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Mordmotiv Bibel

Im Krimi geraten religiöse Typen unter Verdacht

Spoileralarm! Zuschauer deutscher Fernsehkrimis dürfen diesen Text nicht weiterlesen, wollen sie nicht aus dem Paradies der dramaturgischen Ahnungslosigkeit vertrieben werden. „Religiöse Menschen sind in Fernsehkrimis oft die Mörder“, verriet Theologe Beat Föllmi gestern epd. Ach was? Der Mörder ist nicht mehr immer der Gärtner? Oder Colonel Mustard mit dem Dolch? „900 Krimi-Folgen im deutschsprachigen Fernsehen“ hat der TV-Theologe in einer beispiellosen Bußübung gesichtet, um endlich Zeugnis abzulegen: Wenn im Krimi jemand wirre Bibelverse in die Kamera murmelt, ist es eigentlich immer ein Serienkiller. Es sei denn, der Zuschauer ist eingeschlafen und erst beim „Wort zum Sonntag“ wieder aufgewacht. „Als verhaltensauffällig“, klagt der Gottesmann, würden „praktizierende Religiöse“ auf der Mattscheibe dargestellt. „Mönche kämen bei vielen Drehbuchautoren ganz schlecht weg.“ Nicht einmal grundsympathische Großinquisitoren, möchte man anfügen, werden in herkömmlichen Mittelalterkrimis immer positiv dargestellt. Abhilfe könnten Schmunzelkrimis aus christlicher Warte schaffen, in denen der gemütliche Inspektor Torquemada Häretiker überführt oder CSI Vatican einen Missbrauchsskandal mit technischer Raffinesse nicht aufklärt.

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