgemein:

     

    Kontroverse Berichterstattung ist sicher bei vielen Lesern willkommen, aber dieser Artikel ist nicht kontrovers, er ist einfach nur schlecht und propadandistisch. Schade wenn auch die letzten "seriösen" Zeitungen noch auf den Zug meinen mit aufspringen zu müssen.

  • SK
    Said Kapuz

    Vielen Dank an die Grünen für die vielen netten Leute, die hier nach Deutschland gekommen sind. Ich finde das ist gelungene Integration und ich werde weiterhin grün wählen.

     

    Gruß,

    Said

  • B
    Bowman2061

    Wie hieß noch dieser illegale Einwanderer der uns da aus Ösiland durch den Zaun gekrochen ist? Schickelgruber oder so. Naja ist auch egal ... der hat auch klein angefangen. Als Rattenfänger in stinkenden Bierkellern und schmierigen Hinterhofstuben. Als er dann genug Abschaum von seiner Sorte zusammen hatte gings auf die Dörfer und in die Städte und weiter in die Parlamente .. und .. und .. und ich hab jetzt zu tun. Wir haben hinterm Haus immer noch so einen Haufen Schutt liegen ... seit 1945.

     

    Ick jeh denn ma schaufeln! Schänen Tach nooch.

  • P
    Peter

    Ich habe mir gerade mal den muslim-markt angesehen, da findet man wirklich komische Artikel wenn man sucht.

    Die Kritik der taz ist hier aufjedenfall berechtigt.

  • LC
    Lord Cynderbottom

    Er halte die Theorie des Islam für "grundsätzlich überlegen", sagt er.

    Deswegen ist wohl auch gut, wenn sie radikal durchgesetzt wird.

    Verständlich.. Nur kenn ich leider kein Land, dass eine Islamische Herrschaft hat, indem man (als an Freiheit gewohnter Westler) gerne leben will, bzw. es als überlegen bezeichnen könnte.

     

    Und natürlich, Unfrieden stiften die anderen. So ähnlich sagt das Ahmadinedschad auch.

    Blöde Unruhestifter, wollen sich dem überlegenem Islam widersetzen...

  • A
    andrej

    Dass dieser promovierte Islamist angeblich nur von rechts, aber nicht von links gelobt wird, überrascht den lesekundigen Betrachter etwas.

    Postet er doch auf seiner Web-Seite folgendes:

    "Warum ich die Linke wählen werde

    Von Yavuz Özoguz am 25. Juli 2009 14:21:10:"

    (http://www.muslim-markt.de/forum/messages/972.htm)

     

    Sollte die Zuneigung dieses Ajatollah-Bewunderers zu einer Partei, die "im Dienst am Volk durchaus noch idealistische Ansätze ohne Eigennutz" sieht, und die, so Özoguz, "antirassistisch, antiimperialistisch und zumindest teilweise bzw. mit einigen wenigen Personen auch antizionistisch" ist, denn völlig ohne Erwiderung geblieben sein?

    Das kann sich eigentlich niemand wirklich vorstellen, der auch nur einen Linken kennt, bei so vielen Vokabeln, die linke Schlüsselreize auslösen!

  • LC
    Lord Cynderbottom

    "Die Leute vom Islamischen Weg seien "nicht alle Bösewichter" "

     

    Bei keinem totalitären, radikalen System waren alle Mitglieder Bösewichter.

    Das hat aber noch kein "böses" System besser gemacht.

  • A
    arn

    DIE ISLAMISTEN KOMMEN

    das hört sich an wie DIE RUSSEN KOMMEN oder DIE N AZIS sind da....

     

    noch besser:

    Unfrieden stiften die anderen. So ähnlich sagt das Ahmadinedschad auch

     

    die Frage ist doch ob man nicht alle Moslems vergasen soll, oder?

     

    toll diese Aussagen!

     

    Scheren wir doch alle über einen Kamm.

  • H
    Hans

    Das ist nichts Neues. Die Moschee ist eben für Schiiten und Iran-Regime-Freunde Treffpunkt zugleich. Die Özoguz-Brüder sind auch reichlich medienbekannt, inklusive ihrer Schwester Aydan (SPD und Frau von Michael Neumann). Israel, Libanon und Irak - das Thema Iran ist natürlich nicht gerne diskutiert, zumal viele Moschee-Besucher nur zu gut wissen, dass im Land kaum 20 Prozent für das Regime sind und entsprechend viele Menschen unterdrückt werden. Diese Geschichte ist insofern für mich etwas zu alt und außerdem hat diese Moschee selbst aus der regime-treuen Perspektive durchaus interessantere Seiten. Chatami war hier zum Beispiel auch Imam sowie Ayatollah Beheschti, einer der engsten Menschen von Chomeinie und Initiator der Islam-Partei während der Anfangsjahre.

    Ob Peter Schütt nun in der DKP war? Was sagt das über ihn aus? Nichts. Er ist auch der Sohne evangelischer Theologen. Was sagt das aus?

    Gähn.

  • JS
    Jack Stern

    es gibt hier nichts worüber man sich wundern sollte, die katholiken werden aus dem vatikan regiert die ditib aus der türkei usw. und die schiiten eben aus dem iran heraus. die erklärung dafür ist ersichtlich und sollte vor allem für die christen keine überraschung beinhalten.

  • D
    dieLINKE

    Schweizer demokratische Volksabstimmung :

     

    Immer und immer wieder wird er beschworen, ja glorifizierend auf den höchsten Götterthron des Olymp entrückt, der Wille des Volkes. Der Satz „Alle Gewalt geht vom Volke aus“ ist der archimedische Punkt der modernen Staatstheorien und die „volonté generale" des Rousseau, der „Wille der Allgemeinheit“ ist das unwandelbare, für Ewigkeiten definierte Super-Dogma der modernen Demokratie.

    Die Abstimmung in der Schweiz und die dazu in den Medien veröffentlichte Meinung in Deutschland zeigen, dass das Volk schon einen Willen haben darf. Aber es muss natürlich der richtige sein!