■ Motorsäge gegen Waldschäden: Statistik abgeholzt
Wie sehr den Zahlen der „Waldzustandsberichte“ getraut werden darf, ist nicht ganz ersichtlich. Bäume nämlich, die zwischen den vorhergehenden und diesjährigen Berichten im Kampf gegen Auspuffabgase und Sommersmog unterlagen, wurden mit der Motorsäge nicht nur aus dem Wald entfernt – sondern auch aus der Statistik. Waldschadensbeauftragter Werner Kilz räumte gestern denn auch ein, daß sich eine „Gesundrechnung“ nicht vermeiden lasse. Bei einem solchen Statistik-Trick kann dann auch nicht verwundern, daß ein Umweltsenator Jahr für Jahr aufs Neue zwar warnende Worte findet, ohne aber tatsächlich dem Schuldigen Nummer eins – nämlich dem Diesel- und Ottomotor – endlich eine Ladung Laub in den Auspuff zu stopfen. Vollmundig sprach Mercedes-Fahrer Hassemer von „großflächigen Verkehrseinschränkungen“. Doch Fahrverbote oder ein Tempolimit meinte er nicht. Ja, was denn dann? Kein Wunder, daß der Chauffeur des ebenfalls anwesenden Brandenburger Staatssekretärs weder den Waldschäden noch den Worten der Regierungsvertreter viel Aufmerksamkeit abgewinnen konnte. Statt dessen führte er Interessierten die Maschine des (immerhin: waldgrünen) Dienstwagens vor. Fast entschuldigend merkte er an, daß der Staatssekretär sich mit 120 PS begnügen müsse – weil dies eine Landesverordnung vorschreibe. Mehr ist für den Wald eben nicht drin. Dirk Wildt
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