Mord im Kongo: Polizeigeheimdienstchef gesteht
Regierung treibt Aufklärung des Mordes am Menschenrechtsaktivisten Floribert Chebeya voran. Polizeichef Numbi unter Hausarrest.
Berlin taz | Mit unüblicher Konsequenz befördert die Regierung der Demokratischen Republik Kongo die Aufklärung des Mordes an Floribert Chebeya, dem am Mittwoch nach einer polizeilichen Vorladung ermordet aufgefundenen Chef der Menschenrechtsorganisation Voix ds Sans-Voix (VSV). Der Chef des Polizeigeheimdienstes, Oberst Daniel Mukalay, wurde verhaftet und soll den Mord gestanden haben, berichteteten gestern Quellen aus Kongos Präsidentschaft gegenüber Nachrichtenagenturen.
"Er hat gesagt, er habe Befehle ausgeführt", gab ein ungenannter Sprecher Mukalays Geständnis wieder. Mehrere weitere hochrangige Polizeioffiziere, deren Identität nicht genannt wurde, seien ebenfalls festgenommen worden.
Mukalay ist direkt dem Polizeichef John Numbi unterstellt, mit dem Chebeya am vergangenen Dienstag abend einen Termin hatte, von dem er nicht mehr lebend zurückkehrte.
Bereits am Samstag hatte Kongos Polizeisprecher bekanntgegeben, General Numbi - einer der mächtigsten Figuren in Kongos Sicherheitsapparat - sei für die Dauer der Ermittlungen vom Dienst suspendiert und unter Hausarrest gestellt worden. Dies sei bei einem außerordentlichen Treffen des kongolesischen Sicherheitsrates unter Leitung von Präsident Joseph Kabila geschehen.
Kongos Regierung reagiert damit auf die internationale Empörung, die die Nachricht der Ermordung des international bekannten und geschätzten Chebeya ausgelöst hatte. Unter anderem hatte UN-Generalsekretär Ban Ki-Moon eine unabhängige Unterschung gefordert. Kongos Regierung versucht gerade, die UNO davon zu überzeugen, dass sie ihre Blauhelme aus dem Land abziehen kann, weil Kongos Sicherheitskräfte jetzt selbst für Sicherheit sorgen können.
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen
meistkommentiert
Geschasste UN-Sonderberaterin
Sie weigerte sich, Israel „Genozid“ vorzuwerfen
Prognose zu Zielen für Verkehrswende
2030 werden vier Millionen E-Autos fehlen
Fake News liegen im Trend
Lügen mutiert zur Machtstrategie Nummer eins
Mord an UnitedHealthcare-CEO in New York
Mörder-Model Mangione
Partei stellt Wahlprogramm vor
Linke will Lebenshaltungskosten für viele senken
Vertrauensfrage von Scholz
Der AfD ist nicht zu trauen