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MotzstraßenfestWarmlaufen für den CSD

Auf der lesbisch-schwulen Meile gibt es alles, vom schwulen Chor bis zur SPD-Brause. Nicht allen genügt das.

Bei aller Freude über den schönen Tag, diesen Satz kann sich Gerhard Hoffmann, Mitbegründer des Motzstraßenfests, nicht verkneifen: "Liebe Lesben und Schwule, wenn euch jemand an den Hintern fasst, ist das nicht immer nett gemeint". Der Mann mit der Regenbogenbrille empfiehlt: "Passt auf euer Geld auf."

Hunderttausende Menschen haben am Wochenende die Festwoche zum Christopher Street Day (CSD) am kommenden Samstag eingeläutet. Sie feierten in Schöneberg das 17. lesbisch-schwule Stadtfest. Am Samstag kamen nach Veranstalterangaben 250.000 Menschen rund um den Nollendorfplatz.

Eine bunte Menge flaniert durch die Straßen: Jeans neben Latexhose, Netzshirt neben Kapuzenpulli. Auch die Politik darf nicht fehlen: Mehr "sexuelle Demokratie" steht auf dem Banner über der Hauptbühne in der Fuggerstraße. Traditioneller Opener ist dort am Samstagnachmittag der Politiktalk "Das wilde Sofa". Danach ist die Bühne frei für Rock und Pop.

18 Uhr, noch eine Viertelstunde bis zu Ludger Kämereits Auftritt. Er wird nervös. "Aber sobald ich das Publikum sehe, ist es vorbei." Kämereit ist die Bassstimme des Chors "Männer-Minne". "Es gibt viele Straßenfeste in Berlin, aber das hier ist unser Fest", sagt er und muss los.

Zwölf Sänger der "Männer-Minne" betreten in Schwarz die Bühne. Als Auftakt liefern sie eine Parodie auf das Pferderennen in Ascot, ein Stück aus dem Musicalklassiker "My Fair Lady". Peter Wobbermin, der ganz vorne an der Bühne steht, ist begeistert. Um seinen braun gebrannten nackten Oberkörper trägt er eine pinkfarbene Federboa und sticht aus dem eher "normal" gekleideten Publikum hervor. Wobbermin kennt die Männer-Minne seit Jahren, singt selbst in einem Chor. Aber von Neid keine Spur. "Unter schwulen Chören gibt es keine Konkurrenz." Was ihm am Straßenfest besonders gefällt? Die "Vorfreude auf den CSD".

Während das Nachfolgeprogramm weniger durch seine Stimmen als die fallenden Textilien begeistert, steht Uwe Ostendorff am 200 Meter entfernten SPD-Stand und verteilt Brause-Pulver-Tüten - für "ein prickelndes Erlebnis". Das zweideutige Versprechen der Sozialdemokraten kommt nicht bei jedem Passanten gut an. "Schießt erst mal Wowereit ab", tönt ein Protestler und ist schon in der Menschenmenge untergetaucht. Ostendorff wirbt für den SPD-Arbeitskreis "Schwusos - Lesben und Schwule" und muss an diesem Tag einige Kritik ertragen. "Aber das ist das erste Mal, dass jemand Klaus Wowereit direkt kritisiert", sagt er.

Es bleibt allerdings nicht bei der einen Gegenstimme. Auch Christian John, der am Stand vorbeikommt, äußert seine Enttäuschung. "Als Symbolfigur war Wowereit eine gewisse Zeit von Bedeutung, aber das war es dann auch." Für ihn gibt es noch viel zu tun. "Zu viele Schwule müssen sich immer noch verstecken." Auch das Straßenfest gefällt ihm dieses Jahr nicht so gut. "Früher war es politischer."

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1 Kommentar

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  • GH
    Gerhard Hoffmann

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    ach taz! - abgesehen davon, dass ich hier mit dem bühnen-moderator verwechselt wurde, hätte ich mir gewünscht, dass die inhalte meiner talkshow »das wilde sofa« auch in der taz kommuniziert werden. damit hätte sich die argumentation, das stadtfest wäre früher politischer gewesen, von selbst ausgehebelt.

     

    auch für die leserInnen der taz wäre es sicher interessanter gewesen, die diskussionen mit seyran ates und klaus lederer oder cem özdemir und kim fisher zu vermitteln. stichworte: kopftuchstreit, gewalt, homophobie, integration, multikulti, sexuelle vielfalt etc. etc.

     

    offensichtlich trifft auch auf die autorin anne siegmund der spruch zu: heterosexuelle einfalt statt sexuelle vielfalt.

     

    vielleicht gibt es ja nächstes jahr eine berichterstattung, die meiner talkshow und dem lesbisch-schwulen stadtfest gerecht wird. - da hätten wir doch alle etwas davon.

     

    mit der brille der sexuellen vielfalt grüßt,

     

    gerhard hoffmann