„Mr. Robot“ will großartig sein. Klappt leider nicht: Was ihr wollt. Und was ihr seid
Die Couchreporter Heute: Meike Laaff
Wo Traum und Wirklichkeit auseinanderklaffen, da kann die Serie helfen. Ich nenne das gern den „House of Cards“-Effekt: So eiskalt der superböse Frank Underwood und die seinen auch sein mögen, so sehr die Dramaturgie sich auch mitunter von aller Plausibilität verabschiedet: Leute aus dem politischen Betrieb lieben diese Serie. Weil Politiker hier gewitzt sind. Echte Player. Und sehr mächtig. Halt also genau so, wie man sich gern fühlt, wenn man mal wieder in irgendwelchen Abstimmungen den Kürzeren gezogen hat. Tagtäglich mehr verwaltet als gestaltet. Also: Balsam für all die kleinen Rädchen im Politikgetriebe.
So oder so ähnlich ist wohl auch zu erklären, warum „Mr. Robot“ gerade bei Leuten aus der Techbranche 2015 einen solchen Überraschungserfolg feierte. Und auch in der aktuellen zweiten Staffel gut läuft.
Weil „Mr. Robot“ Hacker nämlich genau so zeigt, wie sich viele Netzwerkadministrationen und Coder halt auch gern sehen: mächtig und gut. Ausgestattet mit überlegender Intelligenz und Finesse. Ein wenig isoliert, ja. Okay, und die da skizzierten Psycho- und Drogenprobleme will man natürlich auch nicht haben. Aber sonst . . .
„Mr. Robot“ setzt alles daran, die Eingeweihten zu bezirzen. So flirrt hier kein Code-Dada über die Monitore, um irgendwelche Fantasie-Hacks auszuführen, sondern Skripte sind zu sehen, die so auch funktionieren könnten. Dafür beschäftigen die Autoren der Serie extra Sicherheitsforscher, die genau diesen Code zusammenhacken. Wundervoll auch, wie die Serie aktuelle Fragen wie hackbare Smart Homes, Virtual Reality und Ransomware klug mit der Story verwebt.
Sorgfalt, die eng damit zusammenhängt, dass sich Sam Esmail, Schöpfer von „Mr. Robot“, selbst als Nerd bezeichnet. Erfrischend überzeugend ergo auch dieser Elliot Alderson (Rami Malek), Protagonist der Serie. Ein rappeldürrer Nihilist im schwarzen Hoodie, der tagsüber in einer IT-Sicherheitsklitsche sein Geld verdient und nachts in einer pittoresk abgeranzten Spielhalle mit seiner Hackercrew Robin Hood spielt. Dessen entzündete Augen sich so tief in die Höhlen graben. Der, so supersmart er ist, schwer mit seinen psychischen Problemen kämpft – und mit verzerrter Realitätswahrnehmung.
Gut beobachtet ist vieles, überzeugen kann die Serie nach anderthalb Staffeln trotzdem nicht. Dabei wollte ich sie mögen. Wirklich. Und dann kam dieser Gulasch aus zeitgeisty Kapitalismuskritik, der nach einem Remix aus Occupy und Anonymous aussieht. Und überhaupt, all diese Anleihen. Sie haben „Fight Club“ gesehen? Oder „American Psycho“? Gut, dann können Sie sich zwischendurch auch mal ein paar Chips holen.
Plus: Es ist ja eine hübsche Idee, eine Serie zu machen, die auch als eine Art Sesamstraße für IT-Sicherheit funktionieren kann, so, wie sich das einige aus dem Umfeld der „Mr. Robot“-Macher laut Interviewaussagen wünschen. Tatsächlich driftet „Mr. Robot“ aber mitunter in Arroganz ab. Gegenüber all diesen Volldeppen von Nicht-Codern. Die – nur ein Beispiel – allesamt so dumm sind, dass sie nur Passwörter kennen, die Namen und Geburtsdaten der Familie, Haustiere oder Lieblingssportteams kennen. Kann man machen. Ist aber halt ziemlich platt. Aber gut – wenn’s das Ego der Eingeweihten streichelt . . .
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