: Müder Obelix, plietscher Manager
■ Bud Spencer mußte vor dem 6-Tage-Rennen Dieter Klink drücken
„Today you are the most famous man in Bremen“. So richtig Mühe gab sich gestern nachmittag Bürgerschaftspräsident Doktor Dieter Klink, um das berühmte, gutmütige Dickerchen, das ihm da in die Bürgerschaft geschickt worden war, zu unterhalten. Doch wie er sich auch plagte: Mehr als grummelnde Kehllaute waren dem Bären, der sich mit einem flüchtigen „Bud Spencer“ in das Gästebuch eintrug, nicht zu entlocken.
Warum kommt so ein müder, alternder Italo-Western-Obelix für eineinhalb Tage von Miami/ Florida nach Bremen geflogen? Für so ein Ereignis gibt es in Bremen nur einen einzigen Anlaß, das Sechstage-Rennen. Damit die ganze norddeutsche Region den Startschuß mitbekommt, wird jedes Jahr für ein paar Zehntausender die ganz große Nummer herangeschafft. Die soll dann viele Pressefotographen für kostenlose PR anlocken und nebenbei noch ein paar nette Worte über Bremen verlieren. Zum Beispiel „Yeah“, „Great“ oder „Marvellous.“ Doch Bud hat bis nach 15.00 Uhr geschlafen und ist eine Stunde später immer noch arg verlangsamt.
Ganz anders sein plietscher deutscher Manager, der in jedem anständigen „Vier-Fäuste-Film“ ohne langes Zögern gleich eine Pranke auf das gelockte Haupt bekäme. Doch Bud ist viel zu müde, um mitzubekommen, was sein Adlatus auf dem Weg ins Rathaus dem Weser-Kurier-Reporter sagt. Dieser hatte für Donnerstag einen wenig euphorisierten Artikel über Bud geschrieben. Was also sagt der Manager, nachdem er den Übeltäter erkannt hat, zu den Sicherheitskräften? „Entfernen Sie den Mann aus dem Rathaus.“ Doch die Bremer Polizistenschar ist einfach nicht im richtigen Film und mißachtet die Anweisung,. Und so kann auch der Kollege noch mitbekommen, wie der Protokollchef des Rathauses Bud Spencer ein Buddelschiff überreicht.
Und als Bud dann an der Bürgerschaft vorbei zu dem Roll's Royce schlurft, da guckt der aktentaschenbewehrte Bürgerschaftspräsident Klink immer noch neugierig hinterher. Wenigstens ihm hatte Spencer etwas Bleibendes hinterlassen. „Every time I see your films, I will think of this moment“, hatte Klink den Dicken beim Händedruck angestrahlt. Worauf der kurz die Stirne runzelte. hbk
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen