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Murmann tritt ab

■ Gestern wurde Dieter Hundt zum neuen Arbeitgeberpräsident gewählt

Berlin (taz) – Die Bundesvereinigung der Deutschen Arbeitgeberverbände (BDA) hat einen neuen Präsidenten: Mit großer Mehrheit wählten die Mitglieder den schwäbischen Unternehmer Dieter Hundt (57) zum Nachfolger von Klaus Murmann (64). Der seit zehn Jahren amtierende BDA- Präsident, der erst im vergangenen Dezember für zwei weitere Jahre bestätigt worden war, hatte seinen Platz geräumt. Murmann interessiert sich für den Chefsessel der Vereinigung der Wirtschafts- und Arbeitgeberverbände Europas (Unice).

Anläßlich der im Juni anstehenden Unice-Wahlen ist ein Konflikt mit dem Bundesverband der Deutschen Industrie (BDI) aufgebrochen. BDI-Chef Hans-Olaf Henkel stellt sich ausdrücklich hinter den bisherigen Unice-Präsidenten, den 70jährigen Franzosen François Périgot. Der sei erst 15 Monate im Amt; eine vierjährige Amtszeit sei aber üblich.

Dahinter steht offenbar Unzufriedenheit des BDI mit der Tarifpolitik des BDA. Der Präsident der nordrhein-westfälischen Arbeitgeber, Jochen Kirchhoff, erklärte in einem WDR-Interview: „Der Vorwurf ist der der zu großen Nachgiebigkeit gegenüber den Gewerkschaften.“ Murmann setzt sich für Flächentarifverträge zur Erhaltung des sozialen Friedens ein, während der BDI zunehmend auf flexiblere Einzelvereinbarungen setzt. Zwischen BDI und BDA sollen demnächst Gespräche über den Konflikt stattfinden.

Mit dem neuen Arbeitgeber- Präsidenten Dieter Hundt, Chef des Automobilzulieferers Allgaier-Werke, wird der BDI auch nicht seine Freude haben. Hundts Tarifpolitik für die Metallarbeitgeber in Baden-Württemberg hatte den damaligen IBM-Chef Hans-Olaf Henkel dazu veranlaßt, die Mitgliedschaft im Arbeitgeberverband zu kündigen. Henkels Vorstoß gegen Murmann sei deshalb durchaus zugleich als Affront gegen Hundt zu werten, meint denn auch Jochen Kirchhoff. Nicola Liebert

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