: Moralisch gefärbte Aufregung
■ betr.: "Der prekäre Staatsakt Trauer", Kommentar von Elke Schmitter, taz vom 4.6.93
betr.: „Der prekäre Staatsakt Trauer“, Kommentar von Elke Schmitter, taz vom 4.6.93
[...] Warum diese Entrüstung? Was hätte Kohl denn in Köln auf der Ehrentribüne zu suchen gehabt? Mir reichte es schon, daß mit Bundesinnenminister Seiters einer derer da oben saß, die mit am meisten dazu beigetragen haben, das Klima zu vergiften und den Boden für ausländerfeindlichen Haß zu bereiten.
Warum also die moralisch gefärbte Aufregung über Kohls Abwesenheit? Der Mann ist doch konsequent. Er zeigt offen, was andere hinter hohlen Formulierungen und Trauerreden zu verbergen suchen: daß die Morde von Solingen für ihn ein „Vorgang“ sind, der ihn keineswegs zur politischen Umkehr drängt. Also: Laßt uns Kohl wegen seiner Politik gegenüber AusländerInnen kritisieren, aber nicht deswegen, weil er so ehrlich ist, den Opfern von Solingen seine Mißachtung offen zu zeigen. Michael Vesper, MdL NRW,
Die Grünen, Düsseldorf
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen