: Mündige Bürgerinnen
■ betr.: „Im Gleichschritt zur Gleich berechtigung“ etc., taz vom 8. 7. 96
1. Ich bin für eine ersatzlose Streichung des Paragraphen 218. Ich habe bei meinem ersten Kind eine Abtreibung, trotz wirtschaftlicher Notlage, keinen Moment in Erwägung gezogen.
2. Ich bin für die Zulassung von Frauen zum freiwilligen Waffendienst. Für mich wäre dieser Job weder ein erstrebenswertes Ziel noch eine Notlösung gewesen, wenn mir das Wasser Oberkante Unterlippe gestanden hätte.
3. Die Argumentation, daß Frauen im Gegensatz zu Männern nicht immer beurteilen können, was für sie gut ist und was schlecht und deshalb vom Gesetzgeber in ihre Schranken verwiesen werden müssen (und genau diese Einstellung hängt bei allen Waffendienst- GegnerInnen heraus), kotzt mich an. Dabei ist es mir vollkommen wurscht, ob diese Argumente von patriarchalischen Männern oder emanzipierten Frauen kommen. Christa Schneider, Wuppertal
Ich nehme an, Individuen weiblichen Geschlechts sind all denen zu tiefem Dank verpflichtet, die sich so vehement dagegen aussprechen, „Frauen als Lückenbüßerinnen in der Bundeswehr zu nutzen“. Allerdings scheinen diese Verteidiger unserer Rechte (inklusive den sonst recht progressiven Bündnis/Grünen) noch nicht realisiert zu haben, daß es sich bei uns nicht um schutzbedürftige Wesen handelt, die aufgrund minderer Artikulationsfähigkeit nicht in der Lage sind, sich selbst zu entscheiden.
J. Fischer enttarnt sich hier mit großer Deutlichkeit selbst in seinem geschlechtsspezifischen Denken, vor allem wenn man bedenkt, daß die Gegenposition der Partei vor allem aus den Reihen der weiblichen Abgeordneten kommt.
Die vermeintliche Notwendigkeit des Schutzes vor der bösen männlichen Welt des Militärs beinhaltet eine viel subtilere Form der Bedürftigkeit, nämlich die Bedürftigkeit der Frauen gegenüber dem Mann schlechthin. Allein die Diskussion darüber zeigt, wie wenig das „schwache Geschlecht“ mit der gleichberechtigten Frau von heute zu tun hat, nämlich gar nichts, weil letztere noch immer nicht existiert! Jessica Heller, Dortund
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