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■ Moskau setzt weiter auf Gewalt
Moskau (dpa/AP) – Das Gesprächsangebot der tschetschenischen Führung stößt bei der russischen Regierung offenbar auf kein Interesse. Russland setzt in der abtrünnigen Kaukasusrepublik weiter auf militärische Gewalt. Verteidigungsminister Igor Sergejew sagte, das Militär stehe für einen Angriff auf die Hauptstadt Grosny bereit.
Ministerpräsident Wladimir Putin lehnte gestern das Friedensangebot des tschetschenischen Präsidenten Aslan Maschadow ab. Dem Fernsehsender RTR sagte Putin, Ziel der russischen Militäroperation sei es, „alle Banditeneinheiten zu vernichten und jede Voraussetzung für ihre Wiederbelebung auszuschließen“. Alle „Terroristen“ müssten ausgeliefert werden. Erst dann seien Gespräche möglich, betonte er. „Für uns gibt es nur einen Weg – die Terroristen zu vernichten.“
Maschadow hatte Moskau am Sonntag Verhandlungen angeboten (siehe nebenstehenden Text). Zugleich räumte Maschadow ein, dass tschetschenische Kämpfer, die sich der Kontrolle der Regierung entzogen hätten, an den Einfällen im benachbarten Dagestan im August und September beteiligt gewesen seien. Maschadow war es seit Beginn seiner Regierung 1997 nie gelungen, die Macht der unabhängigen „Kriegsfürsten“ und Kommandeure zu brechen, die sich jeder Kontrolle durch die Regierung in Grosny entzogen haben.
Unterdessen sagte ein tschetschenischer Kommandeur, die Russen seien aus einigen Stellungen am Nordufer des Flusses Terek vertrieben worden. 40 Soldaten seien getötet worden.
Die EU-Außenminister forderten in Luxemburg „einen politischen Dialog mit dem Ziel einer friedlichen Lösung des Konflikts“. „Es sollte jeder Versuch unternommen werden, eine weitere Eskalation zu vermeiden“, steht in einer Erklärung. Die Minister sprachen sich zugleich für die „territoriale Integrität“ Russlands aus.
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