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Mordversuch an iranischer JournalistinSchuldspruch für die Angeklagten

Die in den USA lebende Masih Alinejad steht im Visier des Iran – weil sie Frauen ermutigt, frei zu leben. 2022 schlug ein Mordversuch auf die Aktivistin fehl.

Freut sich über den Ausgang des Prozesses: Masih Alinejad in New York Foto: Seth Wenig/ap

New York ap | Ein Geschworenengericht hat zwei Männer des versuchten Auftragsmordes an der in den USA lebenden iranischen Journalistin Masih Alinejad für schuldig befunden. Das Urteil wurde am Donnerstag vor einem Bundesgericht in New York verkündet und beendete einen zweiwöchigen Prozess.

Alinejad, die nicht im Gerichtssaal anwesend war, sagte der AP, sie habe geweint, als sie von dem Schuldspruch erfuhr. „Ich bin erleichtert, dass die Männer, die meinen Tod geplant haben, nach fast drei Jahren für schuldig befunden wurden. Aber täuschen Sie sich nicht, die wahren Drahtzieher dieses Verbrechens sind immer noch an der Macht im Iran“, sagte sie.

Alinejad sagte vergangene Woche aus, dass sie 2009 als Journalistin in die USA kam, nachdem ihr die Berichterstattung über die umstrittenen iranischen Präsidentschaftswahlen damals untersagt wurde. In New York geriet die 48 Jahre alte Journalistin ab 2020 erneut ins Visier des Iran, weil sie in einer Online-Kampagne Frauen dazu ermutigt hatte, Videos von sich aufzunehmen, in denen sie ihre Haare zeigen und damit gegen die im Iran geltenden Vorschriften für Frauen verstoßen. Viele der Frauen gingen laut Alinejad im Iran auf die Straße, um gegen die Regierung zu protestieren.

Das Land setzte im Juli 2022 ein Kopfgeld von 500.000 US-Dollar für die Ermordung der Aktivistin und Autorin aus, nachdem die Bemühungen, Alinejad einzuschüchtern fehlgeschlagen waren, wie die Staatsanwaltschaft mitteilte.

Beauftragt von der iranischen Regierung

Die Staatsanwaltschaft warf den Verurteilten vor, der russischen Mafia anzugehören und – angeheuert von der iranischen Regierung, versucht zu haben, die Journalistin zu ermorden. Ihre Anwälte hatten argumentiert, dass sie unschuldig seien und die Beweise im Prozess fehlerhaft seien. Die Anwältin von einem der beiden Verurteilten kündigte nach dem Schuldspruch an, in Berufung zu gehen.

Ein Zeuge in dem Prozess, ein ehemaliges Mitglied der russischen Mafia, sagte aus, dass er ebenfalls von einem Auftragskiller angeheuert worden sei. Er kooperierte mit der Staatsanwaltschaft, nachdem er sich in mehreren Fällen schuldig bekannt hatte und gab an, eine Waffe gekauft zu haben, um Alinejad zu töten – doch der Plan wurde vereitelt, als er von der Polizei angehalten und die Waffe gefunden wurde. Der Mann stammt wie die Angeklagten aus Aserbaidschan, das eine gemeinsame Grenze und kulturelle Bindungen mit dem Iran hat.

Alinejad sagte, dass sie seit dem versuchten Attentat fast zwei Dutzend Mal umziehen musste und sich manchmal schuldig fühlte, weil so viele ihrer Anhänger im Iran keinen Schutz haben. Das, so sagte sie, mache sie nur noch entschlossener, den Menschen dort eine Stimme zu geben.

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