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Archiv-Artikel

Morgens Elmex

Kurz vor knapp entfernt Sat.1 aus seinem Eventzweiteiler „Eine Liebe in Saigon“ (heute und Mi., 20.15 Uhr) drei Tuben Zahnpasta

VON CHRISTIAN BARTELS UND HANNAH PILARCZYK

Schon im Juli 2005 hatte die Sat.1-Produktion „Eine Liebe in Saigon“ Premiere, auf dem TV-Festival Cologne Conference. Seinerzeit wurde auf allen Medienkongressen der gerade eskalierende Schleichwerbeskandal um die Bavaria und die ARD („Marienhof“) diskutiert. Und manchen wunderte es, in der Lovestory zwischen deutscher Ärztin und deutschem Minensucher in Vietnam auf ein äußerst prominent platziertes deutsches Zahnpflege-Duo namens Aronal und Elmex zu stoßen.

Heute, ein Dreivierteljahr später, läuft der Film im Fernsehen, und bis gestern Mittag war auch die Zahnpasta noch drin. Die Szene ging so: Ehemann Marc (Mehmet Kurtulus) besucht Sarah (Désirée Nosbusch) mal wieder in Vietnam, die beiden kuscheln im Himmelbett und er überrascht sie mit profanen Geschenken aus der Heimat: Zahnpasta. Die erste Packung kommt ins Bild – Aronal, blau, „für morgens“, sagt Marc. Es folgt Elmex, rot, „für abends“ – „und jetzt das Beste“, sagt Marc. Überreicht wird die türkise Packung Elmex sensitive, für sensible und freiliegende Zähne, sagt die Herstellerfirma Gaba – „für feiertags“, sagt Marc.

Sat.1-Sprecherin Kristina Fassler mahnte gegenüber der taz zunächst zur Gelassenheit: Solange es keine Beweise dafür gebe, dass Geld geflossen sei, wäre ein Wegschneiden der betreffenden Szene nicht nötig. Überhaupt gehe die Diskussion am Zuschauer vorbei, so Fassler, von dem sei „etwas mehr Mündigkeit“ zu erwarten. Regisseur und Autor Uwe Janson, der neben gefühligen Zweiteilern gern auch ambitionierte Kunstfilme wie neulich „Lulu“ dreht, sprach im Fachdienst epd medien von „Scheingefechten“, die „auf dem Rücken der Kreativen“ ausgetragen würden. Und wie rechtfertigte die Produktionsfirma Allmedia Pictures die prominent platzierten Produkte? So: Sie seien „schon im Drehbuch verankert und dramaturgisch notwendig“ gewesen.

Leider geht die Diskussion, ob es sich beim Pastenpatzer um Schleichwerbung handelte, jetzt tatsächlich am Zuschauer vorbei: Gestern um 14.30 Uhr entschloss sich Sat.1, die Szene doch herauszunehmen. Nach einem Vorlauf von einem runden Dreivierteljahr seit dem ersten öffentlichen Screening des Films – bei dem Sat.1 sich bereits entsprechende Fragen der anwesenden Berichterstatter gefallen lassen musste – ist das eine sehr wohl bedachte Entscheidung.

Dabei war – streng dramaturgisch – sogar eine Option auf Fortsetzung im Drehbuch verankert: „Das nächste Mal wünsche ich mir Parfum“, sagt nämlich Sarah zum Zahnpasta-Segen. Doch anscheinend wusste Marc da schon, dass was im Busch ist: „Oh, das wird schwierig. Das wird sehr schwierig.“