Müllentsorgung im Irak: Verbrennen oder auf den Staat warten?

Im kurdischen Irak ist nur ein Unternehmen für die Müllabfuhr zuständig. Werden sie nicht bezahlt, bleibt der Abfall liegen – oder wird angezündet.

Gepresster Plastikmüll

Wird der Müll endlich abgeholt? In Irak keine Selbstverständlichkeit Foto: Nic Bothma/reuters

Wie oft kommt im Irak die Müllabfuhr? Ganz knapp zusammengefasst: viel zu selten. Und: Es ist kompliziert. Etwa in dem Dorf Qorto in der kurdischen Autonomieregion im Norden des Irak. Dort lebt Dilshad Ahmad, der auf diese Frage antwortet: „Nie! Früher wurde hier einmal pro Woche der Müll abgeholt. Seit einem Monat passiert aber Nullkommanichts mehr!“

Was er und die anderen Dorfbewohner nun mit ihrem Müll machen? „Na, was schon? Wir verbrennen ihn einfach. Überall steigt Rauch auf, es stinkt erbärmlich, überall schwirren Fliegen und Moskitos. Meine Nachbarn und ich werden krank, haben Asthma, Allergien oder Nasennebenhöhlen-Entzündungen von all dem Rauch.“

Die Stadtverwaltung von Karmajan, die dafür zuständig ist, dass in Qorto sowie den anderen Dörfern der Region der Müll abgeholt wird, weist das Problem zwar nicht von sich, hat aber eine ganz einfache Erklärung dafür, warum der Müll derzeit liegen bleibt: Aufgrund der Wirtschaftskrise fehlen schlichtweg finanzielle Mittel, um das Unternehmen, das sich bislang in der nordirakischen Region um die Entsorgung gekümmert hat, weiter dafür zu bezahlen.

Die Folgen für die Bewohnerinnen und Bewohner der Region sind dramatisch. Nicht nur, dass sie der Rauch krank macht – starke Regenfälle haben auch noch dazu geführt, dass der Müll in die umliegenden Flüsse gespült und das Trinkwasser dadurch verseucht wurde.

„Die willkürliche Verbrennung von Abfällen ist in der Tat ein Phänomen, das wir in unserem Land beobachten. Natürlich ist dies im Rahmen unserer Umweltgesetzgebung verboten. Mindestens genauso wichtig wie der Umgang mit Müll ist es aber, dass wir die Luftverschmutzung durch Fahrzeugabgase oder Stromgeneratoren nicht aus dem Blick verlieren. Die Einführung von einem umweltfreundlichen öffentlichen Nahverkehrssystem wäre ein erster Schritt, um die Schadstoffbelastung in der Luft zu reduzieren. Außerdem arbeiten wir daran, dass im Irak künftig mehr Solarenergie genutzt werden kann. Unser Plan ist es, dass das Land in naher Zukunft etwa 20 Prozent seines Strombedarfs aus der Kraft der Sonne deckt.“

Issa Al-Fayyad, Generaldirektor der Technischen Abteilung im Umweltministerium, aufgezeichnet von Rajaa Zarir, Bagdad, Irak

Abdul Muttalib Refaat, ist Umweltexperte für Wasserressourcen. Das größte Problem, bestätigt er, sei die Abhängigkeit von nur einem Unternehmen, das in der Region Kurdistan für die Müllbeseitigung zuständig ist. Und selbst wenn der Müll abgeholt wird, wird er laut Refaat nicht fachgerecht entsorgt. Weder seien die Deponien weit genug von Siedlungen und Flüssen entfernt, noch werde der Müll vor der Verbrennung sortiert. „Was wir hier dringend brauchen“, sagt er, „sind Auflagen für den Umweltschutz.“

Barzan Karim, der ebenfalls in einem der Dörfer der Region lebt, wäre froh, wenn die Müllabfuhr einfach mal wieder käme und er seinen Müll nicht mehr vergraben müsste. Mehrfach hat er sich an die zuständigen Behörden gewandt. Er wartet noch immer auf eine Antwort.

Laila Ahmed, Kirkuk, Irak

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